Behandelter Abschnitt Eph 5,3-21
Nun folgen Warnungen: „Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, gleichwie es Heiligen geziemt“. Wie demütigend, dass solche Ermahnungen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entfaltung der himmlischen Berufung gefunden werden! Und doch: zu welchen Dingen ist das menschliche Herz nicht alles fähig! Keine Warnung wird uns ohne Grund gegeben; und der Zustand der Versammlung von Korinth zu der Zeit, als der Apostel seinen ersten Brief dorthin schrieb, zeigt uns die Notwendigkeit dieses Wortes. Den Thessalonichern wurde etwas Ähnliches geschrieben (1Thes 4,3-8), ebenso den Kolossern (Kol 3,5-6). Die Zunge muss nicht weniger als die übrigen Glieder des Leibes bewacht werden; Schändlichkeit, albernes Geschwätz oder Witzelei schickt sich nicht für die Heiligen. Wenn die Heilige Schrift negative Dinge vorstellt, so zeigt sie aber auch positive Dinge; wenn einerseits nichts Törichtes über unsere Lippen kommen soll, so soll es auf der anderen Seite vielmehr Danksagung sein. Glückliche Beschäftigung! Das Herz ist mit der göttlichen Gnade derart gesättigt und von Christus so gefangen genommen, dass aus dieser Fülle heraus Danksagung zu Ihm emporsteigt. Möchten wir mehr davon kennen!
Denkt Gott leichtfertig über Sünde und Torheit? Nein; auf einem solchen Weg der Sünde und Torheit zu verharren, ist äußerst ernst. Solche Menschen haben kein Erbteil in dem Reiche Gottes und Christi. Die Epheser sollten sich nicht täuschen lassen, „denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams“. Was sollen wir dann dazu sagen, wenn jemand, der den Namen des Herrn bekennt, unverwandt an einem bösen Weg festhält? „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt 6,16+20; Lk 6,44). Es geht hier nicht darum, dass der Gläubige auf seinem Weg durch diese Welt Schwächen und Versagen offenbaren kann – dafür gibt es die wiederherstellende Gnade durch die Sachwalterschaft Christi und das gnädige Bemühen und Wirken des Geistes in Herz und Gewissen hier auf der Erde. Hier an dieser Stelle wird ein böser Lebenswandel vorausgesetzt, und das unter dem Deckmantel des Namens des Herrn. Die Epheser sollten sich von solchen abseits halten und in diesen Dingen nicht ihre Mitgenossen sein. Solche Wege hätten anziehend für sie sein können, denn einst waren sie Finsternis, jetzt aber Licht in dem Herrn; und deshalb sollten sie nun als Kinder des Lichts wandeln. Unser früherer Zustand wird hier sehr ernst beschrieben: ‘einst Finsternis‘. „Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm“ (1Joh 1,5); folglich befanden wir uns in völligem Gegensatz zu Gott, unsere ganze Natur war in Feindschaft gegen Ihn. Aber wir sind nicht länger Finsternis und auch nicht in der Finsternis, sondern wir sind Kinder des Lichts. Und nun soll sich die Frucht des Lichtes, d. h. die praktischen Ergebnisse davon, dass wir Gott kennen, Der sich uns völlig offenbart hat, erweisen ‘in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit‘. Wir untersuchen und prüfen daher, was dem Herrn wohlgefällig ist.
Der Christ sollte sich daher nicht nur von diesen ungöttlichen Wegen fernhalten, sondern alle Gemeinschaft mit denen, die die unfruchtbaren Werke der Finsternis ausüben, abbrechen. Vielmehr noch, er sollte sie sogar bloßstellen; nicht unbedingt durch direktes Angreifen der Gewohnheiten der Welt, sondern durch beständiges gottesfürchtiges Tadeln dieser Missetaten. Die verborgenen Sünden der Menschen, die heute einen ebenso breiten Raum einnehmen wie in den Tagen des Apostels Paulus, sind sogar zum Aussprechen zu schändlich; aber sie werden bloßgestellt und ihr wahrer Charakter wird durch das Licht offenbar, „denn das Licht ist es, welches alles offenbar macht“. Ein solches Bloßstellen wird keine Liebe hervorrufen, sondern für den Zeugen vielmehr Hass bedeuten; wie auch unser Herr Jesus gesagt hat: „. . . mich aber hasst sie (die Welt), weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind“ (Joh 7,7). In Seinem Fall hasste die Finsternis das Licht, sie konnte es nicht ertragen.
Deshalb soll der Gläubige, sollte er schlafen, aufwachen und aufstehen aus den Toten. Traurig, wenn ein Heiliger in einen solchen Zustand geraten ist! Welch einen Wert als Zeuge für Gott und für die Wahrheit besitzt ein Schläfer? Gott sei Dank, solche sind nicht tot, der Funke göttlichen Lebens ist vorhanden und kann nie ausgelöscht werden. Aber sie sind in einen Zustand geistlicher
Trägheit gesunken und haben dadurch ihre Freude an der himmlischen Gnade verloren, und auch ihre Nützlichkeit zum Zeugnis. Auch in Römer 13,11-14 weckt uns der Heilige Geist aus dem Schlaf auf; aber dort erinnert Er uns daran, wie nahe unsere Errettung bevorsteht, dass die Nacht weit vorgerückt und der Tag nahe ist. Hier werden solche Schläfer unter den Toten ermahnt, aufzustehen, und der Apostel fügt hinzu: „. . . und der Christus wird dir leuchten“. Nur auf diese Weise kann der Gläubige vor einer feindlich gesinnten Welt etwas von Christus widerspiegeln.
Solche Ermahnungen erinnern uns daran, wo wir uns befinden: im Lande des Feindes. Im Himmel haben wir diese Ermahnungen, sorgfaltig zu wandeln, die gelegene Zeit auszukaufen, nicht töricht sondern verständig zu sein, was der Wille des Herrn ist, nicht mehr nötig. Die Tage sind böse, daher die Notwendigkeit dieser Ermahnungen des Geistes.
Der Gebrauch des Weines muss überwacht werden, da Ausschweifung und Lasterhaftigkeit in ihm liegen können. Vielmehr sollen wir mit dem Geiste erfüllt werden. Dies ist ein anderer Gedanke, als versiegelt zu sein mit dem Geist. Das letztere ist ausschließlich Gottes Werk, der Heilige Geist ist Seine Gabe an den Gläubigen, dies findet seine Grundlage in der Erlösung. Mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein beruht jedoch auf unserem ständigen Selbstgericht und unserer Nähe zu Christus. Wie weit hindern wir Sein Wirken in uns?
Wenn wir so mit dem Geist erfüllt sind, drückt sich das Herz dann in Melodien und Danksagungen zu Gott, dem Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus aus. Die Psalmen, Loblieder und geistlichen Lieder, von denen in diesem Kapitel gesprochen wird, sind christliche Kompositionen. Es handelt sich nicht um die Psalmen Davids, die eher in Beziehung zu den Juden als zu Christen stehen. Sicherlich sind in dieser wunderbaren und inspirierten Sammlung viele kostbare Empfindungen und Gedanken enthalten, die für die Gläubigen zu allen Zeiten wahr sind; und doch ist dieses Buch nicht durch solche Segnungen gekennzeichnet, an denen wir uns in besonderer Weise erfreuen dürfen und sollen, wie z. B. die vollendete Erlösung, das Einssein mit einem erhöhten Christus, die Kenntnis des Vaters und die Innewohnung des Heiligen Geistes. Der geistliche Klang ist deutlich niedriger, wenn Seelen im Gebrauch der Psalmen Davids als dem gewöhnlichem Sprachrohr ihrer Anbetung verharren.