Behandelter Abschnitt Eph 4,17-24
Ab Vers 17 nehmen die praktischen Ermahnungen eine andere Form an. In den Versen 1 bis 16 betreffen die Unterweisungen besonders unseren gemeinschaftlichen Wandel als der eine Leib; hier haben wir nun etwas Persönliches. Es wird der Nachdruck auf einen geziemenden und abgesonderten Wandel gelegt. Der Apostel tut dies auf sehr ernste Weise: „Dieses nun sage und bezeuge ich im Herrn... “. Er wusste um die Gefahren, denen die Heiligen überall ausgesetzt waren und sind, und dass das Aufrechterhalten der Ehre des Herrn von einem solchen Wandel abhängig war; daher dieser besonders beeindruckende Tonfall.
Er ermahnt die Epheser und damit auch uns, nicht so zu wandeln, wie auch die übrigen Nationen wandeln. Wie Kap 2,1–3 zeigt, war das früher ihre Gewohnheit gewesen. In jener Zeit waren sie Kinder des Zorns gewesen, wie auch die übrigen. Die Gnade hat jedoch einen Unterschied bewirkt und möchte nun auch, dass dieser Unterschied von den Menschen, unter denen wir uns befinden, gesehen werden kann; und das natürlich nicht zu unserem eigenen Ruhm, sondern damit Gott in allem durch Jesus Christus verherrlicht werde. Diese Ermahnung ist der Stelle in 1Pet 4,3 sehr ähnlich: „Denn die vergangene Zeit ist uns genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben“. Es besteht nur der Unterschied, dass der Apostel der Beschneidung dort an gläubige Juden schreibt, die in ihren früheren Tagen auf den Boden der sie umgebenden Nationen herabgesunken waren.
Paulus stellt den Zustand der Nationen, die Gott nicht kennen, in düsteren Farben dar: eitle Sinne, verfinsterter Verstand, verblendete und verhärtete Herzen, wegen der in ihnen wohnenden Unwissenheit dem Leben Gottes entfremdet. Dies ist von allen wahr, seien es gelehrte oder ungebildete Menschen. Der Sinn des Menschen kann keinen wahren Gegenstand oder Mittelpunkt finden, wenn er Gott nicht kennt, und auch sein Verstand kann so nicht erleuchtet werden. Erinnern wir uns auch an die ernste Bestätigung hiervon in Römer 1,20+21 und an den Apostel, wie er unter den ‘Weisen‘ in Athen war (Apg 17). In Athen konnte er nur von den einfachsten und grundlegendsten Dingen, wie z. B. der Schöpfereigenschaft Gottes (Vers 24), der Einheit aller Menschen (Vers 26) oder der Torheit des Götzendienstes (Vers 29) sprechen wo gelangt der Mensch hin, wenn er Gott aus seinem Sinn ausschließt?
Nun ist es auch wahr, dass nicht jeder auf den Boden von Vers 19 gesunken sind, dass nicht jeder alle Empfindungen verloren hat, und was dort weiter noch gesagt wird. Aber ein Herz, das nicht wiedergeboren und erneuert ist, egal wo es sich auch befinden mag, ist grundsätzlich zu diesen Dingen fähig. Wir aber haben es nicht also gelernt. Wie lieblich drückt sich der Apostel in Bezug auf unseren gegenwärtigen Pfad über diese Erde aus. Wir sind nicht dazu gesetzt wie im Judentum , Paragraphen eines Gesetzes zu befolgen, sondern wir sollen von einer Person lernen und auf sie hören Christus! Könnte das Gesetz, wenn es beachtet würde, einen Menschen passend für den Himmel machen? Nein, es entspricht dem Menschen im Fleisch und wirkt wie eine Beschränkung und führt zur Verzweiflung. Niemals konnte es jemanden zu dem machen, was ein Christ sein sollte. Der christliche Maßstab ist weitaus höher. „Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht, indem er dies weiß, dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist“ (1Tim 1,8+9); und aufgrund des Todes und der Auferstehung Christi sind nun die Gläubigen solche geworden, denn in Ihm sind wir Gottes Gerechtigkeit geworden (2Kor 5,21).
Die Wahrheit ist, dass eine neue Natur, ein neues Leben, verliehen worden ist (von welchem die Nationen als solche entfremdet sind); und dieses neue Leben hat einen Gegenstand, der ihm immer wieder vorgestellt wird – Christus. Es ist die Freude jedes Gläubigen, Ihn zu betrachten. Sie haben Ihn gehört und sind in Ihm gelehrt. In dem Maße, wie unsere Herzen mit Ihm beschäftigt sind, „werden wir verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2Kor 3,18). Und wenn wir auf Seine segensreichen Wege hier auf der Erde , wie sie uns gezeigt werden , sehen , erkennen wir auch, wie wir unser Leben und unseren Wandel gestalten sollen, denn in Ihm war das Leben aus Gott in Vollkommenheit unter den Menschen dargestellt worden. Nach meinen Gedanken ist dies die Bedeutung von: „. . . wie die Wahrheit in dem Jesus ist“ und dies alles konnte in vollkommener Deutlichkeit bei Ihm gesehen werden. Darüber hinaus haben wir (Vergangenheit!), was den früheren Lebenswandel betrifft, den alten Menschen abgelegt und den neuen Menschen angezogen. Beide werden hier beschrieben: der alte Mensch wird nach den betrügerischen Lüsten verdorben (die Bedeutung des Wortes ‘verdorben‘ hier ist ‘ruiniert‘, ‘zerstört‘ in Vers 29 haben wir einen anderen Ausdruck: ‘faul‘, ‘faulig‘, ‘verdorben‘), er konnte nicht mehr verbessert werden; Gott hat ihn verworfen und wir haben ihn ausgezogen – „unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden“ (Röm 6,6). Aber der neue Mensch ist nach Gott geschaffen worden in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit. Beachte das Wort ‘geschaffen‘. Gott hat in mir etwas ins Dasein gerufen was vorher noch nicht da war. In Kolosser 3,10 heißt es, dass der neue Mensch „erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat“. Dieser Ausdruck passt ausgesprochen gut in den Epheser-Brief, weil hier der Mensch als tot für Gott gesehen wird. Aber wir sind lebendig gemacht worden – „mit dem Christus lebendig gemacht“; es ist also eine neue Schöpfung: „wir sind. . . geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken.. . “ Ich habe vorhin gesagt, dass auch der neue Mensch beschrieben wird: er ist geschaffen ‘nach Gott‘ (Gott entsprechend). Der neue Mensch liebt Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit und hat kein Gefallen daran, sich im Morast zu wälzen; und die praktische Darstellung dieser Merkmale sind der Beweis des Lebens.