Unbekannter Autor; verschiedene Autoren
Kommentar von verschiedenen, zum Teil unbekannten Autoren
Ri 8,1Kommentar zu Richter 8,1
Behandelter Abschnitt Ri 8
Kaum hat Gideon den Sieg über die Unbeschnittenen erfochten, begegnet er der kleinlichen und erbärmlichen Eifersucht seiner Brüder. «Und die Männer von Ephraim sprachen zu ihm: Was ist das für eine Sache, die du uns getan, dass du uns nicht gerufen hast, als du hinzogst, um wider Midian zu streiten! Und sie zankten heftig mit ihm» (8,1).
Dieser Vorwurf war wohl nicht berechtigt. Hatte Israel nicht den Klang der Posaune vernommen, die das Volk zum Streit aufrief? Wussten sie wirklich nicht, dass die Schlacht begonnen hatte? Weshalb war Ephraim nicht sogleich auch auf den Kampfplatz geeilt? Nach dem Streit einzutreffen, um die Beute zu teilen und dem Mann Vorwürfe zu machen, der diesmal das Werkzeug Gottes war, war nicht schwer.
Halten wir uns aber nicht bei dem traurigen Verhalten der Männer von Ephraim auf. Betrachten wir lieber die zarte Weise, in der Gideon ihnen antwortete: «Was habe ich nun getan im Vergleich mit euch? . . . In eure Hand hat Gott die Fürsten von Midian, Oreb und Seeb gegeben; und was habe ich tun können im Vergleich mit euch? Da ließ ihr Zorn von ihm ab, als er dieses Wort redete.»
Das ist das sichere Mittel, um neidischen und eifersüchtigen Brüdern zu begegnen. «Der Laib Gerstenbrot» und die «leeren Krüge» können die Eifersucht der Männer Ephraims ebensogut überwinden, wie die feindlichen Midianiter. Sich in den Schatten stellen, ist das große Geheimnis, um Neid und Eifersucht in allen ihren hässlichen Formen zu überwinden. Es ist schwierig, wenn nicht unmöglich, sich mit dem zu streiten, der in wahrer Demut am Boden, im Staub liegt. «Was habe ich tun können im Vergleich mit euch?» Das ist die Sprache dessen, der ein wenig gelernt hat, was
Hingabe an Gott in der Selbstverleugnung ist. Möchten auch wir mehr und mehr auf diesem Wege wandeln!