Einleitung
Auch dieses Kapitel dreht sich um Kampf. Der Kampf im vorherigen Kapitel richtet sich gegen einen Feind von außen, der im verheißenen Land Fuß gefasst hat. Die Hauptmacht ist geschlagen. Der Sieg ist errungen, kann aber noch nicht gefeiert werden. Es kommen noch andere Arten von Kampf an die Reihe. Sie sind die Folge von Eifersucht (Verse 1–3), von der Verweigerung der Mitwirkung (Verse 4–17) und von Schmeichelei (Verse 18–31). Die Weise, wie Gideon hiermit umgeht, liefert wieder wichtiges Anschauungsmaterial für unseren geistlichen Kampf. Das Kapitel endet mit Gideons Tod.
Vers 1 | Eifersucht
Und die Männer von Ephraim sprachen zu ihm: Was ist das für eine Sache, die du uns getan, dass du uns nicht gerufen hast, als du hinzogst, um gegen Midian zu kämpfen! Und sie zankten heftig mit ihm.
Ephraim ist ein eifersüchtiger Stamm. In Jesaja 11 wird Eifersucht als ein spezielles Kennzeichen dieses Stammes angegeben (Jes 11,13). Ihr eigenes „Ich“ ist aufgestachelt, weil sie nicht zum Kampf gerufen sind. Ihr Eigendünkel ist angetastet worden. In Josua 17 sehen wir bereits, wie es um Ephraim schlecht steht. Sie sind nicht mit dem ihnen zugewiesenen Land zufrieden (Jos 17,14). Sie sind ja ein großer Stamm und haben daher Anrecht auf ein größeres Stück, meinen sie. Sie empfinden sich als den wichtigsten Stamm.
Wenn Gott daran arbeitet, die Gläubigen beieinander zu halten, wird es immer jemanden geben, der neue Schwierigkeiten verursacht. Für Eifersucht ist es unerträglich, dass Gott andere gebraucht, aber uns nicht. Wenn jemand etwas tut, das der Herr segnet, wird anstatt eines „Preis dem Herrn“ ziemlich schnell eine Frage im Sinne von „warum hast du mich nicht gerufen“ kommen. Diese Frage läuft auf folgende Ansicht hinaus: „Es kann nicht gut sein, denn es ist ohne mich geschehen.“ Die Ephraimiter sind noch immer nicht ausgestorben.
Den Geist der Eifersucht, der die Ephraimiter kennzeichnet, finden wir sicher nicht bei Paulus. Er erfreut sich daran, dass Christus gepredigt wird, auch wenn das auf Kosten seiner Person geht (Phil 1,15-18).