Behandelter Abschnitt Ri 8
Viele aber, die kein Herz für das Werk hatten, als alles niedergeschlagen war, treten vor, um sich über die Eroberer zu beklagen. „Und die Männer von Ephraim sprachen zu ihm: Was ist das für eine Sache, die du uns getan, dass du uns nicht gerufen hast, als du hinzogst, um gegen Midian zu kämpfen! Und sie zankten heftig mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Was habe ich nun getan im Vergleich mit euch? Ist nicht die Nachlese Ephraims besser als die Weinlese Abiesers?“ (V. 1.2). Es ist bewundernswert, jemanden zu finden, der es versteht, den zermürbten Geistern zu begegnen, selbst denen, die wenig getan haben, um den Sieg zu erringen. Diese Männer von Ephraim haben zweifellos geholfen, und Gideon sagte nur, was ganz richtig war. Jeder weiß, so nehme ich an, dass die Hauptzerstörung eines Heeres weit mehr ist, wenn die Schlacht gewendet ist, als wenn sie wütet. Diejenigen, die während des Kampfes fallen, sind verhältnismäßig wenige, während diejenigen, die niedergemacht werden, wenn es zu einer Flucht kommt, sehr viele sein können; und deshalb kann man sehen, wie die milde Antwort Gideons streng genommen wahr sein könnte; aber wir tun gut daran, die Demut davon zu bedenken, und die Bereitschaft dessen, der die Hauptlast trug, aller Gefahr ausgesetzt, das Geringste zu nehmen und das Höchste zu geben, jetzt, da Gott für sein Volk gewirkt hatte. Ach, es ist so lieblich, wie es selten ist.
„Und Gideon kam an den Jordan; er ging hinüber, er und die dreihundert Mann, die bei ihm waren, ermattet und nachjagend“ (V. 4). Hier haben wir eine weitere Lektion, leuchtend für die Eroberer, aber schmerzhaft für andere. Der Christ hat eine göttliche Kraftquelle gegen die Müdigkeit; aber streben wir immer so danach? Paulus tat es. „Eins aber tue ich“ (Phil 3,13). Wie wenig wurde das bei Gideon geschätzt! Er bat um eine Erfrischung für die dreihundert; aber er stößt auf Spott und Schmähungen, und daran erinnert sich Gideon in einer anderen Stunde; denn es war herzlos. Der einmal errungene Sieg, der nötig war, um den Frevel an dem Volk des Herrn bei der Ausführung seines Werkes zu rechtfertigen, hat seinen ernsten Platz; denn Israel war berufen, Gottes irdische Gerechtigkeit vor aller Welt zu zeigen, was die wahre Erklärung all dieser Dinge ist, die dem christlichen Verstand manchmal schwerfallen, wenn er nicht in der Verschiedenheit der Haushaltungen unterwiesen ist.
Das Kapitel schließt nicht ohne eine weitere und ernste Warnung. Die Bitte Gideons wird zu einer Schlinge für ihn und sein Haus. Wie schmerzlich ist das, meine Brüder! Wie oft sehen wir, dass das Ergebnis des Sieges des Glaubens zu groß ist für den Glauben, der ihn errungen hat! Gideon weigerte sich für sich selbst oder für seinen Sohn zu herrschen: „der Herr“, so sagte er schlicht und ergreifend, „soll über euch herrschen“ (V. 23). Aber er begehrte die Ohrringe der Beute und machte ein Ephod aus dem Gold und so weiter, „und stellte es in seiner Stadt auf, in Ophra. Und ganz Israel hurte diesem dort nach; und es wurde Gideon und seinem Haus zum Fallstrick“ (V. 27).
Es folgte Frieden, und Gideon starb in hohem Alter und hinterließ siebzig Söhne, außer einem, der von einer Nebenfrau geboren war. „Und Gideon, der Sohn des Joas, starb in gutem Alter; und er wurde begraben im Grab seines Vaters Joas, in Ophra der Abieseriter. Und es geschah, als Gideon gestorben war, da wandten sich die Kinder Israel wieder ab und hurten den Baalim nach und machten sich Baal-Berit zum Gott. Und die Kinder Israel gedachten nicht des Herrn, ihres Gottes, der sie errettet hatte aus der Hand aller ihrer Feinde ringsum. Und sie erwiesen keine Güte an dem Haus Jerub-Baal-Gideons, nach all dem Guten, das er an Israel getan hatte“ (V. 32–35). So offensichtlich und beklagenswert war der Zusammenbruch des Glaubens, der solche Dinge getan hatte. Denn es war ein Versuch, durch eine Form zu bewahren, was nur durch Gnade aus derselben Quelle erhalten werden kann. Wie segensreich für den Christen und für die Versammlung ist die Gegenwart des Heiligen Geistes bei uns in Ewigkeit! Wie unentschuldbar ist für die Christenheit der Versuch, ein apostolisches Ephod zu verewigen, eine Schlinge für alle, die den Namen des Herrn tragen! Nichts kann bestehen als der Geist Gottes, nichts kann seinen Platz einnehmen; denn Er allein sorgt für die Herrlichkeit Christi in der Versammlung. Dies ist folglich die wahre Bestimmung der Versammlung, die gut steht, wie bedeutsam auch die Rechtfertigung durch den Glauben für den einzelnen Gläubigen ist. Und eine Form, wie gut sie auch gemeint sein mag, ist keine Bewahrung vor dem gröbsten Götzendienst, sondern ebnet vielmehr den Weg für irgendeinen oder jeden Götzen, wie wir hier nach Gideons Tod unter den Kindern Israels sehen, die den Herrn und das Gefäß seiner erlösenden Gnade schnell vergessen. Ach, der Anfang des Unheils war in Gideons Haus und sogar in ihm selbst! Doch nur einer ist würdig, einer allein.