Behandelter Abschnitt Röm 8,29-30
Vers 29: „Denn welche Er zuvor ersehen hat, die hat Er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde Seines Sohnes, auf dass Derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern,“ und Vers 30: „Welche Er aber verordnet hat, die hat Er auch berufen; welche Er aber berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht; welche Er aber gerecht gemacht hat, die hat Er auch herrlich gemacht.“ „Die Er zuvor erkannt hat, hat Er auch zuvor bestimmt,“ und denen macht Er zu seiner Zeit das Bild Seines Sohnes so herrlich und stellt es ihnen so in den Vordergrund, dass ihnen alles andere in den Hintergrund tritt. Da hat Gott auch Seine Zeiten und Stunden, die Er oft auch viele bittere und schmerzliche Erfahrungen vorbereitet hat, dass uns alle eigenen ehrgeizigen Pläne und Ziele, es hier unten zu etwas zu bringen, hier unten unser Leben zu verschönern, in den Hintergrund treten ob dem einen grossen Ziele: „Gott, der Vater, hat mich prädestiniert und dazu bestimmt, dem Ebenbilde Seines Sohnes gleich gestaltet zu werden.“
Damit nimmt den auch das Bittere, Schmerzliche in unserem Leben eine ganz andere Gestalt an. In dem, was uns vorher niedergedrückt hatte, erkennen wir alsbald Mittel und Wege, die Gott für gut findet, uns diesem herrlichen Ziele entgegen zu führen und ein Gotteskind, dem die Herrlichkeit dieses Zieles vor Augen steht, rechnet nicht mehr mit den Kosten. Er weiss es kostet nicht mehr und nicht weniger als das eigene Leben und da schickt er sich in das Bittere, was der Weg zum Ziele auch mit sich bringen mag, wissend, dass der Herr nie über Kräfte versucht, dass ER bei aller Prüfung auch Erquickung bereit hält und nie vergisst was für ein Gemächte wir sind.
Welche Er verordnet hat, die hat ER auch berufen oder gerufen, wie wir auch sagen können. Wenn wir am Markte des Lebens müssig stehen, gelangt ein Ruf an uns, der uns auffordert, herauszutreten aus unserer Umgebung, aus unseren irdischen Zielen und wenn man dann durch diesen Ruf das Schuldbewusstsein bei uns erwacht und wir uns sagen: „Wie soll ich sündiger Mensch dazu gelangen, ein solches Ziel zu erreichen?“, so führt uns der heilige Geist unter das Blut Christi, das uns von allen Sünden wäscht und in dem wir gerecht werden vor Gott.
Natürlich müssen wir alle wieder Annahme bei Gott gefunden haben, sonst kann uns der heilige Geist keine neuen Horizonte öffnen, uns keine neuen Ziele stecken. Die Erlösung ist immer der Grund, auf den Gott uns in erster Linie stellt, wenn Er uns ruft. „Die er berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht.“ Es braucht sich also niemand bei Seinen Sünden aufzuhalten, wenn der Ruf an ihn gelangt. Der Ruf ist uns das Unterpfand, dass Gott uns unsere Sünden vergibt. Mit dem Rufe sagt er uns, dass kein fleischlicher Sinn, keine Sünde, keine Gebundenheit - nichts Derartiges ein endgültiges Hindernis für den Geist ist, uns zum Ziele zu bringen, weil es im Blute des Lammes Waschung und Lösung von der Vergangenheit gibt.
Er ruft uns und rechtfertigt uns. Der Ruf ist nicht nur ein Ruf zur Annahme bei Gott, zur Rechtfertigung, sondern Er hat bei denen, die Gott zuvor erkannt zu zuvor erwählt hat, die Verherrlichung, mit anderen Worten, die Umgestaltung in Jesu Bild zum Ziele. Und es soll und muss für uns, wenn wir unsere Bibel lesen in heiliger Stunde dieses grosse Ziel des Herrn mit Seiner Gemeinde lebendiger werden und wir müssen uns daran erinnern, dass wir als Kinder Gottes ein wunderbares Ziel vor uns haben, das der Geist Gottes mit uns verfolgt. Da werden wir dann nicht müde, wenn der heilige Geist wieder und immer wieder auf alles zurückkommt, was mit dem Bilde auf Jesu nicht stimmt. Wir sind dann dankbar, dass er so unerbittlich auf dem Plane ist gegen alles, was in Herz und Leben, Haus und Dienst nicht stimmt und wir fühlen uns getrieben, besser mit Jesu bekannt zu werden.
"Wir haben Christi Sinn"
Wir müssen den Sinn Christi erkennen. Da darf kein Eigensinn mehr sein, sondern wir müssen in jeder Hinsicht völlig aufgehen in den Sinn Christi, um denselben kennen zu lernen und unseren Eigensinn und unsere Unart gefangen zu geben unter das Blut Jesu Christi, das uns löst und den Geist, der uns den Herrn Jesus verklärt. Darum wollen wir sorgsam umgehen mit Augenblicke stiller Sammlung, die der Herr uns schenkt, so dass der heilige Geist Raum gewinnen könne, um an uns zu arbeiten und uns den Weg zu bereiten, wo dies zur Erreichung des göttlichen Zieles notwendig ist. Dann bekommt der Herr in ganz neuer Weise unser tägliches Leben in Seine Hand und kann Seine Ziele besser verfolgen, als es Ihm vielleicht bisher mit dem einen oder anderen bisher geglückt ist.
Wie wir gesehen haben, gibt es eine Prädestination zur Gleichgestaltung des Sohnes Gottes. Es brauchen nicht alle verloren zu gehen, die nicht zu dieser Gleichgestaltung gelangt sind, aber diejenigen, denen einmal die Herrlichkeit Jesu Christi aufgegangen ist, diejenigen, denen einmal der Gedanke nahe getreten ist, Gott könne sie zu dieser Gleichgestaltung mit Seinem Sohn bestimmt haben, lassen sich von allem lösen und lassen dieses Ziel nicht mehr aus den Augen schwinden, weil ihnen Gott den Sinn für diese Herrlichkeit geweckt hat.
In dieses Bild umgestaltet zu werden, in das Bild des blutigen Lammes, von dem wir früher gesagt haben: „Weg mit ihm!“ das ist uns dann das Höchste und es gehört zu dem tiefsten Werke des heiligen Geistes, dass Er in uns gefallenen Menschkindern eine Ahnung wecke von der Herrlichkeit des blutenden, schweigenden Lammes und das Er das Sehnen in uns niederlege, diesem Lamme gleich gestaltet zu werden, um mit Ihm zu leiden und danach mit Ihm zu herrschen. Das kann nur der heilige Geist.
Wir haben alle die Löwennatur und werden menschlicherseits von klein auf dazu erzogen, uns ja nicht gefallen zu lassen. Es wird uns das wie ein Gesetz ins Herz gegraben. Das duldende tragende Lamm schreibt durch Seinen Lammesgeist ein anderes Gesetz in uns, das Gesetz des Leidens, Duldens, Tragens, Schweigens, wo man sich nicht beklagt und selbst bemitleidet, sondern wo es einem immer herrlicher wird, leiden, schweigen und ausharren zu dürfen, weil es sich um das Höchste handelt, um die Offenbarung von Söhnen Gottes, die der heilige Geist in das Bild des Sohnes umgestalten konnte, indem Er ihnen den Geist und den Sinn des Sohnes gab. „Wir haben Christi Sinn.“
Christi Sinn aber war vor allem darauf gerichtet, den Vater zu ehren und vor nichts zurück zu schrecken, um Seine Sendung zu erfüllen, gebundene Menschen vom Fall und seinen Folgen zu erlösen. Und nun sollen wir, die Nachgeborenen Brüder des erstgeborenen Bruders werden. Drauf wartet die Schöpfung, die in Geburtswehen liegende Völkerwelt und die wie aus den Fugen gekommene Naturwelt, alles schreit und erinnert uns an unsere Schuld, die Schöpfung loszukaufen von dem Fluche, unter den wir sie gebracht haben, indem wir uns von dem Fall erlösen lassen durch das Blut, das Wort und den Geist Christi.
Mit diesem Blick auf das Ziel und mit dem Durchblick ins Ziel hinein geht man dann mit neuer Freudigkeit an die tägliche Arbeit und ins tägliche Leben. Wie gesagt die Proportionen ändern sich, wenn die eine Waagschale sinkt, steigt die andere und umgekehrt. Eine Klage um die andere verstummt, man schämt sich, dass man sich jemals hat hinreissen lassen zu klagen, wenn uns einmal die herrliche Berufung klar wird: Wir sind dazu berufen von Gott, die Schöpfung loszukaufen. Wir sind erlöst durch das erste Kommen des Herrn.„ Die Schöpfung wird erlöst durch Sein zweites Kommen und dieses ist dadurch bedingt, dass sich Söhne Gottes ausgestalten lassen in das Bild des Erstgeborenen.
Schulden machen und seine Schulden nicht bezahlen ist Schande. Ebenso ist es eine Schmach und Schande, dass wir solche Mühe haben, uns unserer Schuld der Schöpfung gegenüber bewusst zu werden. Mit jeder Untreue gegen Gott, mit jedem Nichtgehorchen in den kleinen Dingen des täglichen Lebens vergrössern wir unsere Schuld und wird es uns unmöglicher, der sehnsüchtig harrenden Schöpfung zu Hilfe zu kommen, weil jede neue Schuld und bindet und lähmt.
Alles wartet auf uns und wir vertändeln unsere Zeit. Ja, auch die Befolgung unserer Heiligung unserer Gehorsambereitschaft hat erst ihren vollen Wert und wird erst rein durch diesen Ausblick, sonst könnten wir uns mit aller Heiligungsarbeit und mit Befolgung der höchsten Ziele wieder in uns selbst und in die Eitelkeit verlieren, nachdem wir die Schöpfung in die Eitelkeit verkauft haben. Es gilt also treu sein im Kleinen, lieber Leser, treu im täglichen Leben, in den materiellen Dingen, im Kaufen und Verkaufen; es gilt treu sein in persönlichen, im Familien und Gesellschaftsleben, es gilt immer und überall nicht das Eigene zu suchen, sondern das was des anderen ist. Das öffnet unseren Geist für Gottes höchste Ziele und für alles, was in der Schrift niedergelegt ist und woran wir so leicht vorüber gehen, weil wir noch nicht gelernt haben, zu leiden und schweigen wie die Lämmer.
Es gibt noch mehr zu lernen. Es gibt noch ganz andere Horizonte. Treue im Kleinen öffnet uns immer neue Horizonte, gewährt uns immer neue Blicke, gibt unserem Geist immer neue Elastizität, wenn er vielleicht durch diese oder jene schmerzliche Erfahrung, die man im Verkehr mit anderen gemacht hat, etwas niedergeschlagen und gelähmt worden ist. Da merken wir dann mit einem Male: „Das gehört ja mit hinein in unsere Erziehung zu Söhnen Gottes,“ und dann sehen wir nicht mehr auf die anderen, sondern nehmen die Dinge, wie sie kommen, aus unseres Gottes Hand.
Lieber Leser, sieh doch du deine Fehler, Mängel und Schwächen ein; die Fehler und Schwächen der anderen konstituieren ein Exerzitium in der Liebe, im Tragen, im Schweigen und Dulden für dich. Vollkommene Leute sind leicht zu tragen, aber solche die hinten und vorne unvollkommen und vielleicht gar noch störrig sind, geben uns Veranlassung, immer auf's neue Tragkraft beim Herrn zu suchen, bei dem tragendem Lamm, Gott der Vater legt uns nichts zu tragen auf, wofür Er uns nicht auch Lammeskraft mitteilte, die gottmenschliche Natur des Lammes.
In dieser gottmenschlichen Natur des Lammes sind Tiefen, die allen Anforderungen des Lebens, allen Reibungen mit Freund und Feind gewachsen sind. Des Lammes Erlösungswerk recht weiter als das zerstörende Werk des Feindes, es schliesst eine Erlösung in sich, die alles deckt; aber wir müssen uns mit allem Fleiss daran machen, mit diesen höchsten Zielen im Auge an das tägliche Leben zu gehen, wir müssen uns an die Arbeit machen, an die Arbeit demütiger, alles überwindende Liebe.
Alle Engel warten darauf, die ganze unsichtbare Welt wartet darauf, dass dem Lamme Gottes Lämmer nachgezeugt werden. Wir wollen doch aufwachen und alle anderen Hoffnungen erbleichen lassen. Sie werden erbleichen, wenn einmal diese grossen Ziele lebendig werden, uns packen, sich unserer bemächtigen und die ganze Triebkraft unseres inneren und äusseren Lebens werden, zum Lob Gottes des Vaters.
Der Schluss von Römer 8 vermittelt uns den Triumph und Siegesgesang. Möge er auch der unsrige werden, lieber Leser! Da kommt es aber vor allem darauf an, dass Gott wirklich für uns sein kann.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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