Die Auferweckung des Lazarus der Eingang zur Leidensgeschichte des Herrn
Mit Johannes 11 kommen wir an einen bedeutungsvollen Abschnitt im Leben des Herrn, dessen öffentliche Tätigkeit ja reich war an Wundern aller Art, von denen aber vielleicht doch keines so tiefeingreifend und bedeutungsvoll war wie die Auferweckung des Lazarus, bei der sich Seine Macht in besonderer Weise offenbarte.
In den Evangelien wird uns von drei verschiedenen Auferweckungen berichtet, welche Jesus gewirkt hat. Die erste war die von Jairi Töchterlein, das im Sterben lag, als Jesus gerufen wurde, und bereits entschlafen war, als Er hinkam. Die zweite Auferweckung war die des Jünglings von Nain, des Sohnes einer Witwe, dessen Leiche man eben zum Stadttor hinaustrug, um sie zu begraben — wo es sich also nicht um einen eben erst Entschlafenen handelte. Die dritte Auferweckung ist die des Lazarus, der schon vier Tage im Grabe gelegen hatte. „Er riecht schon", entgegnete Martha dem Herrn, als Er verlangte, daß man den Stein von der Grabeshöhle wegwälze. Unseres Heilandes Macht kannte keine Grenzen. Nur der Unglaube konnte ihr Grenzen stecken. „O, wenn du glauben könntest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen", sagte Er zu Martha. Andere Grenzen hatte Seine Macht nicht als die Ihm durch unsern Unglauben gesteckten, und andere Grenzen hat sie erst recht nicht, nun Er im Himmel thront, nachdem Er vor Seiner Himmelfahrt zu Seinen Jüngern gesagt hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden" und: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."
Wenn wir einen Heiland haben, der nicht mehr an Ort und Raum gebunden ist, sondern inmitten Seiner Gemeinde wandelt — allezeit bereit, ihr beizustehen und zu helfen — so dürfen wir an Seine unbegrenzte Macht glauben, und wohl uns, wenn wir Ihm die Ehre geben, die Ihm gebührt, und uns in allem an Ihn wenden, wie sich die zwei Schwestern in der Krankheit des Lazarus an Ihn gewandt haben!
Merkwürdigerweise findet sich diese Geschichte von der Auferweckung des Lazarus nur im Johannesevangelium.
Vers 1: „Es lag aber einer krank, mit Namen Lazarus von Bethanien, in dem Flecken Marias und ihrer Schwester Martha." Wir werden in obigen Worten eingeführt in den kleinen Haushalt von zwei Schwestern und einem Bruder, in deren Kreis der Tod eine schmerzliche Lücke zu reißen drohte. Kein Wunder, daß sie so schnell wie möglich zu Jesu senden und an Seine Liebe zu ihnen und Seine Beziehungen zu ihnen und ihrem Hause appellieren!