Jesus und die Ehebrecherin.
Vers 1: „Jesus aber ging an den Ölberg" — und nachdem Er die Nacht dort zugebracht hatte — Vers 2 — „frühmorgens kam Er von dort wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu Ihm; und Er setzte sich und lehrte sie."
Der Ölberg war die Stätte, wo Er in der Stille der Nacht mit Seinem Gott verkehrte. Im Tempel konnte Er nicht allein bleiben; dort suchte das Volk Ihn auf — so mußte Er sich denn an einen andern Ort zurückziehen, wenn Er der Stille und Sammlung bedurfte.
Wir wissen nie, was unser im Laufe eines Tages wartet — welche Aufgaben, Begegnungen, Schwierigkeiten uns entgegentreten können — wenn auch, oberflächlich betrachtet, jeder Tag zum Voraus seine bestimmte Gestalt hat, so kann uns doch alles Mögliche Unvorhergesehene begegnen — bald Erfreuliches, bald Niederdrückendes. Was wir Gutes, Liebliches erwarteten, kann ins gerade Gegenteil umschlagen, während uns andererseits Aufgaben und Begebenheiten, vor denen uns bangte, Heil, Erquickung, neuen Segen vom Herrn bringen können. Jedenfalls tun wir wohl daran, wenn wir uns des Morgens schon in aller Frühe vor dem Herrn bereiten, rüsten und wappnen für das, was der kommende Tag in seinem Schoße bergen mag.
„Jesus setzte sich, als alles Volk zu Ihm kam." Er entzog sich ihnen nicht, sondern nahm die Gelegenheit wahr, sie zu lehren. Man setzt sich, wenn man ganz bei der Sache sein will. Nicht als einer, der auf dem Sprunge ist, hat Er das Volk gelehrt, Er setzte sich, um die hungernde und dürstende Volksmenge, die sich um Ihn scharte, zu lehren, zum großen Verdruß der Schriftgelehrten und Pharisäer, die es nicht ertragen konnten, daß das Volk einen Lehrer gefunden hatte, vor dem sie zurücktreten mußten, der sie in den Schatten stellte. Das war eine Lektion, die sie noch nicht gelernt hatten und auch nicht lernen wollten — eine Lektion, die wir aber alle früher oder später zu lernen haben, je gründlicher, um so bester. Wir müssen lernen, andern Platz zu machen, und wirklich segenbringend ist unser Tagewerk nur, insoweit wir hinter den Herrn zurücktreten, unsere Füße in Seine Fußstapfen setzen und nur die Werke tun, die der Herr uns Tag für Tag bereitet, daß wir darin wandeln. Es ist gut, wenn wir uns des Morgens Rechenschaft geben von den Aufgaben, die unser warten. Man darf sich wohl einen Stundenplan machen, muß aber immer und überall auf des Herrn Wink achten, um zu sehen, ob Er Seine Unterschrift gibt zu unserem Stundenplan, oder ob Er dieses und jenes korrigiert haben will. Es bedarf der Übung, um herauszufinden, ob man das ins Auge gefaßte fallen lassen soll, um dafür etwas vom Herrn Aufgetragenes in das Programm hereinzunehmen.