Behandelter Abschnitt Mk 2,23-24
Unser Herr verfolgt diese Wahrheit durch die Belehrung an einem Sabbattag weiter. „Und es geschah, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging; und seine Jünger fingen an, im Gehen die Ähren abzupflücken. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Siehe, warum tun sie am Sabbat, was nicht erlaubt ist?“ (V. 23–24). Es steht nun eindeutig fest, dass es kein Gebot Gottes gegen dieses Verhalten gab. Der Tadel beruhte auf einem ihrer eigenen Gebote und der Meinung von Menschen, welche auf Äußerlichkeiten blicken und daraus ein System machen – die ständige Gefahr für den Menschen. Es ist völlig wahr, dass Gott Erholung für Mensch und Vieh am Sabbat angeordnet hatte. Doch es lag keinerlei Grundlage vor, um aus dem Gesetz Gottes einem hungrigen Menschen, während er durch ein Feld ging, zu verbieten, Kornähren abzupflücken, um sein Bedürfnis zu stillen. Im Gegenteil entsprach es völlig der Mildtätigkeit Gottes, wenn aus dem Überfluss seines Volkes eine solche dringende Not versorgt wurde. In Israel wurde in bemerkenswerter Weise für den Fremden, den Waisen und den Leidenden gesorgt. Bei der Freude der Ernte sollten die Armen im Land nicht vergessen werden (5Mo 16,11), und eine ausdrückliche Anordnung Gottes verbot, den Feldrand ganz und gar abzuernten (3Mo 23,22).
Doch wie kam es, dass Israeliten hungernd durch ein Kornfeld gingen? Und wenn eine solche Not bestand – war es dann Gott oder sein Feind, der den Sabbat nach dem Willen herzloser Religionisten in einen eisernen Schraubstock verwandelte, um die Traurigen zu kränken? Auf diese Weise zeigten die Pharisäer in ihrem erheuchelten Wunsch, Gott zu ehren, andererseits ihre völlige Unkenntnis seines Herzens und seines Wesens, welche die Fülle der Barmherzigkeit gegen Not und Elend ausstrahlen lassen. Alles wurde beiseite gesetzt durch den elenden Zusatz, welchen der Mensch zum Willen Gottes hinzugefügt hatte. Doch da war Jemand auf der Erde, der sofort die Hand des Fälschers erkannte, welcher sich erdreistete, am ersten Testament herumzuwerkeln. Der Herr trat für die Schuldlosen ein.