Schriften von George Vicesimus Wigram
Die grammatischen Zeiten: Ihre genaue Bedeutung und AnwendungDie grammatischen Zeiten: Ihre genaue Bedeutung und Anwendung
Die grammatischen Zeiten im Hebräischen bedürfen einer neuen Untersuchung. Nur das gewissenhafte Studium ihres Vorkommens in der Schrift kann eine befriedigende Lösung für die Schwierigkeiten und Unsicherheiten schaffen, die diesbezüglich bestehen.
Im Hebräischen gibt es neben den drei Verbformen Indikativ, Infinitiv und Imperativ auch zwei Partizipformen. Der Indikativ kennt zwei Zeiten, die ich im Moment (x) und (z) nennen will. Was diese beiden Zeiten betrifft, stellt sich erstens die Frage, ob diese in sich selbst eine zeitliche Bestimmung tragen oder ob diese Zeit, die jeweils ausgedrückt wird, abhängig ist von der Verbindung, in der sie stehen.
Schauen wir uns die beiden einmal zunächst anhand von 1. Mose 1,1 - 2,3 an.
Abschnitt 1: 1. Mose 1,1.2
1Mo 1,1.2: Im Anfang schuf (x) Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war (x) wüst und leer, und Finsternis war (x) über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.
Die mit (x) markierte Zeitform des Verbs wird von den Hebraisten „Präteritum“ genannt.
Merke: „Im Anfang“ meint hier nicht: Anfang im Sinn von „der Schöpfung“1, denn Engel existierten bereits, als die Grundfesten der Erde eingesenkt wurden (Hiob 38,4-7). Nochmals: Obwohl es sich auf den Beginn unseres Globus, auf dem wir leben, bezieht, war es nicht der Anfang „der Erde, wie sie für den Menschen geschaffen wurde“. Dieser beginnt erst in Vers 3. Und zwischen diesem Abschnitt (Verse 1 und 2) und Vers 3 gibt es eine Lücke, die „wüst und leer“ ist. Einige Geologen, die versucht haben, Fehler in der Heiligen Schrift zu finden, sehen das in ihrer selbstgerechten Ignoranz nicht. Oder falls die von ihnen vorgebrachten Theorien richtig sind, müssten diese Dinge in ebenjener Lücke stattgefunden haben, da die Verse 1 und 2 einen Zustand beschreiben, der den von ihnen beanspruchten Raum nicht hergibt. Und dasselbe trifft auch auf den mit Vers 3 beginnenden Abschnitt zu. Aber dort gibt es diese Lücke zwischen den beiden Abschnitten. Und die Schrift, die an dieser Stelle über deren Art und Inhalt schweigt, belässt diese Leere.2
Abschnitt 1 enthält eine Erzählung, in der der Ursprung dieses Planeten (Himmel und Erde)
Gott zugeschrieben wird. Der wüste und leere Zustand wird genannt und dass Finsternis über der Tiefe war. Der Geist Gottes schwebte ebenfalls über den Wassern.
So schuf (x) Gott, was zuerst ins Dasein kam; Finsternis war (x) usw. Beide Verben stehen in einfacher (abgeschlossener) Vergangenheit. Die Gedanken werden zurück zum „Anfang“ gebracht, zu dem, was dort entstand, und zu dessen Zustand. Gott „schuf“, und was Er schuf, das „war“ usw.
Der Zweck scheint hier zu sein, zu kennzeichnen, dass Gott als Schöpfer der Ursprung war.
Hingegen wird uns Abschnitt 2 (ab 1Mo 1,3) eine Serie von Handlungen aufgezeigt, in der jede einzelne auf ein Ganzes hinausläuft: sechs Tage, ein jeder mit einem charakteristischen Merkmal Gottes versehen, und dann der siebte, ein Tag der Ruhe.
Zwischen diesen beiden Abschnitten gibt es, wenn man sie miteinander vergleicht, einen Kontrast. Sie können nicht in ein und dieselbe Reihe gestellt werden. Aber es mag eine Lücke zwischen ihnen beiden gegeben haben, ohne dass dessen Ausmaß und Inhalt näher bestimmt wird. Soweit ich weiß, könnte nichts die abgeschlossene Vergangenheit mehr ausdrücken als (x) „schuf“ und (x) „war“ (s.o.) und deren Isoliertheit wie Abschnitt 1. Dies sind die ersten Vorkommen der Präteritum-Form, und sie sind daher mit umso größerer Absicht dort vorhanden, um das Denken zu prägen. Außerdem ist die abgeschlossene Vergangenheit nicht nur durch die Namensgebung der Grammatiker notwendig, sondern aufgrund des Textzusammenhangs, so dass ich von nun an das Kürzel (p) (anstatt (x)) verwende.
Abschnitt 2: 1. Mose 1,3-5
1Mo 1,3-5: Und Gott sprach (z): Es werde Licht! Und es wurde (z) Licht. Und Gott sah (z) das Licht, dass es gut war. Und Gott schied (z) das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte (z) das Licht Tag, und die Finsternis nannte (p) er Nacht. Und es wurde (z) Abend, und es wurde Morgen: erster Tag. [W. im Hebräischen: „Und der Abend war (z) und der Morgen war, ein erster Tag.“]3
Hier haben wir also sechs Vorkommen der Zeit (z) (diese wird von den alten Grammatikern Futur, von den modernen Präsens genannt), dann ein (p) sowie im Hebräischen zwei weitere Vorkommen von (z). Und doch werden alle gleich übersetzt, nämlich durch eine Vergangenheitsform (die aber manchmal dennoch mehr einem Imperfekt als einem passenden Perfekt entspricht).
Es könnte also auch anders übersetzt werden: „Und Gott spricht (z): Es ist (z) Licht, Und es ist (z) Licht! Und Gott sieht (z) das Licht, dass es gut ist. Und Gott scheidet (z) das Licht von der Finsternis. Und Gott nennt (z) das Licht Tag, und die Finsternis nannte (p) er Nacht. Und Abend ist (z), und Morgen ist (z), ein erster Tag.“
Nun verstehe ich, was jüdische Rabbis manchmal in die Irre geführt hat und warum auch nichtjüdische Übersetzer der Textübersetzung (hinsichtlich der Zeiten und des grammatischen Modus) Gewalt angetan haben, sowohl hier als auch anderswo. Die Rabbis achteten sorgfältig auf den Text[zusammenhang], wohingegen nichtjüdische Übersetzer zu schnell zur menschengemachten Grammatik übergingen und sich dabei nicht ausreichend auf den heiligen Text konzentrierten. Auf der anderen Seite muss man aber auch einräumen, dass die Eigenheiten der Sprachen (Griechisch, Latein, Englisch), in welche die Übersetzer die besonderen hebräischen Formen zu übertragen versucht haben, diesen Formen nicht leicht gerecht werden konnten. Dies wirft die Frage der Eignung der Übersetzer auf und beweist die Notwendigkeit und den Wert einer jeden derartigen versuchsweisen Annäherung wie der vorliegenden. Wenn aber das Denken der jeweiligen Übersetzer von der LXX (Septuaginta), der Vulgata, der Jerome und von den englischen Übersetzungen beherrscht wird, bevor man es wagt, sich auf die sprachlichen Eigenheiten des Hebräischen einzulassen, dann ist dies (im Hinblick auf Zeiten und Modus) vergleichbar mit einer Fahrt übers Meer ohne Kompass. Darum lasst uns sorgfältig auf die hebräische Sprache achten und auf die Fakten sehen.
Ich stelle zunächst fest, dass das Englische den Abschnitt 2 wie einen historischen Bericht wiedergibt: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.“ Dies erweckt den Eindruck, als ob es nach Vers 2 keine Unterbrechung gegeben habe und dass der in den Versen 1 und 2 gegebene Bericht (Abschnitt 1), der korrekterweise so gegeben wurde, nun in Abschnitt 2 fortgesetzt würde.
Aber ganz im Gegenteil: Das Hebräische scheint, weit mehr als in den Evangelien, dem Beginn in Vers 3 eine besondere Lebendigkeit zu geben, weil es uns in die Situation bringt, in der Gott als lebendige Person in gegenwärtiger Aktion dargestellt wird. Und die Taten und Worte dieser lebendigen Person charakterisieren den ganzen weiteren Abschnitt.
Mir ist bekannt, dass die Rabbis den mit Vers 3 beginnenden neuen Abschnitt nicht erkannt haben, da sie das Peh4 zu Beginn von Vers 3 ausgelassen haben. Aber jeder, der dies gründlich untersucht, wird feststellen, dass hier ein vollkommen neuer Abschnitt beginnt. Es gibt vorher eine Lücke, die groß genug ist für alle Geologen, ohne dass es eine feste Größe derselben gibt. Dieses Vakuum ist nicht zu definieren in Größe und Ausmaß und ist auf der anderen Seite doch der Ursprung des Globus und dessen chaotischem Zustand, obwohl er sich unter dem Geist Gottes befindet. Falls all die verschiedenen von Geologen dargelegten Darstellungen der Schöpfung diese Lücke ausfüllen würden, dann hätten sie doch alle zu existieren aufgehört und wären verschwunden, als der lebendige Gott als persönlich anwesend gesehen wird, der (ab Vers 3) ein völlig neues und geordnetes System aller Dinge ins Dasein bringt. Er tritt lebendig in Erscheinung, und Er spricht, sagt, sieht, scheidet, nennt, schafft, macht etc.
Die große Vielzahl seiner Wege und seines Handelns sind ein Beweis davon.
Ich habe von (x), der ersten Zeit, einem Präteritum, gesprochen: eine Zeit, die wir immer auf die eine oder andere Art und in dem ein oder anderen Sinn5 finden und die ihre eigene Zeitform in sich trägt, nämlich eine abgeschlossene. Scheinbare Ausnahmen sind nicht immer wirkliche Ausnahmen; ebenso sollten die unterschiedlichen Anwendungen einer Zeit bedacht werden.
Was die zweite Zeit, das (z) betrifft, die von den alten Grammatikern Zukunft, heute aber von vielen Gegenwart genannt wird, so hielt ich es für sinnvoll, in einigen Fällen, die auf Vergangenheit hindeuten, ergänzend zu markieren: „und fortlaufend“ oder „nach dieser Vergangenheit, nun soundso“. Nun aber möchte ich zwei Fragen aufwerfen, die der Untersuchung und der Prüfung dienen sollen, nämlich: Rührt der große Fehler nicht daher, dass die Grammatik und ihre Regeln nach einer nur teilweisen Textuntersuchung zu voreilig von Menschen entwickelt und zu leichtfertig anerkannt wurden? Und beinhaltet die zweite Zeit (z) in sich eine eigene Zeitform, oder hängt diese nicht eher vom unmittelbaren Kontext hinsichtlich der sie kennzeichnenden Zeit ab?
Mir ist im Moment kein einziges Vorkommen bewusst, in welchem es korrekterweise mit einer Vergangenheitszeit wiedergegeben werden könnte. Abhängig vom Kontext mag es aber einen Bezug zur Gegenwart oder zur Zukunft geben, was auch fortlaufend in der Schrift vorkommt, wie ich glaube.
(x) ein Präteritum zu nennen und in einem einleitenden Satz dann doch mittels Präsens zu übersetzen (wie in Psalm 1,1), verfälscht den Text und verändert (in diesem Fall) die Lehre, da drei Verben auf Menschen bezogen werden und nicht auf den Gesalbten. Vielleicht haben sich die Übersetzer sicher gefühlt (in 1. Mose 1,3, als sie das, was sie als Zukunftszeit bezeichnen, mit einer Vergangenheitszeit übersetzt haben), weil es ihnen als der historische Charakter der Erzählung recht schien oder aber aus einem anderen, mir unbekannten Grund. Aber ich kann ihr Handeln ohne Prüfung auf Korrektheit nicht gutheißen.
In 1. Mose 1,3 ist der lebendige Gott gegenwärtig, deshalb kann es nicht mit „Er wird sagen“ etc (in der Zukunftsform). übersetzt werden. Er spricht bei seinem gegenwärtigen Handeln, und einzig die Gegenwartszeit kann hier angewandt werden. Ich stelle fest, dass die Übersetzer den Indikativ-Modus, die Zukunft (wie sie sagen würden), in einen Imperativ- Modus (Befehlsform) verändern: „Es werde Licht!“ Und so gibt es auch unzählige Imperative in den Psalmen (z.B. acht Vorkommen in vier Versen in Psalm 20,2-5) in Englisch, wo doch diese Verben im Hebräischen allesamt im sogenannten Futur stehen. Die so in den Psalmen benutzten Imperative verwandeln die Kraft der Hoffnung in das Gefühl eines Bedürfnisses, welches – mit einem geringeren Glauben – einen Gläubigen Gott um Hilfe anrufen lässt, anstatt vielmehr die Überzeugung seiner Hoffnung auszudrücken.
Es gibt acht Befehlsformen in 1. Mose 1, und wir werden später noch über den Grund ihrer Benutzung und die Wirkung auf den Sinn sprechen.
Wenn wir urteilen, dass (z), anstatt eine Zeit mit eigener Form zu sein, nichts dergleichen ist, sondern abhängig von der Zeit, die sie bezeichnet, von der Verbindung und von der Stellung im Satz, so zögere ich nicht, hier zu übersetzen mit: „Gott spricht: Licht ist! Und da ist Licht und er sieht und scheidet“ etc. Hier ist es also das gegenwärtige Handeln des lebendigen Gottes, das die Zeit kennzeichnet. Dies ist das Entscheidende und nicht, wie jemand sagte, dass dies ja immer Gegenwart sei – was es aber sicherlich nicht ist. Wir sehen dies am vierten Tag: In Vers 14 spricht Gott erstens über das, was sein soll, und dann darüber, zu welchem Zweck dies sei. Und in Vers 16 agiert Er und schafft das, wovon Er in Vers 14 gesprochen hat, was sein wird.
So heißt es in Vers 14: „Und Gott spricht [z; ein Präsens], als Nächstes werden Lichter sein [ein Futur] an der Ausdehnung des Himmels …“ usw. Und dies musste ja wegen etwas Vergangenem so sein.
Diese Lichter sind Zeichen gewesen (oder waren Zeichen6) (p) usw. Und wiederum: Sie sind Lichter gewesen/waren7 (p) zu Lichtern und so wird es sein (z) – aber erst in Vers 16 tritt Er in Aktion.
Und Gott macht (z) sie und setzt (z) sie usw. und sieht (z), dass es gut ist usw. Dasselbe sehen wir in 1. Mose 1,6-8. Der Glaube in uns führt durch Schwierigkeiten hindurch dazu, dass wir Gott vertrauen, an Ihm dranbleiben und hoffen. So erleben wir das in unserem Leben. Und oftmals ist es dieselbe Stimme, die unter Anfechtungen um Hilfe schreit, die schon wenig später spricht: Er wird helfen. Und so ist es, wenn die Seele in Gott geborgen ist.
Aber auch das schönste Bibel-Englisch ist nicht gut, wenn es nur eine grobe Annäherung an das Original ist, wohingegen ein raueres und weniger poliertes Englisch dem Original so nah wie möglich kommt. Außerdem ist es eine ernste Sache, wenn man den Modus der jeweiligen Sache ohne jegliche Befugnis verändert.
Wenn ich 1. Mose 1-2,3 in der englischen Bibel lese, dann hört es sich für mich an, als ob ich einer Erzählung lausche. Wenn ich aber den gleichen Abschnitt in Hebräisch lese, dann empfinde ich dies wie jemand, der in der Gegenwart Gottes steht, des lebendigen Gottes in Aktion. Psalm 33,6 ist gesegnet, aber Hiob 38,4-7 ist viel ergreifender und beeindruckender. Was würde wohl ein Hiob für eine Antwort auf diese Fragen gegeben haben! Und welch eine Gnade hat uns dies beschert? Unsere Authorized Version ist trotz ihrer vielen Worte (oftmals in Kursivschrift, um das Originalwort englisch erscheinen zu lassen; dies geschah sowohl aufgrund des Befehls des Königs als auch im Hinblick auf den Reichtum der englischen Sprache usw.) immer noch und trotz allem ein kostbares Geschenk Gottes an das englische Volk, obwohl sich die Bedeutung vieler Worte mittlerweile verändert hat. Falls dies aber den Weg vorgegeben hat, dann würde dem wohl auch der Glaube durch die Gnade zu Besserem folgen. Hesekiel 43,10.11 mag hier als ein Wort des Glaubens gelten.
In Vers 5 gibt es einen bemerkenswerten Wechsel: „Und Gott nennt (z) das Licht Tag, und die Finsternis nannte (p) er Nacht.“ Warum hier der Wechsel von „nennt“ zu „nannte“, von der Gegenwart zur Vergangenheit? Dies ist umso beachtenswerter, als dass es ja mit den beiden Hälften eines ganzen Tages zu tun hat.
Und etwas Ähnliches begegnet uns wiederum, obwohl weniger stark gekennzeichnet, in Vers 10a: „… nennt (z) das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte (p) er …“
Und auch in Vers 27: „… schafft (z) den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf (p) er ihn, Mann und Frau schuf (p) er sie.“
In jedem einzelnen dieser Fälle wechselte (wenn ich so sagen darf) der Geist Gottes, der durch Mose schrieb, seine eigene Position: Zunächst schreibt Er wie jemand, der persönlich anwesend und Zeuge des Geschehens ist, wofür Er auch eine entsprechend angemessene Schreibweise benutzt. Dann aber verändert Er sie, wie jemand, der nun auf ein Geschehen der Vergangenheit zurückblickt. Und dies geschieht öfter. Aber warum das hier so ist, kann ich im Moment nicht sagen. Ich schätze, dass dieser Zeitenwechsel bewirken soll, mein Denken besonders auf die Serie von Ereignissen als Ganzes zu lenken. „Und er nennt (z) das Licht Tag, und die Finsternis nannte (p) er Nacht. Und es ist (z) Abend, und es ist (z) Morgen, ein erster Tag!“ Ich würde aber nicht sagen, dass es die Absicht des Schreibers war, diesen Denkeffekt beim Wechsel von „nennt“ zu „nannte“ hervorzurufen, so dass man die Veränderungen (hier oder an anderer Stelle) beabsichtigt nennen könnte. Denn es stimmt: In vielen Sprachen ist dies eine durchaus übliche Form. Und meine Anmerkungen beziehen sich hauptsächlich auf die beiden anderen angeführten Beispiele.
Zum zweiten Tag (1Mo 1,6-8) habe ich somit nichts weiter hinzuzufügen, da ich schon ausgeführt habe (s.o.), dass (z) manchmal eine Zukunftsbedeutung hat und warum (z.B. hier) ein andermal eine Gegenwartszeit benutzt wird. Da es (z) in sich selbst keine Zeitform beinhaltet, hängt es immer von der Verbindung zum Textzusammenhang ab.8
Beim dritten Tag (1Mo 1,9-13) habe ich an einer Stelle einen Zeitenwechsel festgestellt, zu dem nichts weiter hinzuzufügen ist.
Ebenso ist das „soll sein“ und „ist“ am vierten Tag (1Mo 1,14-19) eine z-Form, wozu schon entsprechend ausgeführt wurde (s.o.).
Am fünften Tag (1Mo 1,20-23) wird zunächst gesagt, dass gewisse Dinge sind (z) usw. Dann aber wird gesagt, dass Gott Dinge „schafft“ (z), welche die Wasser „hervorbrachten“ (p). Erst danach taucht zum ersten Mal die Imperativ-/Befehlsform auf. Nachdem sie durch die schöpferische Kraft Gottes erschaffen wurden, befiehlt Er ihnen: „Seid furchtbar und mehrt euch und füllt die Wasser in den Meeren, und die Vögel sollen sich mehren …“ – dies eine weitere Zukunftsform, keine Gegenwartsform.
Am sechsten Tag (1Mo 1,24-31) spricht Gott: „Die Erde bringe hervor“ (V. 24), „Gott macht“ (V. 25), und: „Lasst uns Menschen machen … und sie sollen herrschen“ (V. 26) – alles Zukunftszeiten, nicht Gegenwartszeiten (Begründung s.o.). Dann folgt Vers 27: „schuf“ (wie oben), und schließlich: „Seid fruchtbar, mehrt euch und füllt … und herrscht“ – alles Imperative, wodurch Gott den verschiedenen geschaffenen Arten Befehl erteilt, sich auszubreiten. Er hatte geschaffen usw., aber nicht weil der Erdboden in sich selbst irgendeine schöpferische Kraft gehabt hätte, wie einige früher fälschlicherweise gelehrt haben, oder gar den irrigen Vorstellungen einiger Materialisten gemäß, die alles der Vernunft unterordnen wollen. Nein, es ist einzig die Kraft und die Weisheit des Schöpfers, der nicht nur alles ins Dasein gebracht hat, sondern auch alles erhält und bewahrt. Und der, der alles geschaffen hat, Er ist es auch, der – obwohl unsichtbar – immer noch aktiv ist und auch derjenige, der den Lauf der Natur beenden wird.
Und soweit es die Erhaltung, insbesondere durch Nahrung, betrifft, ist Er derjenige, der dies sicherstellt (1Mo 1,29.30).
Zumindest erregt das „Ich habe euch … gegeben“ (p) in Vers 29 unsere Aufmerksamkeit, weil es einen Wechsel von der Schöpfung hin zur Erhaltung gibt. In Vers 31 sehen wir dann das Ergebnis der genauen Prüfung Gottes hinsichtlich der Dinge, die Er geschaffen hat: „Und siehe, es ist sehr gut!“ (1Mo 1,23). Und wir bemerken auch einen weiteren Zeitenwechsel von (z) nach (p): „Gott sieht (z) alles, was er machte (p).“ Nun zu den Versen 1-3 in Kapitel 2:
1Mo 2,1-3: Und Gott vollendet (z) sein Werk, das er machte (p)“ – ein weiterer, derartiger Zeitenwechsel, wie auch in „er ruht (z) am siebten Tag“ sowie in „und heiligt (z) ihn; denn an ihm ruhte (p) er von all seinem Werk, das Gott schuf (p) zu machen“.
1 Diese Aussage mag in Frage gestellt werden, aber sie wird der Überlegung der Leser anheimgestellt. – ED↩︎
2 Anm. d. Red.: Man muss in diese Lücke nicht die Fossilien hineinlegen, um an einer Lücke an sich festzuhalten. Die Redaktion vertritt auch die Ansicht, dass die Fossilien durch die Sintflut und ihre Folgen sowie durch die Zerteilung der Erde zur Zeit Pelegs entstanden sind. Dennoch erkennt sie an, dass es sprachlich – und auch aufgrund von Jesaja 45,18 – zwingend ist, hier eine Lücke zu sehen und nicht die ersten beiden Verse als zum „ersten Tag“ gehörend zu betrachten.↩︎
3 Ich zitiere die Anmerkung aus der English Authorized Version, kennzeichne jedoch die Zeiten gemäß dem Hebräischen: p für Präteritum und z für die andere Form.↩︎
4 Anm. d. Red.: Peh ist der 17. Buchstabe im hebräischen Alphabet.↩︎
5 Gottes ureigene Art, zu schreiben und zu reden – wie zum Beispiel in Römer 4,16.17: „Abraham, der unser aller Vater ist (wie geschrieben steht: ,Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt‘) vor dem Gott, dem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre“ – beweist dies. „Habe gesetzt“, als Abraham noch keine Kinder hatte – was bedeutete das? Es war Gott, der dies sprach und schrieb, und alles war gemäß seinem vorausgehenden Ratschluss, seinem Plan und seiner Verheißung. Nun, da seine Ratschlüsse und Pläne von vor Grundlegung der Welt ans Licht gebracht worden sind in Unvergänglichkeit durch das Evangelium, erscheint uns all dies einfach und klar, denn alles steht unter dem „Ja und Amen“.↩︎
6 Gemäß dem Zweck und Gottes lange zuvor ersehenen Plan.↩︎
7 Gemäß dem Zweck und Gottes lange zuvor ersehenen Plan.↩︎
8 Anm. d. Red.: Das Hebräische kennt keine Zeiten (tempus indifferent), sondern nur Sachverhalte/Zustände.↩︎