Schriften von unbekannten Autoren
Die Auslegung und richtige Anwendung der Schrift hängen von der Aufmerksamkeit ab, die den kennzeichnenden Merkmalen des Geheimnisses geschenkt wirdDie Auslegung und richtige Anwendung der Schrift hängen von der Aufmerksamkeit ab, die den kennzeichnenden Merkmalen des Geheimnisses geschenkt wird
Es kann nicht geleugnet werden, dass die Heilige Schrift uns die Geschichte eines heiligen, treuen Volkes [Israel] gibt, das um der Rechtschaffenheit willen leidet, aber von dem man nicht sagen kann, dass es die Vorrechte der Gemeinde genießt. Wenn gesagt wird: Diese Schriften [Bücher des Alten Testamentes] beziehen sich auf einige aus dem Volk Gottes vor Christus – nun, dann muss ihre unterschiedliche Natur hervorgehoben werden: Sie fühlen, wie Gottes Hand schwer auf ihnen liegt, dass sie für ihre Missetaten leiden (obwohl sie jetzt in ihrem Herzen Gott absolut treu ergeben sind); sie rufen Ihn an, sie nicht für immer zu verwerfen, sein Gesicht nicht vor ihnen zu verbergen, sondern sie von ihren Sünden zu reinigen. Es ist klar, sie sind nicht in der Stellung von Versöhnung und Annahme oder sie wissen nichts davon. Wir sehen also sofort, wie unpassend eine solche Ausdrucksweise auf den Lippen derer wäre, die eins sind mit Christus und in all dem Wohlgefallen und der Annahme stehen, von dem uns das Geheimnis lehrt, dass wir darin eingesetzt sind. Während wir aus ihnen viele Lehren und großen Nutzen ziehen und durch sie viel über Gott und seine Wege lernen, so hätten wir uns doch vollständig vom Grund der Gnade entfernt, wenn unsere Erfahrung der ihren entspräche. Daher die Notwendigkeit, an den Prinzipien unserer Berufung festzuhalten, damit wir solche Schriftstellen nicht zum Schaden unserer Seele fehlanwenden.
Des Weiteren beten diese Gläubigen um Rache an ihren Feinden – sie rufen Gottes gerechtes Gericht auf sie herab. All das steht im krassen Gegensatz zu dem Herzenszustand derjenigen, die Gottes Gnade kennen und denen geboten wurde, jedem zu vergeben und für ihre Feinde zu beten. Ihre Hoffnung ist irdisch – die Erfüllung von Gottes Verheißungen an die Väter. Diese Hoffnung ist es nicht, die unsere Herzen im Leid aufrechterhält, sondern die himmlische Hoffnung, die uns bereitet ist. Wir sehen in Zacharias’ Lobgesang, wie die Erwartungen eines gottesfürchtigen Juden aussahen und was er durch die Wahrheit Christi erwartete (Lk 1,68-79). Wir dagegen erwarten Christi Wiederkehr, um uns zu sich zu holen, um in das Haus seines Vaters einzuziehen. Solange Er ausbleibt, ist es die Zeit der Drangsal: Sie mag von unterschiedlicher Stärke sein, aber das charakteristische Los der Gemeinde auf der Erde ist Drangsal. „In der Welt werdet ihr Verfolgung erleiden!“
Wenn wir uns nun einmal vor Augen führen, was ich bezüglich gewisser Schriften und ihre Anwendung auf die Heiligen früherer Zeiten gesagt habe – wenn diese Schriften die Erfahrung von solchen Heiligen beschreiben, die sie noch vor der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit gebrauchen werden und die Erlösung und Annahme bei seinem Kommen finden werden –, müssen wir äußerst vorsichtig sein, diese Heiligen nicht mit der Gemeinde zu verwechseln oder zu schlussfolgern, dass sie wegen ihres Glaubens und ihrer Hingabe eins mit der Gemeinde wären. Mit „gewisse Schriften“ spiele ich insbesondere auf die Propheten und die Psalmen an, wenngleich es noch weitere Schriften gibt, auf die sich diese Bemerkungen beziehen, was diejenigen Leser, die sich damit beschäftigt haben, leicht erkennen werden.
Ich bin nun das durchgegangen, wovon es mir nötig scheint, es zu bemerken und im Gedächtnis zu behalten in Bezug auf die himmlische Berufung und das Geheimnis. Im Licht des Letzteren sehen wir, was der Herr bei seiner Unterhaltung mit seinen Jüngern und der zusätzlichen Anweisung im Sinn hatte, die Johannes insbesondere in den Kapiteln 14 bis 16 aufzeichnet, wobei es um die Gegenwart und die Aufgabe des Heiligen Geistes in der Gemeinde geht, welche wir im Zusammenhang mit Anbetung und Dienst unbedingt beachten müssen.
Der erste Brief des Johannes steht im Einklang mit diesem Thema, indem er uns zu der Quelle all unseres Segens führt, nämlich zu Gottes Liebe und zu dem Wissen darum, sowie zu unserem Einssein in Christus, der Kraft und Quelle des neuen Gebotes in uns.