Schriften von Arthur Maurice Salway Gooding
Ri 3,5-11 - Othniel – der vorbildliche Richter - Ein Vorbild für Verantwortliche und junge Männer
EinleitungEinleitung
Die einleitenden Kapitel des Buches Richter machen uns mit jenen drei Feinden Israels bekannt, denen es Gott erlaubte, die Israeliten herauszufordern und zu unterwerfen:
1. Der erste Feind heißt Kuschan-Rischataims, dessen Name so viel bedeutet wie „Finsternis doppelter Bosheit“, ein passendes Bild für die Verderbtheit der Welt. 2. Der zweite Feind ist Eglon, König von Moab, der für die „Hässlichkeit des Fleisches“ steht.
3. Der dritte Feind schließlich, Jabin, ist der König, dessen Platz auf den Hügeln ist und der geringere Könige unter sich hat. Er repräsentiert den Fürsten der Macht der Luft, den Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. Er hat Unterkönige, die im Epheserbrief „Fürstentümer, Gewalten, Weltbeherrscher dieser Finsternis, geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ genannt werden (Eph 6,12).
Diese drei Feinde – (1) die Welt, (2) das Fleisch, (3) der Teufel – sind die Gegner, mit denen sich Gottes Volk auseinanderzusetzen hat und gegen die es kämpfen muss, wenn es seinen Besitz verteidigen und siegreich für Gott leben will.
Vermischung führt zu Freundschaft mit der Welt
Ri 3,5-7: Und die Kinder Israel wohnen inmitten der Kanaaniter, der Hetiter und der Amoriter und der Perisiter und der Hewiter und der Jebusiter; und sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen und dienten ihren Göttern. Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des HERRN, und vergaßen den HERRN, ihren Gott, und sie dienten den Baalim und den Ascherot.1
Eine bessere Übersetzung ist: „Sie dienten den Baalim und den Ascherim.“ Es geht hier nämlich nicht darum, dass sie eine Ansammlung von Bäumen verehrt hätten; die Bedeutung eines Hains ist vielmehr die, dass sich hier eine Anbetungsstätte befand, an der die Göttin Aschera verehrt wurde.2 Die Schriften des Alten Testaments nennen diese weibliche Gottheit auch „Gemahlin“ oder „Gefährtin des Gottes Baal“ oder auch „Himmelskönigin“. Dieser „Himmelskönigin“ wurden an den Kultstätten Speiseopfer gebracht.
Ri 3,8-11: Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischataims, des Königs von Mesopotamien; und die Kinder Israel dienten Kuschan-Rischataim acht Jahre. Und die Kinder Israel schrien zu dem HERRN; und der HERR erweckte den Kindern Israel einen Retter, der sie rettete: Othniel, den Sohn des Kenas, den jüngeren Bruder Kalebs. Und der Geist des HERRN kam über ihn, und er richtete Israel; und er zog aus zum Kampf, und der HERR gab Kuschan Rischataim, den König von Aram, in seine Hand, und seine Hand wurde stark gegen Kuschan-Rischataim. Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe. Und Othniel, der Sohn des Kenas, starb.
Nachdem die Israeliten es nicht geschafft hatten, die Völker Kanaans zu vernichten, erlaubten sie diesen, gemeinsam mit ihnen dort zu leben. Sie nahmen ihre Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen zu Frauen, was schließlich dazu führte, dass sie auch deren Göttern dienten. – Hierin liegt eine einfache Lektion, die alle Heiligen Gottes (d.h. alle wahrhaft Gläubigen) lernen sollten: Wenn wir uns in die Gesellschaft der Menschen dieser Welt begeben, dann wird das dazu führen, dass unsere Zuneigung sich auch unter ihnen ausbreiten wird. Unsere natürliche Zuneigung wohlgemerkt, nicht eine geistliche. Und das zwangsläufige Resultat einer engen Nachbarschaft ist nun einmal, dass Menschen sich untereinander verlieben und heiraten.
Die Israeliten wussten ganz genau, dass Gott ihnen geboten hatte, sich abzusondern; Er hatte es unmissverständlich gesagt. Selbst Bileam hatte vom Berggipfel aus verkündet, dass Gottes Volk für sich bleiben solle (4Mo 23,9). Sie aber kommen im Land an und – ohne sich um Gottes Gebot zu kümmern – leben unter den dort ansässigen Völkern, bewundern deren Töchter, lieben und heiraten sie. Söhne und Töchter aus Gottes Volk heiraten Gottlose! Der nächste Schritt ist schnell getan; wenn man mit einem Mann oder einer Frau zusammenlebt, die Götzen anbeten, ihre Häuser und ihr Leben mit Götzenbildern und ähnlichen Dingen füllen, so wird das Ergebnis sein: „Und sie dienten ihren Göttern“ (Ri 3,6). Dies ist eine altbekannte Tatsache, es ist schon so oft passiert. Es beginnt mit dem gemeinsamen Essen und Trinken, dann wird geheiratet und schließlich gemeinsam angebetet.
Als Bileam Gottes Volk nicht verfluchen konnte, lehrte er „den Balak …, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben“ (Off 2,14; vgl. 4Mo 31,16). Das Erfolgsgeheimnis gegen Israel war nicht der Fluch von außen, sondern der Verfall von innen. Zweifellos empfahl Bileam dem Barak, die Töchter Moabs auszusenden, und sie aßen, tranken, begingen Unzucht und dienten ihren Göttern. Vierundzwanzigtausend starben unter der strafenden Hand Gottes (4Mo 25,9). So einfach, nicht wahr? Esst und trinkt zusammen, heiratet und schon seid ihr geradewegs auf dem Weg in den Götzendienst. Das zehnte Kapitel des ersten Korintherbriefs ist sehr interessant: Es dreht sich dort alles um Essen und Trinken. Es sagt uns, dass Essen und Trinken immer mit bestimmten Assoziationen einhergehen. Es heißt dort (1Kor 10,1b-4): „Unsere Väter waren alle unter der Wolke und sind alle durch das Meer hindurchgegangen und wurden alle auf Mose getauft in der Wolke und in dem Meer und aßen alle dieselbe geistliche Speise und tranken alle denselben geistlichen Trank; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus.)“
Paulus lehrt hier, dass Menschen, die diese Art geistlicher Nahrung zu sich nehmen, sich in einer bestimmten Weise verhalten sollten. Doch stellt er fest: „Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen“ (1Kor 10,5). Warum nicht? Lesen Sie die folgenden zwölf Verse und schlagen Sie die Verweise auf die Stellen im Alten Testament nach: Es geht immer um Essen und Trinken und das damit verbundene Verhalten! Sie verachteten das Manna und zogen sich das göttliche Gericht zu. Sie gossen ein goldenes Kalb, und in der Schrift heißt es (2Mo 32,6): „Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um sich zu belustigen.“ Und sie waren auf dem Weg in den Götzendienst. Der nächste Vorfall ereignet sich mit den Töchtern der Moabiter: Sie aßen, sie tranken, sie begingen Unzucht. Sie waren auf dem Weg in den Götzendienst.
1. Korinther 10 zeigt uns, dass es zwei Orte gab, an denen Männer und Frauen aßen: Da war zum einen der Tisch der Dämonen im Götzentempel. Zum anderen gab es den Tisch des Herrn in Verbindung mit dem Brot und dem Kelch, die für das Herrenmahl (Abendmahl) stehen. Diejenigen, die am Tisch der Dämonen saßen, führten ein Leben voller Unzucht und Götzendienst. Das Leben der Menschen, die am Tisch des Herrn Platz genommen hatten, war gekennzeichnet von Heiligkeit und Anbetung Gottes. – Essen und Trinken führen auf bestimmte Wege und zu bestimmten Konsequenzen. Wenn Menschen zusammen leben, essen und trinken, dann heiraten ihre Söhne und Töchter, und die Abkehr vom Herrn ist die Folge. Selbstverständlich trifft ihre Eltern die Schuld hieran, weil sie sich unter den Ungläubigen niedergelassen haben oder den Ungläubigen erlaubten, bei ihnen zu wohnen.
Ri 3,6: Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen.
Wir hören hier von zwei Generationen. Die Generation, die beschloss, sich aufzumachen und unter den Heiden zu leben – was machte sie? Sie heirateten die Töchter der Ungläubigen und gaben ihre Töchter deren Söhnen. Auch sie verheirateten sich also mit den Gottlosen? Muss dann der Vorwurf nicht den Eltern gelten? – Wir können hieraus eine erste Lehre ziehen: Liebe christliche Eltern, esst und trinkt ihr mit den Gottlosen? Damit ist nicht gemeint, dass ihr auf gemeinsame Mahlzeiten mit Unbekehrten verzichten müsstet. Vielmehr ist die Frage: Habt ihr rein weltlich ausgerichtete soziale Kontakte? Seid ihr fortwährend um einen engen Austausch mit Ungläubigen bemüht? Fühlt ihr euch in ihrer Gesellschaft rundum wohl? Wenn ihr sie zu euch nach Hause einladet, macht ihr so starke Abstriche in göttlichen Dingen, dass sie sich bei euch ebenso zu Hause fühlen wie bei sich selbst? Herrscht zwischen euch und ihnen, euren Töchtern und Söhnen, ihren Töchtern und Söhnen, völlige Übereinstimmung? Wohin wird das wohl führen? Nun, erst wird gemeinsam gegessen, dann wird gemeinsam geheiratet, und so werden die Herzen von Gottes Volk dem Herrn entfremdet, zu den Geschäften der Welt hingelenkt, die denen Gottes entgegenstehen. Diese Erkenntnis ist so naheliegend wie einfach. So manches Mal müssen sich die Eltern den Vorwurf gefallen lassen, dass sie verantwortlich sind, wenn ihre Kinder Ungläubige heiraten.
Ich kannte liebe Mitchristen, die aus ihrem Stadtteil fortzogen, weil in einem anderen Teil der Stadt Menschen mit höherem sozialen Status lebten. Mitunter heirateten dann ihre Söhne und Töchter in die Nachbarschaft ein. Oder ich habe erlebt, dass Eltern ihre Kinder aus der gewöhnlichen Sonntagsschule herausnahmen, um sie in eine größere Gemeinde mit vermeintlich attraktiveren Angeboten zu bringen. Warum? Weil man dort auf der sozialen Leiter eine Stufe höher stand, weil dort Leute aus unseren Verhältnissen – oder gar besseren! – waren, mit denen sich unsere jungen Leute treffen konnten. So kommen sie dort zusammen, heiraten die Menschen, die sie dort kennenlernen und die oft eine bessere gesellschaftliche Position haben, aber nicht bekehrt sind.
Wer trägt dann hierfür die Verantwortung? Die gesellschaftlichen Aufsteiger! Die gesellschaftlichen Aufsteiger in Gottes Volk, die die soziale Karriereleiter heraufklettern wollten. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sie ihre Frauen und Familien in eine Gesellschaft einführen, in der sie ganz selbstverständlich für den eigenen Vorteil mit den Ungläubigen essen und trinken und bei ihnen zu Hause sein werden. Am Ende sitzen sie dann da und heulen, wenn ihre Kinder ungläubige Partner heiraten und ihr Leben allein weltlichen Dingen gilt.
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↩︎Anm. d. Red.: Manche Bibelübersetzungen haben: „Sie dienten den Baalim und den Hainen.“
2 Anm. d. Red.: Aschera: Muttergöttin der Kanaaniter; Plural Ascherim: Kultpfahl oder Abbild dieser Göttin.↩︎