Behandelter Abschnitt Röm 7,1-3
Das Gesetz und Christus
Nachdem in Römer 6 die Wahrheit von der Befreiung dargelegt worden ist, könnte man fragen: „Gilt diese Befreiung auch für das Gesetz Moses?“ Diese Frage betrifft vor allem die Gläubigen aus dem jüdischen Volk; die Heiden standen, wie wir wissen, nie in dieser rechtlichen Beziehung zu Gott. Die Antwort lautet: Ja, die jüdischen Gläubigen stehen nicht mehr unter dem Gesetz. Indem Paulus dies aufgreift, wendet er sich speziell an seine jüdischen Brüder. Dies wird durch eine seiner Aussagen deutlich: „Ich rede zu denen, die das Gesetz kennen.“
Es gibt einen offensichtlichen Unterschied zwischen der Befreiung von der Sünde (Röm 6) und der Befreiung vom Gesetz (Röm 7). Die Sünde ist etwas Schlechtes, das durch das Versagen des Menschen in die Welt gekommen ist. Das Gesetz jedoch ist „heilig, gerecht und gut“ (Röm 7,12) und wurde von Gott selbst gegeben. Es ist leicht, einzusehen, warum wir von der Sünde befreit werden müssen. Aber wir könnten uns fragen, warum jemand von etwas befreit werden muss, was gut ist. Die Antwort ist: Das Gesetz ist in der Tat gut – gut für den Zweck, für den es geschaffen wurde: nämlich den Menschen zu zeigen, was sie getan haben und was sie sind. Das Gesetz kann jedoch kein heiliges Leben hervorbringen. J.N. Darby sagt, dass es drei Dinge gibt, die das Gesetz nicht tun kann:
Es gibt kein Leben.
Es gibt nicht die Kraft, seine Forderungen zu erfüllen. Es gibt uns keinen Gegenstand für unser Herz.
Daher ist es ein großes Missverständnis, zu denken, das Gesetz wäre gegeben worden, um dem Menschen zu helfen, in der Heiligkeit zu wandeln. Es ist nicht – und war nie – Gottes Absicht, durch das Gesetz Heiligkeit im Menschen zu erzeugen.
Der Irrtum, dass nichtjüdische Gläubige unter das Gesetz gestellt werden sollten, wurde von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem entschieden ausgeräumt. Dies ist in Apostelgeschichte 15 festgehalten. Aber die Frage blieb: „Stehen diejenigen, die aus den Juden kommen und nun Gläubige an den Herrn Jesus sind, noch unter dem Gesetz?“ Paulus beantwortet diese Frage hier.
Die zwei Ehemänner
In diesem Abschnitt erklärt Paulus, warum das Gesetz nichts mit den Christen zu tun hat – egal, ob es sich um Judenchristen oder Heidenchristen handelt. In Römer 7,1-3 legt er das Prinzip dar, indem er ein hypothetisches Beispiel dafür gibt. Er stellt dar, wie unwahrscheinlich es ist, dass eine Frau mit zwei Männern gleichzeitig verheiratet ist. In Römer 7,4-6 wendet er diesen Grundsatz an und zeigt: Die Christen sind mit Christus gestorben, und das Band, das sie (die jüdischen Gläubigen) einst an die Verpflichtungen des Gesetzes gebunden hat, ist zerrissen.
Röm 7,1-3: 1 Oder wisst ihr nicht, Brüder (denn ich rede zu denen, die das Gesetz kennen), dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? 2 Denn die verheiratete Frau ist durch Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes. 3 Also wird sie denn, während der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei von dem Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird.
Paulus setzt hier das Gesetz in die Position eines Ehemannes und die Juden (bevor sie errettet wurden) in die Position einer Ehefrau. Die Frau würde in dieser Situation bestimmte Verpflichtungen gegenüber ihrem Mann haben. Paulus sagt: „Die verheiratete Frau ist durch Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt.“ F.B. Hole sagt:
Jeder Jude fand den alten Ehemann – das Gesetz – streng und unbeugsam, gleichsam ein „Frauenschläger“. Dennoch mussten sie zugeben, dass sie reichlich verdienten, was sie empfingen.2
Unter dem Gesetz hatten sie eine Last zu tragen. Sie waren „schwer beladen“ mit ihren Bemühungen, alles zu tun, was es gebot. Außerdem mussten sie noch Zusätze verrichten, die die Rabbiner dem Gesetz hinzufügten (Mt 11,28; 23,2-4).
Dann sagt Paulus: „Wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes.“ Mit dieser Aussage erklärt Paulus das Gesetz nicht als gestorben – auch wenn er sich auf den verstorbenen Ehemann bezieht. Der springende Punkt ist hier, dassder Tod die Herrschaft des Gesetzes beendet . Das Band, das in dieser rechtlichen Beziehung besteht, wird mit dem Tod gebrochen.