Behandelter Abschnitt 1Joh 4,2-3
1Joh 4,2.3: 2 Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott; 3 und jeder Geist, der nicht Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.
Beachte die Einfachheit dieses Tests: Bekennt ein Mensch, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, oder leugnet er die Lehre von der Menschwerdung? Wenn ein Mensch die Menschwerdung bekennt, ist er von Gott. Das bedeutet nicht, dass alles andere, was er lehrt, automatisch biblisch ist, aber er hat die richtige Grundlage, wenn er die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus bekennt.
Wir beginnen – das ganze christliche Lehrsystem beginnt – mit der Menschwerdung, nicht mit einer Apotheose [= Erhebung, Aufstieg eines Menschen zu Gott; Vergöttlichung eines Menschen]. Ich verwende diesen theologischen Begriff nicht gern, denn einige von euch werden sich fragen, was er bedeutet. Aber es ist ein so passender Begriff und er steht in direktem Gegensatz zum Begriff Inkarnation (Menschwerdung). Das Wort Apotheose kommt von zwei griechischen Wörtern; das eine Wort [apo] bedeutet „von, aus“, das andere Wort [theos] bedeutet „Gott“ oder „Gottheit“.
Wir sprechen also von einer Apotheose als einem Menschen, der ganz unter dem Einfluss Gottes steht – einem vergöttlichten Menschen. Es gibt heute viele Geistliche und Lehrer, die lehren, dass unser Herr Jesus Christus ein bemerkenswerter junger Mann gewesen wäre; ein Kind, das in diese Welt hineingeboren wurde und in vielerlei Hinsicht jedem anderen Kind überlegen war; ein religiöses Genie, das von Anfang an gottberauscht gewesen wäre. Sein einziges Ziel im Leben wäre die wachsende Erkenntnis der Gottheit gewesen. Er hätte sich immer nach Gott ausgestreckt. Sie lehren, dass Jesus so ständig unter dem Einfluss Gottes gestanden hätte und so sehr von Ihm durchdrungen gewesen wäre, dass Er schließlich wie Gott gewesen wäre. Deshalb würden wir in Jesus Christus Gott manifestiert sehen. Das ist eine Apotheose und wird gemeinhin von den sogenannten Modernisten gelehrt. Sie leugnen die Menschwerdung und bejahen eine Apotheose. Das Wort Gottes lehrt keine Apotheose, sondern es lehrt die Inkarnation.
Was verstehen wir unter der Inkarnation? Wir wollen damit sagen, dass Gott, der von Ewigkeit her in drei Personen existiert – dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist –, sich den Menschen zu erkennen geben und die Sünde und die Schuld der Menschen auf sich nehmen wollte, um so die volle Sühnung für sie zu leisten. Er beugte sich in der Person des Sohnes in Gnade herab, um sich mit der Menschheit einszumachen, und wurde Mensch, indem Er Fleisch und Blut annahm. Aber denk daran, es war Gott, der das tat. Das Baby in Bethlehem war nicht nur ein bemerkenswertes Kind, das mit einem großen religiösen Instinkt geboren wurde, sondern dieses Baby war Gott der Sohn. Es war Gott, der sich in Gnade herabließ, um im Schoß der Jungfrau zu wohnen, und der als Mensch in diese Welt geboren wurde. Aber Er hörte nicht einen Augenblick lang auf, Gott zu sein. „Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott.“ Nicht, dass Jesus Christus zu existieren begann, als Er in die Welt geboren wurde, sondern dass Er – von wo? – aus dem Himmel kam. Das ist die Inkarnation, und jeder Geist, der das bekennt, ist aus Gott.
Hast du jemals darüber nachgedacht, was für ein bemerkenswerter Ausdruck das ist: „Jesus Christus ist gekommen“? Du wurdest in die Welt geboren; du hattest keine Existenz, bevor du gezeugt wurdest. Poetisch fragen wir:
Mein liebes Kind, wo kommst du her? Von überall her hierher.
Wo sind die blauen Augen her? Vom blauen Himmel sind sie her.
Aber das ist nur Poesie. Du hast hier auf der Erde begonnen. Du kamst ins Dasein, als du von deinen Eltern geboren wurdest. Aber Jesus begann nicht erst zu existieren, als Er im Stall geboren und in der Krippe gewiegt wurde. Er kam aus der höchsten Herrlichkeit des Himmels herab in diese Welt, um der Retter der Welt zu sein. Er, der höher war als alle Engel – Er, ihr Schöpfer –, wurde ein wenig niedriger als diese herrlichen Wesen, damit Er durch die Gnade Gottes den Tod für jeden Menschen schmecken konnte [Heb 2,9].
Menschen mögen beteuern, Ihn zu ehren, während sie eine Apotheose lehren. Sie mögen beteuern, viel von Ihm zu halten, indem sie von Ihm als dem größten religiösen Genie sprechen, das die Welt je gekannt hat. Sie mögen sogar so weit gehen wie der französische Ungläubige Renen, der erklärte: „Von nun an soll niemand mehr zwischen Dir und Gott unterscheiden.“ Aber Renen wollte damit nur sagen, dass Jesus, ein Mensch, so gottähnlich geworden war, dass wir Gott in Ihm offenbart gesehen haben. Das ist nicht die Inkarnation. Die große Wahrheit ist, „dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt“ (2Kor 5,19). „Groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit“ (1Tim 3,16). Dies ist das christliche Bekenntnis. Die Menschen mögen beteuern, Jesus zu ehren, indem sie Ihn als den Mächtigsten unter den Mächtigen, den größten aller großen Männer der Welt oder den wunderbarsten aller Morallehrer anerkennen. Aber in Wirklichkeit erniedrigen sie Ihn nur, wenn sie Ihn nicht als Gott über alles anerkennen. Jesus ist der fleischgewordene Gott.
Die Leugnung dieser grundlegenden Lehre ist der Geist des Antichristen. Egal, ob diese Leugnung in groben oder unwissenden Ausdrücken oder in schöner Sprache vorgetragen wird, sie ist die Leugnung der Menschwerdung. Sich Jesus als jemand anders als Gott vorzustellen – den Schöpfer, der zu unserer Erlösung Mensch geworden ist –, bedeutet, die Wahrheit über Ihn zu leugnen, die in diesem Buch offenbart wird, und ist der Geist des Antichristen.