1Tim 3,16: Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.
Im nächsten Vers spricht der Apostel vom Geheimnis der Gottseligkeit oder, wie man es ausdrücken könnte, vom Geheimnis der Frömmigkeit. Als die Kinder Israels durch die Wüste vom Sinai in das gelobte Land zogen, trugen sie die Bundeslade bei sich, die ein Sinnbild für die Person unseres Herrn Jesus Christus war – der Ort der Begegnung zwischen Gott und den Menschen. Wir sind heute dafür verantwortlich, diese heilige Wahrheit über unseren gesegneten Herrn zu bewahren, die der Apostel als das Geheimnis der Gottseligkeit bezeichnet. Der Begriff Geheimnis bedeutet nicht unbedingt etwas, das an sich geheimnisvoll ist, sondern ein Geheimnis, das nur Eingeweihten offenbart wird. Es ist der Wille Gottes, dass die Gemeinde dieses Geheimnis versteht, dass sie die Wahrheit über die Person unseres Erlösers kennt. Dieses Geheimnis ist das der Fleischwerdung: dass Gott auf die Erde herabkam und mit seiner Gottheit einen menschlichen Leib, einen menschlichen Geist und eine menschliche Seele annahm, so dass Er Gott und Mensch in einer einzigen gesegneten, anbetungswürdigen Person war.
„Gott ist offenbart im Fleisch“ [SCHL]
Einige der frühen Handschriften lassen das Wort „Gott“ weg und geben es als „das Geheimnis der Gottseligkeit, das im Fleisch offenbart wurde“ wieder. Das ist wahrscheinlich korrekter als die späteren Handschriften, aber der Gedanke ist klar, dass es Gott selbst war, der auf diese Szene herabkam und sich im Fleisch offenbarte. Jesus ist sowohl Gott als auch Mensch.
Im Johannesevangelium lesen wir: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). Wiederum lesen wir: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Und so war „Gott in Christus, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2Kor 5,19).
„Gerechtfertigt im Geist“
Er, der Gott im Fleisch war, war der absolut Gerechte, der ohne Sünde gezeugt wurde. Nach seiner Taufe im Jordan, bei der Er sich öffentlich als derjenige zeigte, der gekommen war, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen und so die Sündenfrage zu klären, öffnete Gott, der Vater, den Himmel über Ihm, der Heilige Geist kam auf Ihn herab, und die Stimme des Vaters war zu hören, die verkündete: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). So wurde Er im Geist gerechtfertigt. Es gab keinen Makel der Sünde in Ihm. Er war absolut heilig. Als solcher war Er der geeignete Stellvertreter, um den Platz des Sünders einzunehmen und das Gericht zu ertragen, das unsere Sünden verdienten.
„Gesehen von den Engeln“
An dritter Stelle – und das ist für mich am interessantesten – lesen wir: „gesehen von den Engeln“. An anderer Stelle wird Er „das Bild des unsichtbaren Gottes“ genannt (Kol 1,15). Haben wir jemals darüber nachgedacht? Bevor Gott sich in Jesus Christus Fleisch wurde, war Er für die Augen der Schöpfung unsichtbar. Gott der Vater war unsichtbar; Gott der Sohn war unsichtbar; Gott der Heilige Geist war unsichtbar. Die Engel konnten nur auf Gottes Herrlichkeit schauen, aber sie konnten den Unsichtbaren nicht sehen. Aber als der Herr Jesus Christus auf die Erde kam, als das Kind in der Krippe von Bethlehem geboren wurde, wurde Er, der Gott von Ewigkeit her war, sichtbar. Als die Engel über der Krippe schwebten und auf das Antlitz des kleinen Kindes blickten, wussten sie, dass sie in das Antlitz des Gottes blickten, der sie erschaffen hatte. Als Er auf der Erde wandelte, sahen die Engel die wunderbaren Werke Gottes, die sich im Fleisch manifestiert hatten. Und wir werden Ihn in der ganzen gesegneten Wirklichkeit seines Menschseins wie auch seiner Gottheit in alle Ewigkeit sehen.
„Gepredigt unter den Nationen“
Das Wort, das mit „Heiden“ (in der engl. KJV) wiedergegeben wird, ist das Wort, das an anderer Stelle mit „Nationen“ (vgl. ELB-CSV) übersetzt wird, das heißt, die Zeit war gekommen, in der Gott nicht mehr nur ein Volk von den übrigen Völkern getrennt halten wollte, sondern seine Liebe sich auf die gesamte Menschheit erstrecken konnte. So wird unser Herr Jesus Christus allen Nationen gepredigt. Die Botschaft, die den Nationen überall verkündet wird, lautet, dass alle gerettet werden können, die sich im Glauben an Ihn wenden.
„Geglaubt in der Welt“
Nach zwanzig Jahrhunderten gibt es unzählige Millionen Menschen, die nicht glauben. In der Tat gibt es Millionen, die seinen Namen noch nie gehört haben. Das sollte unsere Herzen zu mehr missionarischen Aktivitäten und Gaben an Missionswerke bewegen. Aber selbst unter denen, die seinen Namen gehört haben, gibt es eine große Zahl von Menschen, die sich weigern, Ihm zu vertrauen. Aber, Gott sei Dank haben in all den Jahrhunderten seit dem Kreuz sehr viele Menschen geglaubt. Heute glauben Millionen an Ihn und finden in Ihm nicht nur einen Retter, nicht nur den Einen, der ihrem Gewissen Trost und Ruhe gibt, sondern sie finden auch einen liebenden, zärtlichen Freund, der dem Herzen inmitten der Verwirrungen und Mühen des Lebens Frieden gibt. An Ihn zu glauben bedeutet, Ihm zu vertrauen, Ihn als persönlichen Retter zu bekennen.
„Aufgenommen in Herrlichkeit“
Paulus berichtet nicht chronologisch über die Menschwerdung und das Leben unseres Herrn Jesus Christus, sondern er stellt eine Wahrheit nach der anderen in dem Maße heraus, wie sie wichtig ist. Er, der das Haus des Vaters verließ, kam auf die Erde herab, wo Er ein sündloses Leben führte. Er, der der absolut Heilige und Makellose war, ging ans Kreuz, um für unsere Sünden zu sterben. Er, der den Heiden gepredigt wurde und an den man in der Welt geglaubt hat, Er, der Mensch Christus Jesus, wurde in die Herrlichkeit aufgenommen. Er ist heute im Himmel dieselbe Person, die Er war, als Er hier auf der Erde war.
Viele scheinen die Vorstellung zu haben, dass unser Herr nach seiner Himmelfahrt aufhörte, der Mensch Christus Jesus zu sein, und zu einer Art geistigem Wesen wurde, so dass sie sich einbilden, dass sie Ihn niemals so sehen werden, wie Er war, als Er diese Szene verließ und zum Vater zurückkehrte. Aber die Engel auf dem Ölberg sagten zu den Jüngern: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel“ (Apg 1,11). Er ist absolut unwandelbar: „derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8).
Wenn wir Ihn sehen, werden wir Ihn an dem Abdruck der Nägel in seiner Hand erkennen. Wenn Er zum zweiten Mal herabsteigt, um sein Reich einzunehmen und seinem eigenen Volk Israel zu erscheinen, werden ihre Augen offen sein, um Ihn zu erkennen. Sie werden zu ihm sagen: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?, so wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben“ (Sach 13,6). Wenn wir endlich in sein herrliches Antlitz blicken, werden wir die Spuren der Dornenkrone sehen. Wenn Er diese liebenden Hände erhebt, werden wir die Narben sehen, die die Wunden hinterlassen haben, und wir werden sagen: „Mein Herr und mein Gott!“, so wie Thomas es sagte, als er anbetend vor den Füßen des Erlösers niederfiel (Joh 20,28).