Behandelter Abschnitt Obad 1,1-2
Einleitung
In einem einzigen Kapitel gibt Gott uns durch den Dienst des Propheten Obadja wichtige Hinweise zu unserer Ermahnung und Ermutigung. So kurz wie diese Botschaft ist, so voll sind diese einundzwanzig Verse mit nützlichen Hinweisen; mögen sie zum Herzen jedes Gläubigen sprechen.
Wer Obadja war, wo er geboren wurde, aus welchem Stamm und welcher Familie in Israel er kam, sein Beruf und die exakte Zeit, in der er lebte, hat Gott uns nicht enthüllt. Ein gewisser Obadja diente am Hof des König Ahabs. Er kümmerte sich um die verfolgten Propheten des HERRN, aber er ist nicht mit dem Schreiber dieses Buches zu verwechseln. Andere Obadjas werden kurz in 1. und 2. Chronika erwähnt, aber keiner ist identisch mit diesem Buch. Wir haben keine Hinweise, Obadja genauer zu bestimmen, und es ist auch nicht wichtig, mehr darüber zu wissen. Es ist die Botschaft, nicht der Botschafter, mit der Gott uns beschäftigen möchte.
Einteilung des Buches
Die ersten sechzehn Verse betreffen die Sünde und das Schicksal Edoms. Die letzten fünf Verse beschreiben die kommende Befreiung des Hauses Jakobs, während das Haus Esaus zerstört wird, um nie wieder aufzuerstehen.
Die erwählende Gnade Gottes
Viele wichtige Lektionen sind mit der Geschichte der beiden Söhne Isaaks und ihrer jeweiligen Häuser verbunden. Bevor einer der beiden Kinder geboren war, wählte Gott den Jakob, indem Er sagte: „Der Ältere wird dem Jüngeren dienen“ (1Mo 25,23). Es war – selbstverständlich – die erwählende und wunderbare Gnade! Wer war so unwürdig wie der feige Jakob, und wer, menschlich gesprochen, war mehr zu bewundern als der anscheinend mutige und großmütige Esau? Aber Gott wählte Jakob, und das bestätigt seine Auswahl nach Gnade. Dem Leser muss klar sein, wovon Gott hier gesprochen hat. Es geht nicht um eine Auserwählung Jakobs für den Himmel oder um eine Bestimmung Esaus für die Hölle. Manche Theologen träumen davon, aber das ist nicht der Weg, wie die Schrift über dieses Thema spricht. Gott wählte Jakob als Erben der Segnungen Abrahams aus, damit er die Verheißungen weitertragen sollte. Als Er das tat, machte Er Esau seinem Bruder untertan. Es war die Einführung eines Prinzips, dem wir oft im ersten Buch Mose begegnen: dass der Ältere zur Seite gesetzt und das Erstgeburtsrecht dem Jüngeren gegeben wird. Das wiederum erinnert uns daran, dass Gott den ersten Menschen beiseitegesetzt hat, um dem zweiten Menschen den Vorrang zu geben: „Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige“ (1Kor 15,46). Dieses Geheimnis wurde auch durch Kain und Abel, Ismael und Isaak, Esau und Jakob, Ruben und Joseph sowie durch Manasse und Ephraim zum Ausdruck gebracht.
Esau ein Bild des Fleisches
In Übereinstimmung damit sind Esau und die Nachkommen, die seinen Namen tragen, in der
Schrift ein Bild von dem Fleisch. Jakob ist ein Vorbild des neuen Menschen, der durch Disziplin/Zucht lernt, zu überwinden. Wenn Gott im letzten Buch des Alten Testamentes sozusagen eine Zusammenfassung dieser beiden Familien beschreibt, erklärt Er: „Ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst“ (Mal 1,2.3).
Wir können in dem Propheten Obadja sowohl eine symbolische als auch eine natürliche Linie erkennen. Was von Edom gesagt wird, verschmilzt mit dem endgültigen Schicksal des Fleisches – diesem abscheulichen Merkmal unseres Wesens, das sich immer selbst rühmt und aufbegehrt gegen alles, was von Gott ist, sogar im Inneren eines Gläubigen, das am Ende jedoch völlig vernichtet wird, als hätte es niemals bestanden. Der zukünftige Triumph des Hauses Jakobs in der Herrlichkeit des Reiches verrät uns die Erweiterung und die Segnungen, wenn das Fleisch für immer überwunden sein wird und der Mensch in Übereinstimmung ist mit dem, der allein bleibt.
Auslegung
Obad 1.2: 1 Gesicht Obadjas. So spricht der Herr, HERR, über Edom: Eine Kunde haben wir von dem HERRN gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden: „Macht euch auf und lasst uns gegen es aufstehen zum Kampf!“ 2 Siehe, ich habe dich klein gemacht unter den Nationen, du bist sehr verachtet.
Ein Gesicht des HERRN bezüglich Edom war erschienen (Obad 1) und ein Botschafter wurde zu den Nationen ringsum geschickt, um ihre Armeen gegen den Berg Esaus (Obad 19) zu mobilisieren. Obwohl einst übermächtig, sollte Edom sehr klein und verächtlich werden (Obad 2).
Edom war immer der Feind Israels, so wie „das Fleisch [kontinuierlich] begehrt gegen den Geist“ (Gal 5,17). Als das Unglück über das Haus Jakobs kam, freute sich Edom (Obad 12.13). Aber jetzt sollte das Gericht schonungslos auf Edom fallen (Obad 18). Das wird – ohne Zweifel – am Ende der Zeit geschehen; noch bevor das Reich gegründet wird, wird Edoms Macht vollständig gebrochen sein. Menschen seines Geschlechtes werden in Idumea wohnen, am Tag des letzten großen Zusammenschlusses gegen Israel, aber Edom wird besiegt werden. Wenn die übrigen Völker der Welt in den Segen der Herrschaft des Messias gelangen, wird Edom unter dem Himmel ausgelöscht sein.