Behandelter Abschnitt 1Pet 2,7-9
Wie wunderbar ist es zu lesen: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Pet 2,9).
Ich habe das Empfinden, dass wir sehr dazu neigen, zu vergessen, was es bedeutet, eine persönliche Verantwortung als königlicher Priester zu haben. Es ist unser Vorrecht und unsere ernste Verantwortung, „die Tugenden dessen zu verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ Zunächst müssen wir jedoch unsere heilige Priesterschaft ausüben. Wenn wir also zu einem geistlichen Haus zusammengefügt sind und das Vorrecht haben, heilige Priester zu sein, sollten wir dieses Vorrecht auch ausüben und unsere Herzen sollten eine Antwort auf die Gedanken Gottes geben. Die Sache ist sehr einfach. Petrus sagt, dass diese geistlichen Schlachtopfer Gott wohlangenehm sind. Das ist es, was der Herr sucht, woran Er sich erfreut und wonach Er verlangt. Das ist es, wozu sein Sohn in diese Welt gekommen ist.
Die Priesterschaft im Alten Testament gibt uns ein Bild von unserer jetzigen Stellung. Gott legt Christus sozusagen in unsere Hände, damit wir Ihn in geistlicher Weise darbringen. Er möchte nicht, dass wir mit uns selbst beschäftigt sind, weder mit unserer eigenen Stellung, noch mit unseren eigenen Segnungen. Gott möchte, dass wir mit Christus und allem, was Er ist, beschäftigt sind, denn Er ist kostbar in den Augen Gottes und auch für uns.
„Euch nun, den Glaubenden, ist die Kostbarkeit“ (1Pet 2,7), d. h. das, was Gott als kostbar ansieht, ist auch für uns wertvoll. Der Glaube sieht genau das, was Gott sieht.
Für die Zusammenkünfte zur Anbetung wäre es eine immense Hilfe, wenn der Gedanke uns erfüllen würde, dass wir als Priester die sind, die etwas vor Gott bringen, was Ihn erfreut: Christus. Ich möchte den Gedanken, dass unser persönlicher Zustand in großem Maß die Versammlungen Gottes beeinflusst, besonders hervorheben. Angenommen, ein großer Teil der heiligen Priester wäre oberflächlich und gleichgültig mit einem geringen Genuss an Christus, dann würde dies die ganze Versammlung beeinflussen. Wären unsere Herzen doch nur erhellt mit einem tieferen Empfinden der Liebe und Gnade Gottes, wie anders wären dann die Anbetungsstunden! Christus wäre alles und Christus allein. Der Herr möge uns mehr dahin bringen, sich daran zu erfreuen, heilige Priester zu sein, deren Herzen mit Christus erfüllt sind und Ihn daher beständig Gott bringen als den, der kostbar für Ihn und uns ist.
Aber wenn wir heilige Priester sind, dann sollen wir auch königliche Priester sein. Worin besteht nun die königliche Priesterschaft? Sie hat eindeutig dieselbe Natur wie Priesterschaft Christi nach der Ordnung Melchisedeks. Die Ausübung seiner Priesterschaft geschieht nach dem Vorbild Aarons – Er denkt an sein armes und schwaches Volk hier auf der Erde – und die Ordnung der Priesterschaft ist nach der Ordnung Melchisedeks. Jetzt begegnet Er Schwachheit und Gebrechlichkeit. Wenn Er jedoch einmal als vollkommener Priester nach der Ordnung Melchisedeks hervorkommen wird, wird Er keiner Schwachheit mehr begegnen. Alles ist dann reiner Segen als Folge des Sieges. Aber bevor Christus die Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks ausübt, sagt Er zu seinem Volk, dass sie diese ausüben müssen. Christus wird einmal für jeden zum Segen sein, und Er sagt uns, dass auch wir zum Segen für andere sein können. Auf verschiedenste Weise können wir in christlicher Liebe, Gnade und Hingabe den körperlichen oder seelischen Bedürfnissen anderer begegnen. Vielleicht können wir nur einer hungrigen Person etwas zu essen geben, einen Kranken besuchen, ein trauerndes Herz trösten oder einem unruhigen Gewissen ein Wort sagen. Aber das alles fließt daraus hervor, dass wir königliche Priester sind und unsere Priesterschaft in rechter Weise ausüben.
Wir haben also in Heb 13,15 unsere heilige Priesterschaft gesehen, das beständige Darbringen des Opfers des Lobes, und in Heb 13,16 finden wir unsere königliche Priesterschaft: „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.“ Das Opfer des Lobes steht an erster Stelle, und die Wohltätigkeit, d. h., den Charakter Gottes wiederzugeben, kommt danach. Die Welt soll auf dich und mich schauen und in uns den Charakter dessen sehen, den sie nicht sehen kann. Er, der jetzt im Verborgenen ist, soll in allen unseren Worten und Taten sichtbar werden. Christus überträgt uns also die Ausübung der Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks bis zu dem Tag, an dem Er kommt, um sie selbst auszuüben.
Die Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks ist eine Priesterschaft von reinstem Segen. Ein Christ ist eine Person, die gesegnet ist und nun selbst zum Segnenden wird. Christus hat uns in dieser Welt gelassen, damit unser Herz Gott gegenüber stets voll von Lob und Dankbarkeit inmitten einer undankbaren Welt ist, und damit wir in einer selbstsüchtigen Welt den Menschen in Wohltätigkeit und Selbstlosigkeit begegnen. Gott gilt unsere Dankbarkeit und unser Lob. Den Menschen gilt unsere Wohltätigkeit und Selbstlosigkeit. So sollte unser Leben sein. Der Herr möge es schenken, dass seine Gnade an unseren Herzen wirkt, dass diese geistlichen Früchte sichtbar werden.
„Euch nun den Glaubenden, ist die Kostbarkeit, den Ungläubigen aber: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden“, und „ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“ – die sich, da sie nicht gehorsam sind, an dem Wort stoßen, wozu sie auch gesetzt worden sind“ (1Pet 2,7.8). Diese Verse zeigen uns den Weg Israels als Nation. Sie stoßen sich an dem Wort, weil sie Gott nicht gehorchen. „Wozu sie auch gesetzt worden sind“. Wozu sind sie gesetzt? Als Volk sind sie dazu gesetzt, diesen Stein vor sich zu haben. Gott gab ihnen das wunderbarste Vorrecht, Christus in ihrer Mitte zu haben, aber sie stießen sich an Ihm, weil Er in Erniedrigung und Gnade kam.
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht“ (1Pet 2,9). Petrus spricht hierbei insbesondere den gläubigen Überrest Israels und die jüdischen Gläubigen an, die Gott zu sich hingewendet hat. Petrus sagt ihnen, dass sich das Volk in seiner Gesamtheit zwar an Christus gestoßen hat, aber dass sie, die armen und schwachen Gläubigen, in Christus alle Segnungen haben, die Gott dem Volk verheißen hatte.