Behandelter Abschnitt Jes 63,7-19
Jesaja 63,7-19
Mit dem 7. Vers dieses Kapitels beginnt das letzte Teilstück der Prophezeiungen Jesajas. Es umfasst zwei Abschnitte.
Bis zum Ende von Kapitel 64 sehen wir ein fürbittendes Flehen aus dem Mund des Propheten, der hier in gewisser Weise ein Werkzeug ist, um die Gefühle des Überrests zur Zeit des Endes auszudrücken. Es sind Herzens- und Gewissensübungen, durch die die Treuen gehen werden. Sie werden auch in einem großen Teil der Psalmen erwähnt, dort sogar noch detaillierter, als der Prophet dies hier tut. Durch die gleichen Übungen gehen auch all jene, in deren Herzen Gott durch seinen Geist wirkt, solange sie noch keinen vollkommenen Frieden und keine wahre Ruhe besitzen. Gott ist treu, und Er möchte das Herz von Grund auf prüfen, um alle Finsternis in uns zu zerstreuen und uns in den Genuss einer vollständigen Gemeinschaft mit sich zu führen.
Die beiden letzten Kapitel geben uns die Antwort des Herrn auf dieses Gebet des Propheten; eine Antwort der Gnade, aber auch der Wahrheit.
Der Überrest beginnt damit, die Gütigkeiten des Herrn gegenüber seinem Volk und die große Güte, die Er dem Haus Israel erwiesen hat, aufzuzählen. Dann spricht Er von seinem Mitgefühl ihnen gegenüber, von seiner Liebe und seinem Erbarmen. Doch das Volk hat sich trotz all diesem gegen Ihn aufgelehnt und den Geist seiner Heiligkeit betrübt.
Dieses Thema wird in Psalm 106 auf ergreifende Weise entfaltet. Dieses Bekenntnis führt die Treuen dazu, sich an Den zu wenden, den sie so oft beleidigt haben; und dennoch, wie viele Male hatte Er Erbarmen mit seinem Volk! „Blicke vom Himmel herab und sieh, von der Wohnstätte deiner Heiligkeit und deiner Majestät! Wo sind dein Eifer und deine Machttaten? Die Regung deines Inneren und deine Erbarmungen halten sich gegen mich zurück.“ Nur der Geist Gottes bringt solche Gefühle hervor und legt solch herzzerreißende Worte in den Mund eines Schuldigen. Welch heilige Unerschrockenheit kann eine von der Sünde überführte Seele kennzeichnen, die aber durch den Glauben von allem, was das Herz Gottes ist – unendlich wie Er selbst –, Besitz ergreift. Selbst Abraham würde sich von seiner Nachkommenschaft lossagen, was der Herr trotz allem nicht tun würde. Der Überrest anerkennt die Verstocktheit, die als Gericht über das Volk gekommen ist (davon hat der Prophet in Kapitel 6 gesprochen), und bekennt auch, dass es während sehr langer Zeit vom Herrn abirrte und seines Erbteils beraubt wurde, an dem es sich nur kurze Zeit erfreuen konnte, weil seine Feinde es wegen seiner Treulosigkeiten in Besitz nahmen. Dennoch hoffen sie auf den Herrn.