Behandelter Abschnitt Jes 64
Jesaja 64
„O dass du die Himmel zerrissest!“ Es steht hier nicht mehr: „Blicke vom Himmel herab“, wie im vorhergehenden Kapitel (Jes 63,15). Der Glaube der Treuen wird mitten in ihrer Bedrängnis stärker und kühner. „Dass du herniederführest, dass vor deinem Angesicht die Berge erbebten, wie Feuer Reisig entzündet, Feuer die Wasser wallen macht, um deinen Namen kundzutun deinen Widersachern: damit die Nationen vor deinem Angesicht erzittern.“
In diesem Moment sind sie noch wie das Volk, wenn der große Hohepriester hinter dem Vorhang des Heiligtums verborgen ist. Sie können keine Gewissheit haben, von Gott angenommen und gesegnet zu sein, bevor Er nicht herausgekommen ist. Es ist ein Augenblick ängstlicher Erwartung, der mit einer unaussprechlichen Freude endet. Wenn der Messias aus dem Heiligtum hervortritt, in dem Er jetzt noch verborgen ist, werden sie die Dinge, die Gott für die auf Ihn Harrenden zubereitet hat, in Wahrheit erkennen. Es sind Dinge, die das Auge nie gesehen und das Ohr noch nie gehört hat. Wir kennen sie jetzt schon durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Aber sie werden sie erst dann genießen, wenn sie Den sehen werden, der jetzt noch in den Himmeln verborgen ist.
Trotz ihres traurigen Zustands, von dem sie ein vollständiges Bekenntnis ablegen, erkennen sie, dass sie in der Hand des Herrn sind wie der Ton in der Hand des Töpfers. Er kann aus einem missratenen Gefäß eines bilden, das in seinen Augen wohlgefällig ist. Aus einem Gefäß des Zorns kann Er ein Gefäß des Erbarmens formen. Das ist übrigens genau das, was Er sich vorgenommen hat. Diese verlassene Stadt Jerusalem wird der Sitz seines herrlichen Thrones werden. Diese schuldige Nation, zerstreut und tief betrübt, wird dorthin gesammelt werden. Er wird es tun. Er kommt aus seiner Herrlichkeit und geht dorthin, denn Er ist für das Volk gestorben und „damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte“.