Behandelter Abschnitt Jes 63,7-9
Verse 7–9 | Die Treue des HERRN besungen
7 Ich will der Gütigkeiten des HERRN gedenken, der Ruhmestaten des HERRN, nach allem, was der HERR uns erwiesen hat, und der großen Güte gegen das Haus Israel, die er ihnen erwiesen hat nach seinen Erbarmungen und nach der Menge seiner Gütigkeiten. 8 Und er sprach: Sie sind ja mein Volk, Kinder, die nicht treulos sein werden; und er wurde ihnen zum Erretter. 9 In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. In seiner Liebe und in seiner Erbarmung hat er sie erlöst; und er hob sie empor und trug sie alle Tage der Urzeit.
Von Vers 7 an lesen wir in einem Abschnitt, der sich bis zum Ende von Jesaja 64 fortsetzt, was der Geist der Weissagung dem Überrest in den Mund legt. Es wird ausgesprochen durch den Vertreter seines Volkes zur Zeit der Erlösung, die in den vorangegangenen sechs Versen beschriebenen wurde. In Jesaja 65 und 66 finden wir die Antwort des HERRN.
Es ist auffallend, wie der Geist alle Gefühle eines treuen israelitischen Herzens, eines ängstlichen und doch vertrauensvollen Herzens, zum Ausdruck bringt. Dieses Herz erinnert sich an die Gütigkeiten der Vergangenheit. Es wird aber durch das gegenwärtige Elend niedergedrückt und erkennt die Auflehnung gegen Gott an, an die sie sich schuldig gemacht haben. Trotz alledem beschwört es die unveränderliche Treue der Liebe Gottes. Es ist ein Gebet im Zusammenhang mit der Güte des HERRN, die Er in der Erlösung gezeigt hat. Deshalb beginnt es mit einem Wort des Lobes. Diese Sprache passt auch zu uns wegen der himmlischen und geistlichen Befreiungen und Segnungen, die uns gewährt wurden, zusätzlich zu all den irdischen Gnaden, die unsere sind.
Dieser Vers beginnt und endet mit den Gütigkeiten des HERRN, das meint seine Treue in Verbindung mit dem Bund, die auf das Werk des Mittlers gegründet ist. Dieses Wort „Gütigkeiten“, chesed, ist die Treue, die Gnadenbeweise (Jes 55,3), die Gott seinem Volk in seinem Bund erweist. Das Nachdenken über die Gütigkeiten oder Güte des HERRN berührt die Herzen des Überrestes und führt sie zur Umkehr (Röm 2,4).
In Vers 8 greift der Überrest die Worte des HERRN auf, in denen Er seine Wertschätzung für sein erlöstes Volk ausdrückt. Dieses Volk ist der gerechte Überrest, der in der Zeit der großen Drangsal auf seine Befreiung gewartet hat. Es heißt, dass der treue Überrest „Kinder“ sind, „die nicht treulos sein werden“. Treulos bedeutet hier Untreue gegenüber dem Bund mit dem HERRN. Sie sind treu gewesen im Gegensatz zu den vielen, die sich abtrünnig dem Antichristen beigefügt haben. Aufgrund ihrer Treue ist Er ihr Retter geworden.
Wie Er bei dieser Erlösung vorgegangen ist, erzählt uns der Prophet in Vers 9. In einer fernen Vergangenheit, als Israel aufgrund der Züchtigung des HERRN zu Ihm zurückkehrte und seine Sünden bereute, „wurde seine Seele ungeduldig über die Mühsal Israels“ (Ri 10,16). So werden in der kommenden Zeit der Bedrängnis Jakobs seine Handlungen zum Ziel haben, sowohl ihre Feinde zu vernichten als auch seine züchtigende Hand zur festgesetzten Zeit wegzunehmen.
Diese Aussage offenbart die zärtlichen Gefühle des HERRN. Seine Züchtigungen werden immer in Liebe ausgeübt (Heb 12,5-11). „Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschenkinder“ (Klgl 3,33). Es betrübt Ihn, wenn sie sich von Ihm entfernen. Es betrübt Ihn auch, wenn Er gezwungen ist, sie zu züchtigen.
Dann kommt die Art und Weise, wie Er mit seiner erlösenden Kraft
gewirkt hat: „Der Engel seines Angesichtes hat sie gerettet. In seiner
Liebe und in seiner Erbarmung hat er sie erlöst.“ Hier wird
nicht nur an die zukünftige Erlösung gedacht, sondern auch an seine
Taten in der Vergangenheit. Die Gegenwart Gottes bei seinem Volk war in
der Wolkensäule und der Feuersäule und in der Stiftshütte, und der Engel
war kein anderer als Christus selbst (1Mo 48,16;
Das Bild vom Emporheben und Tragen „alle Tage der Urzeit“ erinnert an einen Abschnitt aus dem Lied des Mose (5Mo 32,10-12). Dort bezeugt er die Güte Gottes während ihrer Reise durch die Wüste.