Behandelter Abschnitt Jes 50
Jesaja 50
Im vorangegangenen Kapitel wurde der Messias von seinem Volk verachtet und verabscheut. In diesem Kapitel leidet Er vonseiten seines Volkes.
Weshalb wird das Volk hier von Gott getrennt und an die Nationen verkauft gesehen? Ist es wegen der Härte des Herzens seines Gottes? Gab Er ihnen einen Scheidebrief? Niemand könnte einen solchen ausstellen. Es ist nicht Gott, der sich von seinem Volk trennen wollte, sondern dieses hat sich wegen seiner Missetaten verkauft; wegen der Menge seiner Übertretungen wurde es entlassen. Durch sein eigenes Tun zeugt das Volk gegen sich, denn als sein Messias voll Gnade kam, um es zu rufen, antwortete Ihm niemand.
Er war in der Mitte der Seinen mit all seiner Macht, und seine Hand, die gegen sie ausgestreckt war, hätte sie von all ihren Feinden befreien können. Er war es, der einst in Ägypten seine Macht entfaltet hatte, um das Meer auszutrocknen und um im Augenblick der Befreiung seines Volkes tiefe Dunkelheit über das ganze Land zu senden. Hier nun lässt sich ihr Messias dazu herab, in der Gestalt eines gehorsamen Knechts zu ihnen zu kommen. Er erfüllte in allem den Willen seines Vaters, der Ihn gesandt hatte, und führte die Werke, die Er Ihm zu tun gegeben hatte, in vollkommener Weise aus. Aber gehorchen hieß für Ihn leiden, denn Er befand sich in einer Welt, die sich gegen Gott auflehnte. Selbst durch die Vollkommenheit seines Gehorsams zog Er nur Hass auf sich. Als Lohn für seine Werke der Gnade erfuhr Er nur Verachtung, Schmach und Speichel. Aber nichts hielt Ihn auf. Er machte sein Gesicht wie einen Kieselstein und richtete es gegen Jerusalem hin, der Stadt, deren großer König Er war; aber nicht, um dort den Thron zu besteigen, sondern um mit Dornen gekrönt und auf das Kreuz erhöht zu werden. Er ist in seinem Dienst der Liebe bis zum Ende gegangen, indem Er sein Leben hingegeben hat. Die Menschen haben Ihn getötet, aber Gott hat Ihn auferweckt, wie wir es später sehen werden.
Der Herr Jesus wird nicht beschämt werden, denn Der, der Ihn rechtfertigt, ist nahe. Wer wird mit Ihm rechten? Weil Er immer und in allen Nöten und Mühen, die seinen herrlichen Dienst begleitet haben, auf Gott vertraut hat, konnte Er sogar angesichts des Todes sagen: „Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar“ (Ps 16,11). Seine Feinde werden veralten und zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen. Aber Er, lebt Er nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit?
Wir sehen, dass die Seinen eng mit Ihm verbunden sind, denn in Römer 8,33.34 finden wir ein ähnliches, auf die Gläubigen bezogenes Wort: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt; wer ist es, der verdamme?“ Er ist auferstanden, wo sind die Menschen, die Ihn zu Tode bringen wollten? Die den Herrn fürchten, vertrauen auf Ihn und haben ihr Teil mit Ihm; wer könnte sie verdammen?
Im Gegensatz dazu suchen die Übeltäter ihre Quellen in sich selbst und bei ihresgleichen. Sie zünden ein Feuer an, das sie nicht erleuchten kann, denn die Brandpfeile verschwinden alsbald, ein Bild der vergänglichen Lichter, mit denen die Menschen sich brüsten. Sie werden sich in Finsternis niederlegen und im Unglück daliegen.