Behandelter Abschnitt Jes 41
Jesaja 41
Der Götzendienst war eine Beleidigung für die Heiligkeit Gottes. Als sein Volk sich den Gräueln der Nationen zuwandte und damit Gottes Herrlichkeit verachtete, musste Er es um seiner Gerechtigkeit willen züchtigen. Das Volk hätte den Herrn und seinen Namen bei den andern Völkern verherrlichen sollen, doch es tat genau das Gegenteil, indem es wie diese handelte.
Aus diesem Grund wurde Israel in die Gefangenschaft nach Babel, dem Zentrum und der Brutstätte des Götzendienstes, weggeführt. Es war die gerechte Vergeltung für seine Torheit. Aber es blieb trotz allem das vom Herrn erwählte Volk, sein Knecht, wie Er es in den Versen 8 und 9 dieses Kapitels nennt. Es war der Same Abrahams, seines Freundes. Trotz seiner Sünden und der Züchtigungen, mit denen Er es geschlagen hatte, verwarf Er es nicht. Wegen ihrer Väter sind die Söhne Israels heute noch Vielgeliebte. Der Herr, der Schöpfer der Enden der Erde, ermattet ihnen gegenüber nicht und wird niemals müde, sich um sie zu kümmern.
Dies sehen wir in besonderer Weise im ganzen vor uns liegenden Kapitel und auch in den darauffolgenden. Gott wird alle Nationen, die mit seinem Volk in Berührung kamen, richten, aber Er wird ein Werkzeug zur Befreiung der Seinen in seiner Hand halten.
In Kapitel 40 haben wir Zion, die Verkündigerin guter Botschaft gehört, wie sie das Kommen ihres Gottes mit den Worten ankündigt: „Siehe da, euer Gott!“ Hier, zu Beginn von Kapitel 41, werden die Völker aufgefordert, sich dem Herrn zu nahen und vor Gericht zu treten. Mögen sie reden! Aber wie könnten sie ihre Rechtssache vor Ihm begründen? Waren sie nicht Feinde seines Volkes? Danach wird von Kores (Cyrus) gesprochen, dessen Name hier nicht erwähnt ist; wir finden ihn aber ein wenig später genannt. Der Herr hat die Nationen vor ihm dahingegeben. Nichts konnte seinen Siegeszug aufhalten: Die Könige wurden seinem Schwert wie Staub überliefert und seinem Bogen wie vom Wind fortgetriebene Stoppeln.
Im ersten Jahr seiner Regierung ließ Kores durch ein Machtwort den wohlbekannten Aufruf ergehen, den Gott uns zweimal in der Schrift mitteilt: „So spricht Kores, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der Herr, der Gott des Himmels, mir gegeben; und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist. Wer irgend unter euch aus seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem“ (Esra 1,2.3; 2Chr 36,23). Mit diesem Aufruf beendigte er die lange und schmerzliche Gefangenschaft des Volkes Gottes in Babel. Als Werkzeug in der Hand des Allmächtigen, machte er dem Seufzen derer ein Ende, die fern vom Ort, wo der Herr seinen Namen hingesetzt hatte, unterdrückt wurden. Aber wenn wir unseren Gegenstand aufmerksamer betrachten, erkennen wir hinter der Gestalt des Königs von Persien einen Größeren als ihn, und so verstehen wir, weshalb der Name von Kores an dieser Stelle nicht erwähnt wird. Er ist nur ein Schatten Dessen, der das Volk Gottes in der Zukunft befreien wird. Selbstverständlich hat Kores, indem er zu seiner Zeit die Befreiung des Volkes Gottes bekanntmachte, das getan, was recht war in den Augen des Herrn. Aber er verschwindet und verblasst vor dem „Aufgang aus der Höhe“, vor Dem, der von Sonnenaufgang her kommt und den Gerechtigkeit auf Schritt und Tritt begleitet.
Auch hier haben die prophetischen Aussprüche nicht nur eine einzige Auslegung. Wenn sie von Kores und der Befreiung, die er dem Volk Gottes gewährt hat, sprechen, richten sie unsere Blicke auch auf die Zukunft. Dann werden alle Nationen Christus unterworfen sein, und das Volk Gottes wird durch Ihn befreit werden, nicht nur für eine bestimmte Zeit, wie das in der Vergangenheit der Fall war, sondern es wird eine ewige Befreiung erfahren. Der Heilige Geist richtet unsere Blicke immer auf diese herrliche Person. Glücklich sind die, die Augen haben, um seine Herrlichkeit zu sehen!
Er ist der ewig Seiende, der Erste, und bei den Letzten ist Er derselbe (Jes 41,4). Die feindlichen Nationen mögen sich fürchten, wenn sie Ihn kommen sehen; die Menschen mögen sich gegenseitig stärken und einander beistehen, doch ihr Werk ist nur Nichtigkeit. Sie tragen dieselben Charakterzüge wie ihre Götzen, die man mit Nägeln befestigen muss, damit sie nicht wanken. Jene, die gereizt gegen das Volk Gottes auftreten, werden beschämt und verwirrt werden; sie werden wie ein Nichts sein, und jene, die gegen das Volk Gottes streiten, werden umkommen.
Jakob mag ein elender Wurm genannt werden, aber trotzdem wird er am Ende alle Nationen, die sich gegen den Herrn erheben, zu Fall bringen und sie zerstreuen.
Wenn Gott einst alle Nationen in die Hand von Kores gegeben hat, wie viel mehr wird Er sie am Ende der Zeit den Händen des Heiligen Israels überliefern, wenn Er kommen wird, um sein Volk zu segnen! Dann wird Er auf die Bitten der Bedrängten und der Notleidenden antworten, Er wird sie erfrischen und seine unerschöpflichen Güter über sie ausgießen. Die Höhen und die Täler werden an diesem Segen teilhaben, und selbst die Wüste wird in einen Wasserteich verwandelt werden. Es werden dort Zedern, Akazien, Myrten und Olivenbäume wachsen.
Am Ende des Kapitels spricht Gott wieder zu den Nationen, um ihnen die Torheit ihres Götzendienstes zu zeigen (Jes 41,21-29). „Verkündet das späterhin Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid!“ Im Gegensatz zu diesen Götzen bringt Der, der vom Aufgang der Sonne her kommt, seinem Volk eine Botschaft guter Dinge.