Ich denke, dass der Fall Babylons eindrucksvoll veranschaulicht, wie ein Gericht, von dem gesagt wird, es sei von Gott, gleichzeitig von Menschen ausgeführt werden kann. In Kapitel 17 haben wir gesehen, dass Gott sich der zehn Hörner oder Könige bedienen wird, in deren Herrschaftsbereiche die römische Erde am Ende dieser Haushaltung aufgeteilt sein wird, und Er wird das, was „das Tier“ genannt wird, das heißt die Macht, die diesen sonst zerbrochenen Teilen ein Band gibt, besonders hervorheben. Das große kaiserliche Oberhaupt und die verschiedenen separaten, aber nicht mehr unabhängigen Mächte, seine Vasallen, werden die Instrumente sein, die Gott gebrauchen wird, sein Gericht über Babylon auszuführen.
In Kapitel 18 kommt davon kein Wort vor; und der Unterschied ist auf den ersten Blick so offensichtlich und groß, dass einige mit Entschiedenheit festgestellt haben, dass das Gericht in Kapitel 17 dem in Kapitel 18 vorausgeht; dass die Zerstörung Babylons in Ersterem nur eine menschliche ist; dass ihr Untergang in Letzterem später und direkt von Gott kommt. Aber ich möchte diese Erklärung nicht dogmatisieren, im Gegenteil, ich denke, dass man in ein und demselben Gericht die Seite Gottes und die Seite der Menschen haben kann, wobei Gott in seiner Vorsehung handelt und die Menschen als seine Werkzeuge gebraucht, die den Schlag ausführen. Wenn es eine wirkliche Unterscheidung gibt, geht der „Fall“ der endgültigen Zerstörung voraus; eine totale Verschlechterung ihres Zustands folgt auf den Angriff der Zivilmächte, gefolgt von einem dringenden Aufruf an das Volk Gottes, hinauszugehen (V. 4); und dann folgt ihre völlige, ewige Zerstörung von Seiten Gottes.
Wenn wir Babylon im Alten Testament betrachten, haben die Propheten mit Recht von seiner Zerstörung als dem Tag des Herrn über es gesprochen. „Denn der Herr, der Herr der Heerscharen, hat ein Werk im Land der Chaldäer“ (Jer 50,25). Zugleich ist es ganz sicher, dass das Mittel, durch das Gott den Untergang Babylons herbeiführte, der gefeierte Kyros, der Führer des medo-persischen Heeres, war. In gleicher Weise sehen wir in Kapitel 17 die eigentlichen menschlichen Werkzeuge. Der Einfluss Babylons reichte weit darüber hinaus, aber die zehn Hörner der römischen Erde waren die Mächte, die sozusagen von ihrem Zentrum ausstrahlten. Und deshalb mag es sein, dass Gott in diesem Kapitel erwähnt, dass diese Mächte, die mit Babylon so verbunden zu sein schienen, wie ihre elenden Sklaven (die kaiserliche Macht selbst war für sie nur ein Lasttier), sich zu einer von Gott bestimmten Zeit, umwenden und ihre Rache, ihren Hohn und ihren Hass an ihr ausüben werden. Sie haben zweifellos menschliche Ziele, aber sie vollbringen dieses Werk der gerechten Vergeltung Gottes. Gott wird es ihnen ins Herz gelegt haben, zuzustimmen und ihr Reich dem Tier zu geben, bis seine Worte vollendet sind.
Doch in Kapitel 18 verschwinden die menschlichen Werkzeuge, und als dieser andere Engel vom Himmel herabkommt, sagt er kein Wort von denen, die Gott als Mittel zum Fall Babylons eingesetzt hatte; sie werden weggelassen, und Gott der Herr ist es, der sie richtet. Gott hätte Babylon genauso gut ohne die zehn Könige wie mit ihnen zerstören können. Sie waren in keiner Weise notwendig. Aber es gehört zu seiner Regierung über die Erde, wenn sie vorher über Könige herrschte und mit ihnen Unzucht trieb, die zehn Hörner einzusetzen, um sie am Ende zu demütigen. Es könnten schlechte Menschen mit schlechten Zielen sein. Es ist daher notwendig, den Gläubigen deutlich zu zeigen, dass Gott gegen Babylon ist. Betrachten wir nun ein wenig diesen neuen Gesichtspunkt, in dem hier in den Ereignissen nur zwei Parteien beschrieben werden. Es gibt Babylon auf der Erde und es gibt Gott im Himmel; und Gott der Herr ist gegen die stolze königliche Stadt, die der ständige Feind Gottes und seines Volkes war – die das Werkzeug Satans war, um ihre Opfer in ein böses Bündnis und in den Götzendienst zu locken und wegzuziehen. Auf diese Weise wird Babylon hier betrachtet. Und doch ist dieses Babylon dasjenige, das sich selbst den Platz und die Funktion anmaßte, Gott bekanntzumachen. Denn die große Stadt ist nicht mehr eine heidnische Macht: nicht wie das alte Babylon, das fremd war und von Gott als Mittel benutzt wurde, um sein Volk Israel zu bestrafen.
Ich denke, dass das Babylon der Offenbarung ganz klar eine Anspielung auf das alttestamentliche Babylon ist, aber angewendet auf neutestamentliche Themen. Im Alten Testament war der große Gedanke Gottes sein Volk und sein Land; und es gab auch eine Stadt, auf der sein Auge mit besonderer Zuneigung ruhte. Denn Er liebte nicht nur das Volk, sondern war auch an dem interessiert, was Er dem Volk gab. Aber das ist völlig vergangen, seit der verworfene Christus gekreuzigt wurde. Von da an bis heute gibt es keinen Ort mehr, der heiliger ist als ein anderer. Das, was die heilige Stadt gewesen war, war nun gleichsam Akeldama, das mit dem Blut des Herrn Jesus befleckte Feld. Aber Gottes Auge sah, dass im Lauf der Zeit die große Stadt der Erde sich zu Christi Namen bekennen und seine eigene Offenbarung ausnutzen würde, um aus dem verdorbenen und gefallenen Zustand des Christentums ein eigenes System zu machen, indem sie alles, was sie vom Judentum nehmen konnte, entlehnte und mit dem eigenen heidnischen Bösen vermischte, um so ein System zu errichten, das Gott höchst verhasst ist und den Menschen verführt.
Ich habe daher keinen Zweifel daran, dass in diesem Kapitel Rom der besondere Gegenstand des Gerichts Gottes ist. Nicht, dass Rom alles ist, was mit Babylon gemeint ist, aber dass Rom dessen Zentrum ist; denn es ist von allen anderen das schuldigste in den Augen Gottes. Nicht Rom in der heidnischen Form; nicht nur Rom in unseren Tagen, so schlecht es auch ist und immer böser wird. Aber ich denke, dass das Babylon im Buch der Offenbarung nicht nur das System ist, das sich jetzt dem Christentum entgegenstellt, sondern Babylon, wenn es sich dem letzten Zeugnis, das Gott senden wird, entgegengestellt haben wird – diesem Zeugnis des Reiches des Sohnes des Menschen, das über seinem geliebten Volk aufgerichtet werden wird.
Gott gibt seine Absicht nämlich niemals auf. Es gehört zum Charakter Gottes, dass Er seine Gaben und seine Berufung niemals bereut. Wo es sich nicht um eine Absicht der Barmherzigkeit, sondern um eine Bedrohung handelt, kann und will Gott nachgeben.86 Dass Er das tut, wissen wir aus dem Fall Ninive; obwohl der Schlag damals erfolgte und zu einem späteren Zeitpunkt wieder erfolgen wird. Er wird den Menschen erlauben zu sagen, dass Er seine Meinung geändert hat, wenn es darum geht, eine Strafe für die Sünde hinauszuzögern; aber wenn es auf der anderen Seite Gottes Absicht ist, ein Volk zu segnen, gibt Er das niemals auf. Dies ist Gottes würdig. Er ist voller Barmherzigkeit. Er lässt es zu, dass seine Prophezeiung gegen Ninive, die durch seinen Knecht Jona gesandt wurde, scheinbar aufgehoben wird; Er kümmert sich nicht darum und es ist Ihm egal, was die Menschen darüber sagen. Er ist bereit, sie glauben zu lassen, dass Er in seiner Barmherzigkeit seine Meinung geändert hat und dass das Urteil der Zerstörung aufgehoben wurde, wo es Demut und Reue vor Gott gegeben hat. Aber die gesegnete Sache, die wir finden, ist dies, dass, obwohl das Versagen des Menschen, das Versagen der Kirche und dergleichen zu sein scheinen, um die gesegnete Absicht, die Gott für sein Volk hat, und zu seiner eigenen Verherrlichung, alles, was von Gott ist, kommt nur umso heller an einem anderen Tag zum Vorschein.
Schauen wir uns Babylon in seiner vergangenen Geschichte an und überlegen wir, wie dieser Name geeignet war, das besondere Übel auszudrücken, das aus der Verderbnis des Christentums erwachsen sollte. In 1. Mose 10 haben wir die erste Erwähnung von Babel. Und dort wird es mit einem eigensinnigen Menschen in Verbindung gebracht, der zuerst seine Schlauheit in Bezug auf die Tiere bewiesen hatte und der bald anfing, all das Geschick und die Erfahrung, die er in einer niedrigeren Sphäre erworben hatte, gegen seine Mitmenschen zu wenden. Nimrod ist die erste Person, mit der man Babel in Verbindung bringt. Es ist der Mensch, der die Macht in sich selbst konzentriert. Aber im nächsten Kapitel (1Mo 11) haben wir eine andere Beschreibung. Es ist nicht nur ein Mann, der sich selbst erhöht und andere ihm durch Betrug oder Gewalt unterwirft, sondern eine große Anstrengung von Menschen, die sich zusammenschließen, um etwas Dauerhaftes, Starkes und Hohes zu bauen – einen Turm, der bis zum Himmel reicht und ihnen einen Namen auf der Erde verschafft. Hier haben wir also die beiden Gedanken, die immer mehr oder weniger mit Babylon verbunden sind. Es kann die Form eines Individuums annehmen, das sich selbst erhebt, oder von Menschen, die sich für ein bemerkenswertes Unternehmen zusammenschließen, oder es kann eine Mischung aus beiden Prinzipien sein.
Dies wird noch deutlicher, wenn man die Geschichte des jüdischen Volkes betrachtet. Gott rief sie als ein Volk heraus und gab ihnen besondere Vorrechte und Segnungen. Sie fielen in den Götzendienst, die Sünde, die aus Babylon als ihrer großen und ursprünglichen Quelle entsprang; und Babylon wird zum Hauptmittel des Gerichts für das Volk Gottes und zum Schauplatz der Gefangenschaft Judas. Dort sehen wir wiederum Nebukadnezar, das goldene Haupt des Bildes, das Nimrod entspricht, und die große Stadt, die er baute, die dem Turm von Babel entspricht – die beiden Ideen sind vereint, wie es in der Tat bald zu Beginn der Fall war; denn Babel war der Anfang des Königreichs Nimrods. Das natürliche Herz begehrt die gegenwärtige Erhöhung des Menschen auf der Erde, und dies auch mit einer religiösen Zustimmung gekleidet, aber mit einer götzendienerischen Absicht.
Nun greift der Heilige Geist im Neuen Testament den Begriff Babylon auf und wendet ihn auf das Verderben an, das in der bekennenden Christenheit entstehen würde. Wenn Gott Menschen rettet, erlaubt Er ihnen nicht, ihren eigenen Weg in der Welt zu wählen; noch weniger kann Er zulassen, dass sie ihren eigenen Weg in der Versammlung wählen. Wer seinen Platz als zu Gott gehörend begreift, dessen Wille ist gebrochen. Nicht auf dem Boden eines Sklaven, der für etwas arbeitet und weil er muss, sondern in der Freiheit eines Sohnes Gottes, der von Gott gesegnet wurde und dem die Interessen seines Vaters am Herzen liegen. Aber es ist nicht der Wille seines Vaters, dass er sich jetzt mit der Welt einlässt oder einen Platz in ihr hat. Aus der Sicht Gottes ist die Welt nicht gut genug für den Christen, weil sie praktisch unter der Macht des Feindes steht. Es wird eine Zeit kommen, in der die Welt den Kindern Gottes untergestellt werden wird, wenn sie die Welt richten werden. Aber das kann niemals sein, bis Satan beiseitegesetzt wird und Christus öffentlich über die Erde wie auch im Himmel erhöht wird. Bis dahin müssen die Gläubigen im Glauben und in Geduld warten. Und das ist das Argument, das der Apostel in 1. Korinther 6 anführt, warum die Brüder in Christus jetzt nichts mit den Gerichten der Welt zu tun haben sollten. Es sei unter ihrer Würde als Kinder Gottes, ihre Differenzen dort auszutragen; es sei vergeblich, die Welt reformieren zu wollen. Ein solcher Gedanke kam dem Apostel nie in den Sinn. Denn der Glaube, während er sich über die Befreiung der armen Sünder freut, sieht die Welt mit Gott als bereits gerichtet an und wartet nur noch auf die Vollstreckung des Gerichts bei der Ankunft Christi.
Aber während der Apostel zur Unterwerfung unter die Mächte ermahnt, sagt er nie: Ihr Brüder, die ihr Ehrenposten auf der Erde habt, ihr sollt dort bleiben. Das wäre eine Vereitlung des Ziels Gottes, dessen Kinder nicht von der Welt sind, wie auch Christus nicht von der Welt ist. Denn Gott unternimmt jetzt nicht, die Welt zu regieren, außer natürlich in seiner geheimen Vorsehung. Wenn das Reich dieser Welt eine Tatsache sein wird, beginnt Er damit, die Verderber der Erde zu richten, und ganz besonders jede Ungerechtigkeit, die unter dem Namen Christi geschieht. Das ist nicht das, was Gott jetzt tut: Er prüft vielmehr die Glieder seines Volkes an einem Ort der Versuchung, wo alles gegen seinen Namen gerichtet ist. Wenn sie treu sind, werden sie Verfolgung erleiden; wenn sie untreu sind, werden sie vielleicht von der Welt verachtet werden. Sie mögen ihre Bequemlichkeit und Ehre haben, aber sie werden mit Sicherheit von Satan benutzt werden, um alles ruhig zu halten; denn nichts liefert dem Bösen eine solche Bestätigung wie ein guter Mensch, der sich der Welt anschließt und sie billigt. Erinnere dich an Lot, der sich im Tor Sodoms befand, dem Ort, an dem Gerechtigkeit geübt wurde. Seine Stellung dort war so entehrend für Gott, wie sie für ihn selbst erbärmlich war. Er musste schließlich gezwungen werden, die Stadt zu verlassen; doch bevor er noch aus Sodom herausgeführt wurde, hatten die gut bewässerten Ebenen in seinen Augen ihren Wert verloren. Denke auch an Lots Frau.
Er quälte seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken, er selbst war der Gegenstand ihres Spottes (2Pet 2,8). „Der eine da ist gekommen“, sagten sie, „um als Fremder hier zu weilen, und will den Richter machen“ (1Mo 19,9). Sie sahen die Ungereimtheit seiner Stellung, so wie weltliche Menschen im Allgemeinen schnell das Versagen des Gläubigen wahrnehmen. Es ist leider leicht zu verstehen, wie ein Mann im Wesentlichen gottesfürchtig sein kann und sich dennoch in Umständen befindet, in denen ein Christ nicht sein sollte, und dass er insofern kein wahrer Zeuge für Gott ist. Ob ich nun den einzelnen Christen oder die Versammlung betrachte, ich sehe, dass es Gottes Ziel ist, ein Zeugnis für seine eigene Herrlichkeit in der Welt zu haben; dass es solche gibt, die für Ihn sind, nicht in der Weise, dass sie die Welt herabwürdigen, noch viel weniger, dass sie die Ehre und den Reichtum der Welt zu erlangen suchen; sondern die um Christi willen bereit sind, das aufzugeben, was ihnen am besten gefällt, weil sie nicht auf die Dinge schauen, die sichtbar sind, sondern auf das Unsichtbare und Ewige. Das ist der Triumph der Gnade, und soweit es auf uns zutrifft, sind wir wahre Zeugen für Gott. Wenn wir hingegen versuchen, die Welt mit Christus zu gewinnen oder zu behalten, beginnt das Prinzip Babylons.
Zweifellos gehen die Kapitel 17 und 18 viel weiter als dies und zeigen, dass ein riesiges religiöses verderbenbringendes System gemeint ist. Dies wird sehr deutlich, wenn man Kapitel 17,1‒3 mit Kapitel 21,9‒11 vergleicht. In Kapitel 17,1 heißt es: „Und es kam einer von den sieben Engeln, ... und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir das Urteil über die große Hure zeigen, die auf den vielen Wassern sitzt“. Aber in Kapitel 21,9 haben wir wieder eine andere Szene. „Und es kam einer von den sieben Engeln, … und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes“. Nun ist es offensichtlich, dass der Heilige Geist die gleiche Art der Einführung für diese beiden Frauen verwendet, zu dem Zweck, denke ich, dass wir sie miteinander in Verbindung bringen sollen. Derselbe Führer, einer der sieben Engel, nimmt Johannes und zeigt ihm in der Wüste diese irdische und verdorbene Frau; danach, in der Schlussszene, führt er ihn auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm eine himmlische Frau. Wie die himmlische Frau das Symbol für die himmlische Versammlung ist, so ist Babylon das Symbol für eine verdorbene religiöse Körperschaft. Sie nimmt den Platz der Versammlung ein und das Zeugnis für Gott auf der Erde, während es jeden bösen Handel mit denen treibt, die hier auf der Erde in hoher Stellung sind. Es gibt zuerst, wie üblich, das Fleischliche und Irdische, dann das Geistliche und Himmlische. Nachdem das falsche System der Menschen und Satans verschwunden ist, wird das wahre in der Herrlichkeit Gottes gezeigt.
Wenn wir nun auch eine zukünftige Entwicklung Babylons erwarten dürfen, die dem letzten Zeugnis Gottes vom Königreich für alle Nationen entgegensteht, bevor das Ende kommt, so denke ich doch, dass es sogar im gegenwärtigen Augenblick keine Schwierigkeiten geben muss, zu beurteilen, wo die Merkmale Babylons am deutlichsten zu finden sind. Es ist ein religiöses System, das eine Anzahl von Königen regiert, nicht ein Gründung, die der weltlichen Regierung ausgeliefert ist. Dies ist Sünde, aber es ist nicht die Bosheit, von der hier gesprochen wird. Babylon ist ein unvergleichlich dunkleres, tieferes und weiter verbreitetes System religiöser Korruption – das sich selbst den Namen der Kirche Gottes exklusiv anmaßt, sich über Könige stellt, sich mit ihnen verbindet, aber gleichzeitig seine Vorherrschaft über sie alle behauptet; die Massen mit dem Gift ihrer erregenden Unwahrheiten betäubt: Sie ist gekleidet in den ganzen trügerischen Glanz der Welt; die Quelle des schlimmsten Götzendienstes unter der Sonne; und schließlich hat sie einen Geist der blutrünstigen Verfolgung gegen die wahren Gläubigen und Zeugen Jesu offenbart, unter dem alles an sich reißenden Vorwand seines Willens und seiner Autorität. Es gibt eine, die diesen Platz für sich beansprucht – eine, die ihn als von Gott gegeben ansieht – eine, deren Sitz und Zentrum im Herzen des einstigen Römischen Reiches zu finden ist – ein religiöses System, das die Weltherrschaft anstrebt und das, um sie zu erreichen, entweder durch jede verlockende Kunst gewinnt oder alle Opposition im Blut der sogenannten Ketzer, ihrer Opfer, auslöscht: „denn durch deine Zauberei sind alle Nationen verführt worden. Und in ihr wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden“ (V. 23.24). Für jeden Unvoreingenommenen, der diese Beschreibung Babylons ruhig liest und sich fragt: „Was ist das für eine bekennende christliche Körperschaft, die so reich an Götzen ist, so herrschsüchtig über die Könige der Erde, so nachsichtig gegenüber Bösen und so grausam gegenüber den Gerechten?“, ist es unmöglich, die Antwort nicht zu sehen.87
Was die griechischen und orientalischen Kirchen, was die englischen, schottischen und anderen reformierten nationalen Einrichtungen betrifft, so sind sie mehr oder weniger offenkundig der Regierung untertan, die mit jeder von ihnen zu tun hat. Das mag sein, und ich glaube, es ist böse. Aber es gibt zwei Arten, wie ein religiöses System gegen Christus handeln kann: entweder durch eine schuldhafte Unterwerfung unter die Welt oder durch eine noch schuldhaftere Vorherrschaft über sie – kurz, indem es der Sklave der Welt oder die Herrin der Welt ist. Gegenwärtig gibt es nur ein einziges religiöses System, das vorgibt, Könige zu seinen Füßen zu haben; und das ist das System Roms, das somit Babylon entspricht. Es ist ein großer Fehler anzunehmen, dass wir damit fertig sind oder dass seine Zeit vorbei ist. Rom kann noch einen kurzlebigen Triumph haben. Seine Abgesandten sind überall auf der Welt aktiv, und die Grundlagen des Protestantismus werden überall untergraben. Die, die darauf hoffen, dass das Christentum, so wie die Dinge liegen, alle seine Widersacher auf der Erde stürzen wird, sind aus meiner Sicht in großer Gefahr, durch die unbiblische Hoffnung, eine Kirche zu bekommen, die im Guten so groß oder größer ist, als die von Rom im Bösen ist, getäuscht zu werden. Denn es wird noch ein furchtbarer Kampf kommen, und Rom wird, wie ich mir denke, scheinbar einen riesigen Einfluss erlangen und jede gegenteilige Stimme niederschlagen, außer dem schwachen Geflüster der wenigen Zeugen, von denen hier die Rede ist, die entweder durch sie sterben oder aus ihr herausgehen. Gott wird sie hören, aber was jedes offene oder öffentliche Zeugnis für Ihn betrifft, wird es von Babylon überflutet werden.
Und was die Niederwerfung Babylons betrifft, so wird dies nicht durch das Evangelium oder durch die Kraft der Wahrheit geschehen, sondern durch den Willen und den Zorn der Menschen. Wo immer der Katholizismus die Oberhand gewinnt, ist Untreue die notwendige Folge; und deshalb bereitet Babylon immer den Weg für die letzte Anstrengung des Tieres gegen das Lamm. Aber vor dem Ende gewinnt das Tier gründlich die Oberhand, und Babylon wird zur Nahrung für es und für die zehn Hörner.
86 Das heißt, für eine Zeit Gnade üben (WM).↩︎
87 Der Versuch des berühmten und feinsinnigen Bossuet, die Anwendung von Babylon in Offenbarung 17 und 18 auf das christianisierte oder päpstliche Rom wegzureißen, ist nicht nur schwach, sondern bringt, wenn man es richtig durchschaut, die Wahrheit noch deutlicher hervor. Sein Argument ist, dass die Kirche, die mit Christus verheiratet ist, die schuldige Kirche eher eine Ehebrecherin als eine Hure sein würde. Die Antwort ist nicht nur, dass Unzucht der Oberbegriff ist, was jeder sowohl im Alten als auch im Neuen Testament sehen kann, sondern dass selbst bei strengster Anwendung eine Hure die gegenwärtige Sünde am korrektesten beschreibt, weil die Versammlung jetzt mit Christus verlobt, nicht verheiratet ist. Die Ehe wird nach der Offenbarung erst nach dem Endgericht Babylons in Offenbarung 19 vollzogen.↩︎