Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen (V. 3).
Er ist an die gerichtet, die den Wert „des Glaubens“ erkannt haben. Er bezieht sich nicht auf den persönlichen Glauben, sondern auf das Pfand, das der Glaube enthält. Es ist die Sache, die geglaubt wird, nicht nur die geistliche Kraft, die das Zeugnis glaubt. Es wird daher „der Glaube“ genannt, im Unterschied zum „Glauben“. Wann ist dieser Glaube gekommen? Der Galaterbrief zeigt uns, wann der Glaube kam und die Erlösung und der Heilige Geist. Wir finden es in Galater 3,25: „Da aber der Glaube gekommen ist.“ ‒ „... lebe ich durch Glauben an den Sohn Gottes.“ ‒ „Habt ihr den Geist aus Gesetzeswerken empfangen oder aus der Kunde des Glaubens?“ ist eine andere Sache (Gal 2,20; 3,2). „Aber die Schrift hat alle unter die Sünde geschlossen [Juden oder Heiden – die Juden unter die Übertretung, aber alle unter die Sünde], damit die Verheißung aus Glauben an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben. Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte“ (Gal 3,22.23). Das Gesetz war da bis zum Kreuz Christi, aber dann wurde es an das Holz geheftet; nicht nur wurde Christus gekreuzigt, sondern das Gesetz kam dadurch zu seinem Ende, soweit es das Volk Gottes betraf. Wir sind nun Christus untergestellt. Wir gelten nun als „im Geist“, denn Christus ist unser Leben und der Heilige Geist ist die Kraft dieses Lebens.
Nun, hier sagt er also, dass es nötig war, sie zu ermahnen, „für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“ Es liegt mir auf dem Herzen, darüber zu sprechen. Wie groß ist nicht nur die Bekehrung, wie sie die Menschen im Alten Testament kannten, bevor der Glaube kam, sondern die Errettung, die jetzt, wie der Apostel Paulus im Epheserbrief sagt, „das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures [nicht Bekehrung, sondern das Evangelium eures] Heils“ ist (Eph 1,13)! Dies ist das, was nach der Erlösung hinzugefügt wurde. Niemand hätte vor der Hölle befreit werden können, ohne sich zu bekehren; aber das Evangelium unseres Heils oder Errettung soll uns auf der Erde vollkommen glücklich machen, uns in wolkenlosen Frieden und Freiheit bringen, während wir hier in dieser Welt sind. Das ist es, was durch das Kreuz Christi neu ist. Doch, liebe Freunde, das ist jetzt für viele Kinder Gottes neu! Sie sind sich überhaupt nicht sicher, sogar die, die es am meisten sind. Bei vielen ist es nur eine bescheidene Hoffnung. Aber durch Gottes Barmherzigkeit halte ich es für selbstverständlich, dass wir das alle mehr oder weniger gelernt haben, je mehr, desto besser. Ich sage, dass dies eine sehr wichtige Sache ist.
Manchmal, wenn Menschen versuchen, in Gemeinschaft aufgenommen zu werden, gibt es die Vorstellung, wie wichtig es ist, dass sie die Wahrheit von der Versammlung verstehen. Wie sie die Versammlung verstehen sollen, weiß ich nicht. Ich habe sie nicht verstanden, als ich anfing, Brot zu brechen. Ich habe nie jemanden gesehen, bei dem das der Fall war. Ich habe Personen gesehen, die dachten, sie hätten es verstanden, und sie mussten ihre Gedanken danach korrigieren. Wir sollten dieses Wissen nicht voraussetzen. Möglicherweise gibt es unter den Gläubigen, seit vierzig Jahren die in Gemeinschaft sind, viele, die noch nicht einmal zu einem wahren Verständnis darüber gelangt sind, was die Versammlung ist. Aber es von einem lieben Gläubigen zu verlangen, der noch nicht lange gerettet ist! Ah, das ist der Punkt – nicht nur „bekehrt“, sondern in Freiheit und Frieden gebracht. Ich sage, wir sollten danach suchen, bevor wir sie zum Tisch des Herrn zulassen; und wir sind nicht auf dem richtigen christlichen Boden, bis wir wissen, dass wir gerettet sind. Das ist es, was das Evangelium gibt. Es ist nicht eine Hoffnung, gerettet zu werden, sondern es auf eine einfache, geradlinige, einsichtige und christliche Weise zu verstehen. Allerdings könnte das Wort „Einsicht“ unseren aktiven Brüdern Schwierigkeiten bereiten! Ich möchte niemandem Schwierigkeiten bereiten, noch weniger einem Gläubigen, der ängstlich und unsicher ist.
Die wichtige Voraussetzung für Gläubige, die Gemeinschaft suchen, und ich denke, die einzige Voraussetzung, ist, dass sie fest auf Christus und der Erlösung durch Christus als eine bekannte, gegenwärtige Sache stehen. Vielleicht finden wir eine Person, die das nicht leiden mag. Ich empfehle ihnen, das Evangelium zu hören. Es gibt viele Gläubige, die ein volles Evangelium hören wollen. Ich sage nicht, ein kostenloses Evangelium. Ein volles Evangelium bekehrt nicht viele Menschen. Ein freies Evangelium kann das tun. Ein freies Evangelium kann benutzt werden, um viele aufzuwecken, um Bewegung zu verursachen, aber ein volles Evangelium wird die Antwort auf all diese Schwierigkeiten bringen. Petrus, so darf ich sagen, predigte ein freies Evangelium und Paulus ein volles.
Die meisten der Kinder Gottes haben kein volles Evangelium gehört. Es ist wichtig, dass sie es bekommen, bevor sie ihren Platz als Glieder des Leibes Christi einnehmen können. Angenommen, sie kommen ohne es herein: Vielleicht ist das erste Lied, das angestimmt wird, ein Ausdruck des Dankes, dass jede Frage für immer geklärt ist, und sie werden so aufgefordert, über sich selbst zu singen, was sie nicht glauben und nicht wissen. Sie singen (in, wie ich es nenne, oberflächlicher Weise, ohne jedes Gewissen), was an ihrem Zustand nicht wahr sein mag, was ihnen zu viel ist. Nun, das alles ist ein sehr unglücklicher Zustand, und das sollte nicht so sein. Wenn sie aber in die Freiheit Christi gebracht werden, bevor sie aufgenommen werden, und man sollte nicht von ihnen Klarheit der Einsicht erwarten, sondern wissen, dass sie frei sind (und nichts weniger als das sollte man erwarten), dann entwickeln sich die Dinge glücklich weiter. Sie lernen schnell genug, wenn sie hineinkommen, vorausgesetzt, sie haben Freiheit in ihren Seelen. Der Mangel daran ist das Hindernis für das Lernen. Wenn ich mit Gott dauerhaft Schwierigkeiten wegen meiner Seele habe, so nützt es nichts, mich über andere Dinge zu belehren; und wo also das leichtfertig übergangen wird, da ist eine Grenze. Aber was alles andere betrifft, nun, eine Sache zu verstehen ist gut, wie jemand es ertragen kann, und Leute, die alles auf einmal begreifen, fürchte ich, begreifen nichts. Dabei bleibt vieles in ihren Köpfen unklar, und das ist nicht für „den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“ „Der Glaube“ ist nicht nur ein Nebel. Geheimnisse sind keine Nebel oder Wolken. Geheimnisse sind die sichersten Dinge in der Bibel. Das Neue Testament ist voller Geheimnisse – Geheimnis „über Christus und die Versammlung“, „das Geheimnis Gottes“, „das Geheimnis des Evangeliums“, „das Geheimnis des Glaubens“. Geheimnis ist das, was zu Zeiten des Alten Testaments nicht offenbart wurde, sondern jetzt offenbart ist. Das ist gerade unser Vorrecht. Sogar Christus selbst, in der Art und Weise, wie wir Ihn jetzt aufnehmen, ist ein Geheimnis. Glauben wir einfach an Ihn als den Messias? „Groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott [oder: Er, der] offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit“ (1Tim 3,16).
Das ist Christus, wie wir Ihn jetzt kennen. Alles ist ein Geheimnis im Christentum, auch die Art und Weise, wie Christus aufgenommen wird. Er war vorher nicht so bekannt. Jemand nimmt das Evangelium an, „das Evangelium unseres Heils“, die klare Befreiung von allen Hindernissen. Ist die Versammlung nicht ein Geheimnis? Ist es nicht eine Wahrheit von größter Wichtigkeit für jedes Glied des Leibes Christi, sie zu kennen? Und wenn da ein Bekehrter ist, wenn jemand gläubig ist, so kann er das Evangelium besser kennenlernen, dann zeige ihm, was die Versammlung ist, so gut du es kannst. Gib dir Mühe mit ihm. Bilde dir nicht ein, dass er weiß, was er nicht weiß. Wo soll er lernen, wenn nicht drinnen? Er wird niemals lernen, wenn er wegbleibt. Die Versammlung Gottes ist nicht nur der große Ort des unvergleichlichen Segens und des Genusses, sie ist auch die große Schule. Nun, der Gläubige will zur Schule gehen. Wird er draußen eine bessere Schule finden?
Sogar die besten von denen, die nicht zum Namen des Herrn versammelt sind, sind meistens mit der Errettung für sich selbst beschäftigt, oder wenn nicht damit, mit der Arbeit für andere. Was kann man Besseres erwarten? Sie kennen die Zusammenhänge nicht, in die sie gebracht werden. Nimm die Frage des Priestertums, die jetzt so sehr die Menschen beschäftigt. Was ein Evangelischer sagen würde, um priesterlicher Anmaßung zu begegnen, ist, dass es ein Irrtum sei, anzunehmen, dass es irgendwelche Priester gibt außer Christus. Ist das der Fall? Die Wahrheit, die Gott uns gezeigt hat, ist, dass alle Christen gleichermaßen Priester sind. Wenn du dich nur auf evangelischem Boden befindest, ist es nicht die Behauptung eines positiven Besitzes von Privilegien, es ist lediglich die Leugnung eines Irrtums, einer negativen Sichtweise der Dinge. Viele würden zwar zugeben, dass wir alle Priester sind, aber sie sehen nicht, wie es ausgeübt werden kann. Wenn sie alle Priester Gottes sind, sollten sie ihr Lob aussprechen dürfen, und andere sollten sich anschließen: „so lasst uns [nicht ihr, er stellt sich zu denen, an die er schrieb – lasst uns] hinzutreten“ in das Heiligtum (Heb 10,22). Wäre das wirklich möglich, würden die Menschen vielleicht manchmal ihr hörbares Lob gegenüber Gott aussprechen wollen, und das würde als unordentlich angesehen werden. Glaubst du, dass wir immer so vorsichtig sind, wie wir es sein sollten? Im ersten Korintherbrief sind zwei Worte von Bedeutung – das erste ist „in Ordnung“, das andere ist „zur Erbauung“. Alle Dinge sollen „in Ordnung“ und „zur Erbauung“ getan werden (1Kor 14,26.40). Wie sollen wir beurteilen, was getan wird? Das ist in diesem Kapitel festgelegt. Warum vergessen wir das manchmal?
Mir wurde die Frage gestellt, ob es der Schrift entspricht, dass bei einer so genannten Versammlung oder einer anderen Zusammenkunft ähnlichen Charakters mehr als zwei Personen sprechen sollten. Was ist diesbezüglich abgeordnet? Dass zwei oder höchstens drei sprechen dürfen (1Kor 14,27.29). Wo es mehr sind, würde ich geneigt sein, so schnell wie möglich wegzugehen. Du irrst dich in Bezug auf deine Freiheit. Wir haben nur die Freiheit, das zu tun, was der Herr sagt; und ich kann die Weisheit dieser Einschränkung erkennen. Es mag genug Zeit für ein halbes Dutzend Redner sein, aber die Anweisung ist dennoch klar: „zu zwei oder höchstens drei“. Es bedeutet sicher nicht, dass es nicht ein halbes Dutzend Gebete von verschiedenen Leuten geben könnte, sondern dass das formale Reden, sogar von Propheten, seine Grenzen hatte. Und sicher haben die geringeren Gaben nicht eine größere Freiheit als die größeren! Die Propheten hatten die höchste Gabe, und doch heißt es, es sollten nur zwei oder drei sprechen. Das bedeutet im Klartext, dass es unter keinem Vorwand mehr als zwei oder drei geben sollte. Zu viel von einer guten Sache ist genauso schlecht wie zu wenig. Wenn man zu viel von dem hat, was sogar gut ist, ist es geeignet, krank zu machen: Man muss Zeit für die richtige Verdauung lassen. Daher die Weisheit der Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl.
So ist es – was mir sehr klar erscheint –, dass wir nicht nur die Tatsachen und das Gebot des Herrn haben, sondern auch gute Gründe dafür. Es gibt eine vollkommene Weisheit, es gibt kein einziges willkürliches Wort in der ganzen Bibel. Alle Regeln und Vorschriften, Gebote und Regeln, sind voller göttlicher Weisheit.
Es ist lange her, dass „Brüder“ begannen; aber es gab nie eine Zeit, in der wir mehr dazu aufgerufen sind, zu sehen, ob wir wirklich „für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben … kämpfen.“ Gott bewahre uns davor, dass wir jemals auch nur im Geringsten abweichen! Wir sind nicht befugt zu sagen, wozu ein kleiner Anfang der Abweichung führen kann. Es mag scheinbar ein kleiner Anfang sein, aber ach, ein kleiner Anfang eines großen Übels.
Der Herr gebe uns schlichte Treue und alle Liebe zu unseren Brüdern. Ich denke nie, dass meine Brüder nur solche sind, die zum Namen des Herrn Jesus versammelt sind; und ich fühle zutiefst die Auflösung, die überall an Dingen vor sich geht, die einst unbestritten waren.
Judas erwartete also völlig, dass es zu einem Abweichen vom „Glauben“ kommen würde, und dass es notwendig sein würde, den Glauben zu verteidigen. Er hatte es offensichtlich auf dem Herzen, zu ihnen über tröstliche Dingen zu sprechen, Dinge, die für den Gläubigen immer erhellend und gut sind; aber die Umstände riefen nach Alarm, nach ernster Warnung. Das ist für die Menschen nie sehr akzeptabel. Sie bevorzugen sanfte Dinge; aber der Apostel selbst, oder der Schreiber, ob er nun ein Apostel war oder nicht – er hätte sich mit ganzem Herzen gefreut, bei alledem zu verweilen, was tröstlich und stärkend für die Seele ist. Aber, meine Brüder, was nützt das, wenn die Fundamente untergraben werden? Das ist es, worauf ihr schauen müsst. Deshalb lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass der Glaube „ein für allemal überliefert“ wurde. „Einmal“ ist ein zweideutiges Wort. Es könnte „einmal zu einer Zeit“ bedeuten, einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt; aber das ist überhaupt nicht die Kraft des Wortes hier. Es bedeutet „ein für allemal“. Und was für ein Segen ist es, dass wir in diesem Buch (und insbesondere in den Büchern des Neuen Testaments) das heilige Pfand, an das wir zu glauben aufgefordert sind, in vollem Umfang „ein für allemal“ erhalten haben.
Es gibt keine zu empfangende Wahrheit, die nicht im Wort Gottes offenbart ist. Es gibt keine Schwierigkeit und kein Abweichen von der Wahrheit, das dort nicht auf die eine oder andere Weise abgewehrt wird. Wir brauchen daher niemals außerhalb der Offenbarung Gottes zu gehen. Und das erklärt, warum Gott in den frühen apostolischen Tagen zuließ, dass es eine Menge Böses gab. Überrascht es uns, dass es zum Beispiel unter den Korinthern grobe Unordnung gab, sogar am Tisch des Herrn? Nun, man ist natürlich auf den ersten Blick über eine solche Tatsache erstaunt. Wie konnte es sein, dass, wenn eine solche Kraft des Heiligen Geistes da war, wenn Wunder gewirkt wurden, wenn Propheten weissagten (die höchste Form der Lehre), dass zur gleichen Zeit und am gleichen Ort die Gläubigen, die sich am Tag des Herrn versammelten, in eine Unordnung gerieten, die wir selbst in der heutigen Zeit nicht oder nur sehr selten finden? Wie könnte Gott uns mehr behüten, als wenn Er es damals zuließ?
Es ist immer eine sehr heikle Angelegenheit, mit dem Bösen umzugehen, sei es in der Lehre oder in der Praxis oder im Dienst oder in der Regierung oder im Gottesdienst oder in allem, wovon man sprechen kann. Es war daher von allergrößter Wichtigkeit, dass Gott im Hinblick auf die Übel, die irgendwann in der Versammlung auftauchen würden, zuließ, dass der Keim der Übel damals auftauchte. Dadurch haben wir göttlich gegebene Anweisungen, wie wir mit den Übeln umgehen sollen, wenn sie auftauchen. Folglich haben wir nicht die Aufgabe, Gesetze zu erlassen; aber wir sind nicht frei, vom Wort abzuweichen. Dies ist uns durch den Heiligen Geist gegeben worden. Wir sind berufen, darin alles zu finden, was uns als Gläubige ausmacht, und für jeden Teil unserer Arbeit ein Prinzip und auch ein Beispiel zu finden, das ausreicht, uns zu leiten, so dass wir niemals einen eigenen Willen über eine Sache äußern, sondern dass wir immer Gott suchen, der in der einen oder anderen Form seinen Willen ausdrückt. Wir müssen versuchen, von Ihm zu lernen, und das Ergebnis anwenden, entweder auf uns selbst zur eigenen Korrektur oder auf andere Menschen zu ihrer Warnung.
Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, dass Judas daran erinnert, dass der Glaube „einmal“ und „ein für allemal“ den Heiligen überliefert wurde. Und in der Tat glaube ich nicht, dass wir in der Schrift jemals so etwas wie eine bloße Wiederholung finden. Manchmal gibt es Schriftstellen, die sich sehr stark ähneln, und im Neuen Testament könnte man es kaum mehr haben als in diesen beiden Briefen des Petrus und des Judas. Aber ich möchte dich darauf hinweisen, was sich im weiteren Verlauf noch deutlicher zeigen wird, dass es zwar Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Schreibern gibt, die beide von dem schrecklichen Übel sprechen, das die Versammlung überschwemmen würde, und die sich auf natürliche Weise einander ähneln, aber dennoch gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen ihnen. Es ist immer der Unterschied, der die besondere Lektion für uns ist, die wir lernen müssen. Wo sich die beiden annähern, bestätigt sich das. Wir können sagen: „Damit durch den Mund von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt werde“ (Mt 18,16). Aber wo es ein Abweichen gibt und ein Unterschied in den Lektionen, die sie vermitteln, zu erkennen ist, haben wir offensichtlich mehr, als wir hätten, wenn wir nur einen der Schreiber hätten.
Dasselbe gilt nicht nur für diese beiden Briefe, sondern zum Beispiel auch für die Briefe an die Epheser und an Kolosser. Die Ähnlichkeit ist so groß, dass eine Lieblingstheorie der Rationalisten lautet, dass der Kolosserbrief der einzige ist, den Paulus je geschrieben hat, und dass der Epheserbrief nur eine vergrößerte und aufgeblasene Abschrift ist (vielleicht von einem Zeitgenossen des Apostels); und dementsprechend hat Letzterer nicht denselben göttlichen (obwohl ich dieses Wort vielleicht nicht benutzen sollte) Wert – dass er nicht den Wert des Paulus hat. Diese Männer glauben nicht an einen göttlichen Wert, sie glauben nicht daran, dass Gott diese Briefe geschrieben hat. Einige von ihnen glauben jedoch, dass Paulus den an die Kolosser geschrieben hat, leugnen aber, dass er den an die Epheser geschrieben hat. Ein sehr gelehrter Mann, der die ganze Bibel übersetzt hat (und in der Tat ist seine eine der besten der deutschen Übersetzungen), ist einer von dieser Schule. Daraus lernen wird, dass es Menschen gibt, die sich ihr ganzes Leben lang mit der Bibel beschäftigt haben, die aber trotzdem nicht an die Bibel – also wirklich und wahrhaftig – geglaubt haben. Er hätte sich natürlich völlig dagegen verwehrt, dass so etwas über ihn berichtet wird. Aber was spielt es für eine Rolle, was die Leute dagegen haben, wenn es wahr ist! Er war ein führender Mann zu seiner Zeit, und ich hoffe, dass er vor seinem Ableben nicht ohne Blick auf Christus war. Aber auf jeden Fall war das, was er zu Lebzeiten tat, eine traurige Abkehr von der Wahrheit Gottes, von dem „einmal den Heiligen überlieferten Gläubigen“.
Nachdem ich nun schon ein wenig auf das eingegangen bin, was ein wichtiges und primäres Element des „Glaubens“ ist, füge ich noch hinzu, dass die Gläubigen in große Beziehungen gebracht werden. Wir sind nicht nur bekehrt und errettet und in Frieden und Freiheit gebracht worden, sondern wir sind auch aufgerufen, zu erkennen, dass wir nicht mehr nur Engländer oder Franzosen, Juden oder Heiden sind, sondern dass wir Kinder Gottes sind, und dass wir es jetzt sind. Deshalb wenden wir uns ab von unserem Rühmen in unserer Nation und unserer Stadt und unserer Familie und all diesen verschiedenen Formen der Eitelkeit der Menschen, die nur ein Rühmen dessen sind, was fleischlich ist. Wir sind jetzt dazu aufgerufen, das zu verlassen. Das ist auch ein Teil des einmal überlieferten Glaubens. In Christus gibt es weder Jude noch Heide, weder Sklave noch Freier (Gal 3,28). Was bedeutet das? Es bedeutet genau das, was ich schon gesagt habe.
Nun, außerdem sind wir zu Gliedern des Leibes Christi gemacht; und das ist eine Beziehung, die so viele der Kinder Gottes so langsam zu glauben beginnen. Sie denken und reden davon, dass sie Glieder des wesleyanischen Leibes oder des presbyterianischen Leibes oder des baptistischen Leibes sind, dieses Leibes oder jenes Leibes, ganz gleich, was es ist. Allerdings sagen sie: Wir sind sicher auch Glieder des Leibes Christi! Ja, aber wenn die Menschen die Wahrheit ihrer Zugehörigkeit zum Leib Christi wertschätzen würden, was wäre dann das andere in ihren Augen? Einfach gar nichts. Wo findet man den presbyterianischen Leib oder den episkopalen Leib, oder den kongregationalistischen Leib im Neuen Testament? Wo finden wir die baptistische Körperschaft im Neuen Testament? Schon in den frühesten Tagen gab es eine Nähe zu diesem Parteigeist – „Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas“ (1Kor 1,12).
Nun, da haben wir den entsprechenden Keim. Und diese Keime verschwinden nie. Es ist nicht nur so, dass gesegnete Keime der Wahrheit nicht vergehen und dazu bestimmt sind, Wurzeln zu schlagen und Frucht zu bringen, und folglich werden sie hier und dort verewigt; aber ach, böse Keime tun dasselbe. Und noch etwas anderes ist nicht gerade ein Keim, sondern ein Sauerteig – eine verdorbene und verderbliche Sache, die sehr schmackhaft ist und das Weizenbrot leichter im Geschmack und angenehmer für manche Gaumen macht.
Auf jeden Fall ist dieser Sauerteig, was auch immer mit dem Brot der Fall sein mag, der verderbliche Einfluss, der unter den Gläubigen in zwei Formen wirkt. In Korinth war es die Verderbnis der Moral; in Galatien war es die Verderbnis der Lehre. Dort ist er am Werk. Als unser Herr hier war, begegnete er der gleichen Sache bei den Pharisäern und Sadduzäern. Die Sadduzäer waren die großen moralischen Verderber; die Pharisäer waren die großen Religiösen, oder besser gesagt, sie waren stark in der Lehre. Aber die Sadduzäer verdarben alle Lehren, indem sie die Wahrheit leugneten. Da haben wir wieder die beiden Dinge – den Sauerteig der Lehre und den verderblichen Sauerteig; jedenfalls gab es „den Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer“ (Mt 16,6) wie immer man ihn auch beschreiben mag. Es gab auch die Herodianer – ein weltlicher Sauerteig, eine Anbiederung an den römischen Hof, die nicht nur die Römer als von Gott gegebene Macht und Autorität akzeptierten, sondern versuchten, ihnen zu gefallen, um ihre eigene Stellung zu verbessern und ihre Umstände zu erleichtern. Wir sehen also, was für eine überaus wichtige Wahrheit das ist, die eine ernsthafte Prüfung erfordert, damit wir unsere Gewissheit im Glauben, der „einmal den Heiligen“ überliefert wurde, nicht verletzen oder schwächen. Ist uns das gleichgültig? Haben wir ein Interesse daran? Haben wir ihn nur teilweise empfangen, und sind wir damit zufrieden? Oder sind wir durch die Gnade Gottes entschlossen, alles abzulehnen, was nicht der Glaube ist, der ein für allemal überliefert wurde? Sind wir entschlossen, diesen Glauben in seiner ganzen Integrität zu empfangen und zu bewahren? Das ist es, wozu wir aufgerufen sind.