Behandelter Abschnitt 1Pet 5,10-11
Wenn der Apostel dem Fremdling die Macht und die Bosheit des Feindes in dieser wüsten Welt nicht verbirgt, mit welchem Eifer stellt er uns dann Gott vor Augen in jener Liebe, die über alle Gefahren und Schwierigkeiten erhaben ist und alles zum Guten für die wendet, die Ihn lieben!
Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird [euch] vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei [die Herrlichkeit und] die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen (5,10.11).
Es ist mehr als ein abschließendes Gebet, eine höchst zuversichtliche Gewissheit, die auf der vollen Erkenntnis Gottes, wie Er sich in Christus offenbart hat, und auf dem bereits vollbrachten Erlösungswerk beruht, das sich in der Kraft seiner Auferstehung zeigt. Wie Petrus den Brief begonnen hat, so schließt er ihn auch ab. Wie Paulus seinen geliebten Brüdern in Philippi, so vertraute auch er darauf, dass der, der in ihnen ein gutes Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Jesu Christi. Der Teufel mag brüllen und verschlingen. Aber, wie Paulus an die Gläubigen in Rom schrieb: „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt; wer ist es, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der [auch] auferweckt worden, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet. Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: ,Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.‘ Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,31-39).
Der Apostel der Beschneidung folgte dem Apostel der Unbeschnittenen, indem er allen Segen auf den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus zurückführte, wobei er sich nicht zu der Höhe erhob, die wir im Epheserbrief vor Augen haben, aber in seinen einleitenden Worten gleichermaßen auf dieselbe Quelle hinwies. So wie die Auferstehung für den einen der mächtige Grundton war, gab die Himmelfahrt dem anderen das himmlische Zeichen. Beide wurden vom Geist geleitet, um die göttliche Quelle darzustellen, die in den reichsten Strömen der Güte fließt, die den unterschiedlichen Umständen der angesprochenen Gläubigen entsprechen. Keiner zeichnet sich so aus wie Paulus, indem er die ewigen und unermesslichen Ratschlüsse Gottes für das Universum offenbart, mit dem verherrlichten Christus an der Spitze aller Dinge, der himmlischen wie der irdischen, und der Versammlung, seinem Leib, die über jede Frage von Jude oder Grieche erhaben ist und als seine Braut an allem teilhat, was Ihm gegeben ist.
Dennoch war Petrus inspiriert, hier von „dem Gott aller Gnade“ zu sprechen – ein Titel von besonderer Bedeutung und für alle Gläubigen, wo und was auch immer sie sein mögen; aber wie göttlich weise und passend für die christlichen Auserwählten der jüdischen Zerstreuung! Viele von ihnen hatten zweifellos Paulus und seine Mitarbeiter gehört, die lange in ihrem Teil des Ostens gewirkt hatten, während Petrus dies nicht getan hatte. Paulus war in der Tat berufen, den gläubigen Hebräern ausführlich und kraftvoll zu schreiben und sie endgültig aus den alten Elementen des Gesetzes herauszuführen, die sie so sehr eingeengt und behindert hatten, bevor das Gericht über die irdische Stadt und das Heiligtum tatsächlich vollzogen wurde. So fiel Petrus die Aufgabe zu, durch seine Briefe jene Schafe zu weiden und zu hüten, die des Trostes und der Bestätigung bedurften, nachdem ihr großer Lehrer ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.
Während es also die deutlichsten Zeichen der Identität zwischen dem, was Petrus schreibt, und seinen Predigten in der Apostelgeschichte gibt, lehrt auch er hier, wie wir bereits gesehen haben, weit über das hinaus, was damals erforderlich oder angebracht war. Diese wunderbare Zusammenfassung, die wir hier vor uns haben, spiegelt diesen Fortschritt mit aller gebotenen Treffsicherheit und Eindringlichkeit wider. Nicht der Gott unserer Väter, der seinen Knecht Jesus verherrlicht hat, sondern der „Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus“. Es ist nicht nur der Gott der Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob, sondern der Gott der alles überwindenden Liebe, wie sie sich in Christus Jesus offenbart hat, die nicht nur Schwachheit und Versagen, sondern auch den Hass des Feindes übertrifft, der im Kreuz scheinbar bis zum Äußersten erfolgreich war, und die seine Gnade zum Grund für ein tiefes und gerechtes Urteil über die Sünde gemacht hat, ja, die sie, die Gläubigen, jetzt durch sein kostbares Blut so makellos in seinen Augen macht wie das Lamm. Und nicht nur das; denn Er hat uns nicht allein zur Errettung der Seele berufen, so groß diese Gnade auch ist, sondern zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus. Denn es ist eine Herrlichkeit, die weit über das irdische Reich hinausgeht, in dem tausend Jahre lang Gerechtigkeit herrscht, wo Satan eingeschlossen ist und die Schöpfung sich freut, nachdem sie lange Zeit in Eitelkeit und Seufzen gefangen war.
Der Gott aller Gnade, der die Gläubigen zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus berufen hat, ist die beste Sicherheit gegen alles, was das Geschöpf in der Zwischenzeit tun oder nicht tun kann; und das umso mehr, als Er als Vater eine beständige, wachsame und gerechte Regierung über seine Kinder durch die ganze Wüste hindurch ausübt (1Pet 1,13-17).
Doch es gibt noch eine andere notwendige und wichtige Überlegung. Als Juden könnten sie mit Christus Immunität vor Leiden und Beförderung zu hohen Ehren verbinden; aber als Christen ist es ihr Anteil, seine Leiden für Gerechtigkeit und Liebe und Wahrheit zu teilen. Kein Irrtum ist in der Christenheit verbreiteter als der, durch das Evangelium und die Versammlung nach gegenwärtiger Belohnung, Auszeichnung und Bequemlichkeit zu suchen. Aber das ist eine hasserfüllte Lüge Satans. Die Gläubigen in Korinth fielen leicht in diese Schlinge, zum Schmerz und Entsetzen des Apostels Paulus (1Kor 4,8-14); für die, die Juden waren, war es noch natürlicher. So versucht der Apostel Petrus durchweg, das Leiden als den notwendigen Weg des Christen darzustellen, und zwar „nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt“ (V. 10b), wie sein geliebter Bruder an die Hebräer (Kap. 10,32–39), gestärkt durch nicht wenige sogar von alters her (Kap. 11,35–38), sondern vor allem durch seinen Fall, der als unser vollkommenes Vorbild alles zusammenfasst (Kap. 12,2.3). Durch Leiden im Glauben und Ausharrens werden wir gezüchtigt und bringen Frucht für den, der die Reben des Weinstocks beschneiden will.
Und was wäre nachdrücklicher als die aufmunternde Erklärung, die der Schreiber mit seinem Siegel versah, als jemand, der es in seiner eigenen Erfahrung so wahrhaftig bewiesen hatte, dass der Gott aller Gnade selbst sie „vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen“ wird (V. 10c). Könnten die Adressaten, könnten wir eine dieser mächtigen Ermutigungen verlieren? Könnten wir es zulassen, dass ihnen die klarste Bedeutung fehlt oder dass sie zusammengehäuft werden wie ein Holzscheit, der seine Kraft aus dem Zusammenbinden der Schwachen bezieht? Sind sie nicht alle stark und aussagekräftig, um ohne Bande das größtmögliche Vertrauen in seine allgenügende Liebe zu uns zu geben? Es ist viel, dass er die „vollkommen machen“ wird, denen an sich alles fehlt, im Sinn einer vollständigen Ausstattung und Anpassung. Es ist mehr, dass Er diejenigen „befestigen“ wird, die von innen nach außen gekehrt werden müssen, wie einst Petrus in seinem Selbstvertrauen, um sich im Glauben auf sich selbst und sein Wort zu stützen. Es ist kostbar, dass Er die „kräftigen“ wird, die sich selbst als schwach wie Wasser, das auf den Boden ausgeschüttet wird, und als wandelbar wie der Wind erkennen. Mehr noch: Auf dem Felsen, der sich niemals bewegt, wird Er die „gründen“, die ihre Nichtigkeit und noch Schlimmeres tief erfahren.