Der Apostel liebte das Wort „ebenso“ in einem Geist der Gnade, wo die Natur nie daran gedacht hätte, sondern es ihr eher übelgenommen hätte:
So ist der letzte Teil von 1. Petrus 2 an die Hausknechte gerichtet; und wie er die Gläubigen allgemein zur Unterwerfung unter jede menschliche Einrichtung um des Herrn willen ermahnt hatte, so ermahnte er sie besonders zur Unterordnung gegenüber ihrem Herrn in aller Furcht, nicht nur gegenüber den guten und milden, sondern auch den verkehrten. Denn dies ist wohlgefällig. Wir sind berufen, jeder von uns, in der Gnade zu wandeln, wie wir durch sie gerettet wurden. Wie das Gesetz Israel kennzeichnete, so soll die Gnade den Christen prägen, so wie Christus voll Gnade und Wahrheit war; und wer wandelte unterwürfig wie Er? „Denn was für ein Ruhm ist es, auszuharren, wenn man ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen wird? Aber wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott“ (Kap. 2,20). ‒ Auch hier ist Christus während seines ganzes Leben das Vorbild, und vor allem in seinem Tod, wo Er selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz trug, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, um die zu überführen, die die Gnade falsch darstellen, hassen und verhöhnen.
„Ebenso ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter“ (Kap. 3,1), sagt der Apostel,
und in Vers 7: „Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen nach der Erkenntnis“. Das war die Reihenfolge, in der der Heilige Geist an jeden appellierte.
Hier richtete sich die Ermahnung zunächst von Seiten des Apostels als Mitältester an die Ältesten unter ihnen; und dann fügt er hinzu: „Ebenso, ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter“, was sich offensichtlich über die Amtsträger hinaus auf alle erstreckt, deren Alter sie mit dem Recht auf moralische Achtung ausstattet, wenn sie es im treuen Dienst für den Herrn verbringen. Es ist in der Tat zu bemerken, dass wir unter den jüdischen Gläubigen und in Jerusalem selbst keine Aufzeichnungen über eine formelle Einführung durch apostolische Autorität haben, wie sie in den heidnischen Versammlungen herrschte (Apg 14,23; Tit 1,5). In Apostelgeschichte 11,30 werden sie zum ersten Mal als vorhanden erwähnt und von Barnabas und Saulus an ihrer Stelle anerkannt. Diese Tatsache wird in Apostelgeschichte 15 eindrucksvoll bestätigt, wo sie wiederholt lobend erwähnt werden.8
Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter. Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (5,5).
Beide Ermahnungen sind allzu oft auf taube Ohren gestoßen. Als die Apostel verstarben, redeten sich die Ältesten leicht ein, dass die Ordnung verlange, dass einer aus ihrer Mitte in einer Stadt den Oberbefehl über seine Mitmenschen erhalte oder einnehme; zumal die Engel der sieben Versammlung in Asien in der Offenbarung als ein leichter Irrtum so gedeutet werden konnten, bis sie nach und nach zu einer Diözese beliebigen Ausmaßes heranwuchsen. Ein Ältester, sagt ein ernster Kommentator (in logo), wird von den alten kirchlichen Schriftstellern nicht Aufseher genannt, aber ein Aufseher wird oft ein Ältester genannt. Hat er übersehen, dass der Heilige Geist in Apostelgeschichte 20,17.28 die Ältesten der Versammlung in Ephesus „Aufseher“ (ἐπισκόπους) nennt? Übertrifft die Inspiration nicht alle kirchlichen Schriftsteller zusammengenommen und beweist ihre Unzuverlässigkeit, wenn sie es wagen, davon abzuweichen? So wendet sich der Apostel an die Gläubigen „in Philippi mit den Aufsehern und Dienern“. Auch Titus 1,5-7 ist fast ebenso eindeutig. Zweifellos ist er ebenso gegen die Dissidenten wie gegen das Episkopat gerichtet, denn „der Diener“ ist ebenso gegen die Schrift gerichtet wie das traditionelle Trio, Aufseher, Priester und Diakone. Nach dem Tod der Apostel nahm die zuvor im Verborgenen wirkende Gesetzlosigkeit immer mehr zu und wurde immer dreister. Die einzige göttliche Autorität diesbezüglich liegt in dem, was sie in der Heiligen Schrift beglaubigten.
Wie die Ältesten durch ungläubige Entwicklung in verschiedene Arten von klerikaler Unregelmäßigkeit versanken, so verloren die Jüngeren jedes Empfinden für ihren gebührenden Platz der Unterordnung. Es war ein früher Irrtum, dass sie anfingen, Bischöfe zu wählen, mit der Begründung, dass es der Schar der Jünger erlaubt sei, Männer zu wählen, die voll des Heiligen Geistes und der Weisheit seien, damit die Apostel sie für ihr diakonisches Werk einsetzen konnten. Denn wo unter den heidnischen Versammlungen Älteste oder Aufseher eingesetzt wurden, wählten nie die Jünger, sondern die Apostel für sie, wie in Apostelgeschichte 14,23; oder wenn ein Apostel nicht hingehen konnte, schrieb er (nicht an irgendeine Versammlung, sondern) an einen vom Apostel beauftragten Mann wie Timotheus oder Titus, Älteste einzusetzen. Denn das Prinzip ist ebenso klar wie wichtig. Da die Versammlung ihre Mittel beisteuerte, durfte sie die wählen, denen sie die ordnungsgemäße Verwaltung anvertraute. Aber die Apostel, nicht die Versammlung, hatten ein geistliches Urteilsvermögen über die Qualitäten, die für den Vorsitz oder die Leitung geeignet waren; und deshalb wählten sie die Ältesten. Außerdem gab es mit Macht ausgestattete Männer, die Gaben Christi hatten, wie Evangelisten, Hirten, Lehrer und so weiter, die nie ernannt wurden (wie die Ältesten vor Ort), sondern in ihrem Werk frei handelten, wie sie vom Geist in der Einheit des Leibes Christi, der Versammlung, geleitet wurden.
In unseren Tagen sind sowohl der klerikale als auch der demokratische Geist so weit verbreitet, dass es umso notwendiger ist, die gnädigen Appelle des Apostels zu beherzigen. Diejenigen, die die Versammlung leiten, sollten nie vergessen, dass die Herde nicht ihnen gehört, sondern Gott, und dass sie Vorbilder der Herde sein sollen, nicht Herren. Die Jüngeren sollten sich den Älteren aus Prinzip unterordnen, anstatt ihren eigenen Willen oder Neuerungen zu suchen, die für die Jugend so natürlich sind. Zweifellos endet blinde Führung in einem Graben; aber eine solche Führung ist nicht christlich, die vielmehr darin besteht, dass der Sehende den Sehenden führt, mit Auge und Herz auf Christus gerichtet, der auf diese Weise die Einzigartigkeit des Ziels gibt. „Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt“ (V. 5b). Die zahlreicheren Autoritäten lesen „ihr alle, die ihr einander untertan seid, bindet euch an die Demut“, aber einige der besten MSS und Versionen lassen „untertan sein“ weg, was zu dem führt, was soeben geschrieben wurde.9 „Denn ,Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.‘“ Er bekräftigt die Aufforderung mit der ernsten Ermahnung, dass Gott sich den Hochmütigen widersetzt und den Demütigen Gnade schenkt, wörtlich das gleiche Zitat wie in Jakobus 4,6 (siehe Spr 3,34 und Röm 12,16). So ist es in der Tat ein moralischer Grundsatz auf beiden Seiten, der sich durch die ganze Heilige Schrift zieht; und es ist eine Lektion für jeden in der Versammlung von Tag zu Tag, die niemand übersehen kann. Sie ist umso notwendiger, als die Gefahr besteht, unter einer falsch verstandenen Vorstellung von Stellung und Pflicht hochmütig zu werden und die Gnade zu verlieren, die Gott so bereitwillig geben möchte, wenn man die Demut nicht pflegt, die nur in Christus vollkommen zu finden ist.
Die Demut ist eine kostbare Eigenschaft der Gläubigen, die wie andere Tugenden vom Feind herabgewürdigt und von ihnen selbst nach ihren eigenen Vorstellungen missverstanden werden kann. Es ist von großer Bedeutung, dass wir ihr wahres Wesen entdecken, das durch Christus sicher und deutlich gemacht wird. Denn Er ist das wahre Licht, das alle Personen und alle Dinge offenbart; ohne dieses wird ihr christlicher Charakter nicht erkannt. Wie oft wird es so verstanden, dass es darin besteht, dass wir unser eigenes Böses sehen und verabscheuen! Aber das ist bei weitem nicht der Maßstab des Christentums. Denn so sind wir mit uns selbst beschäftigt, so richtig es auch ist, unsere vielfachen Versäumnisse und schweren Fehler zu beklagen. Gewiss ist es weit besser, als sich zu der Vorstellung verleiten zu lassen, dass wir eine hohe Stufe der Heiligkeit erreicht haben, und Gott zu danken, dass wir nicht wie andere Menschen sind. In seiner gröbsten Form wird der Irrtum dadurch genährt, dass man sich auf einen Berater des Gewissens beruft, in dessen Ohr man seine Beichten schütten und aus seinen geisterfüllten Ratschlägen Nutzen ziehen kann, auch wenn man nicht bis zum Äußersten geht und von Zeit zu Zeit durch seine Absolution im Namen des Herrn autoritative Hilfe sucht. Während wiederum andere sich an die Erfindung der wöchentlichen Klasse und ihres Leiters klammern, um die wiederholten Erfahrungen von Gutem oder Schlechtem zu hören und Ratschläge zu erteilen, bemühen sich andere, die zu einem entgegengesetzten Pol gehören, einen spärlichen Trost aus dem Nachdenken über ihre empfundene Unwürdigkeit zu schöpfen und Niedertracht in allen Arten und Maßen des Selbstgerichts zu finden.
Das Werk Christi aber, in dem der Erweckte zur Ruhe kommt, ist nicht nur in sich selbst vollkommen, sondern es vervollkommnet ihn, wie Hebräer 10,14 mit vielen anderen Stellen unterschiedlicher Form, aber ähnlicher Bedeutung ausdrücklich erklärt. Durch ein einziges Opfer hat Christus ununterbrochen – nicht nur für immer, sondern ohne Unterbrechung – diejenigen vollendet, die durch den Glauben an Christus geheiligt oder von der Welt zu Gott abgesondert sind. Das war für einen Israeliten schwer zu akzeptieren, der gewohnt war, auf sein Sünd- oder Schuldopfer zurückzugreifen, und auf die Handlung des Priesters, der das Blut sprengte, das Fett opferte und seinen Teil des Opfers aß, während er den Rest schonungslos mit Feuer verbrannte. Es war ein so bedeutsamer Vorbild, der den Opfernden durch seine auf den Kopf des Opfers gelegte Hand mit der Vollmacht des Herrn an den Priester, für ihn zu sühnen und Vergebung zuzusichern, identifizierte, dass man die Notwendigkeit der äußersten Gewissheit verstehen kann, um den Schatten für das Wesen aufzugeben. Aber hierin liegt der ausdrückliche Wille Gottes des Vaters, das vollbrachte Werk des Sohnes und auch das angewandte Zeugnis des Heiligen Geistes in Jeremia 31,33.34 – ein vorhergesagter Sünderlass, der jetzt so vollständig ist, dass es kein Opfer mehr für Sünden gibt.
8 Doch die Besonderheit, auf die angespielt wird, wird nicht weniger deutlich in der kritischen Prüfung von Vers 23, der den Eröffnungssatz des auf dem Konzil beschlossenen Dekrets darstellt. Er lautet, wenn wir die vatikanische, die alexandrinische, die sinaitische, die Pariser und die Bezas of Cambridge Abschrift mit anderen guten Belegen beachten, nicht wie in der A. V. „Die Apostel und die Ältesten und die Brüder“, sondern „Die Apostel und die älteren Brüder“; und dies wird in der revidierten Version übernommen, wie von Alford, Lachmann, Tischendorf, Tregelles, Westcott und Hort und so weiter. Die Lesart der späteren Kopien scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass die Formulierung mit Vers 22 übereinstimmt. Aber dies wurde hier impliziert, da es dort ausdrücklich heißt: „mit der ganzen Versammlung“. Es war auch nicht sehr wahrscheinlich, dass die kirchlichen Kopisten es gewagt hätten, eine Formulierung einzuführen, die ihrer Gewohnheit, auf hierarchische Unterscheidung zu setzen, so fremd war. Sogar Luther, Calvin und andere haben sich bis heute gezwungen gesehen, in diesem Zusammenhang dem größeren Sinn von Ältesten und Jüngeren nachzugeben.↩︎
9 „Bekleidet“ ist hier zu unbestimmt. Es ist ein Wort, das im Neuen Testament einzigartig ist und nur selten anderswo vorkommt. Das Bild stammt von dem Schurz, den ein Sklave umgürtet, um seine Arbeit gewissenhaft zu verrichten, ohne sein Kleid zu beschmutzen. Der Herr bückte sich aus einem ganz anderen Grund noch tiefer, als Er sich mit einem Leinentuch umgürtete, um die Füße der Seinen zu waschen, die Er von Verunreinigungen reinwusch. Dies war heilige Liebe; und dies allein zwingt uns, uns an die Demut zu binden, zu der wir alle vom Apostel ermahnt werden, der seine traurige Unwissenheit und seinen Irrtum bei dieser denkwürdigen und rührenden Gelegenheit nicht vergessen hatte.↩︎