„Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter. Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn, Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt Er Gnade“ (1Pet 5,5).
Wenn ich nicht mit Demut umhüllt bin, so bin ich nicht unterwürfig. „Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen einen Weg.“ (Ps 25,9). Gott sorgt immer für den Demütigen. „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“, sind die Worte des Herrn selbst (Mt 11,29). Demut ist eine glückselige Sache, doch wie leicht bläht uns bereits eine Kleinigkeit auf. Paulus sagt, dass das Fleisch so völlig verdorben ist, dass es sich in seinem Fall rühmte, in der Herrlichkeit gewesen zu sein. Weil Paulus im Himmel gewesen war, musste der Herr ihm einen Dorn im Fleisch geben, um ihn davor zu bewahren, sich zu überheben. Auch wir sind oftmals aufgebläht, einfach nur wegen seiner Gnade zu uns, weil Er uns in eine Stellung von Licht und Freiheit gebracht hat. Die einzige Bewahrung des Gläubigen besteht daher in einem demütigen Wandel.
Der Herr wird jeden, der sich damit schmückt, die Wahrheit, das Licht und den einzig richtigen Standpunkt zu haben, verderben, zerstreuen und verkümmern lassen. Es ist eine Sache, einen Standpunkt erlangt zu haben, doch es ist eine andere Angelegenheit, diesen zu behalten; denn die Macht des Feindes ist stets bemüht, es mit denen aufzunehmen, die eine hohe Stellung erlangt haben, damit sie zu Fall gebracht werden, um dann umso deutlicher den Namen, nach dem sie genannt waren, zu verunehren. „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ Welch eine ernste Sache ist es, wenn ein Heiliger Gottes in einen Zustand gerät, in dem Gott ihm tatsächlich widersteht! Wie schrecklich ist es, wenn der Herr gegen uns gerichtet ist, weil wir Hochmut in unserem Herzen Raum gegeben haben! Gott widersteht einer hochmütigen Person: Aber wo gibt es eigentlich überhaupt Raum in uns für Hochmut, die wir doch so ganz und gar abscheulich sind?
„Durch Übermut gibt es nur Zank“ (Spr 13,10). Noch nie gab es einen Zank zwischen Gläubigen, ohne dass Hochmut zu Grunde gelegen hat! Wir erheben uns für unsere Rechte, und der Herr wird uns erniedrigen. Wir mögen das bekommen, was wir wollen, aber der Herr wird seine Hand gegen uns richten. Ein Christ sollte wie ein Stück dehnbare Masse sein, immer nachgiebig, niemals widerstehend, außer wenn es um den Teufel geht (siehe 1Pet 5,8-9).