Behandelter Abschnitt 1Pet 5,6-7
Die Wirkung des Opfers Christi ist für den Glauben ebenso groß wie die Herrlichkeit seiner Person und die Tiefe seines Leidens für die Sünde. Dies ist der Grund für die christliche Demut, denn es gibt ein gereinigtes Gewissen vor Gott. Bis dahin war es nicht mehr als ein geübtes Gewissen und damit ein demütigender Prozess im Maß unseres geistlichen Empfindens. Aber im Werk Christi ist es Gott, der die Sünde im Fleisch verurteilt hat, nicht allein moralisch, wie in allem, was Er war und tat, sondern als Opfer für die Sünde, damit sie in seinen Augen völlig ausgelöscht würde, so wie wir in der Tat seine Gerechtigkeit in Christus werden. Daher haben die Anbeter, die einmal gereinigt sind, kein Gewissen von Sünden mehr. Sie sind berechtigt und dazu bestimmt, sich in seinem Licht so klar zu sehen, dass sie mit sich selbst abgeschlossen haben und mit einem reinen Gewissen und einem friedlichen Herzen frei sind, die Fülle Christi zu genießen. Was für eine Befreiung, mit sich selbst abgeschlossen zu haben! Es war demütigend, zu empfinden und sich eingestehen zu müssen, wie wir gelernt haben, wie niederträchtig wir in uns selbst sind. Ist es nicht eine wahrhaftigere, tiefere Demut, in seinem Licht zu wissen, dass unser unvorsichtiges, vielleicht und gewiss unwürdiges Versagen Ihn kostete, in Gottes schonungslosem Gericht über unsere Sünde, die auf Ihn gelegt wurde, gleichsam zu Asche verbrannt zu werden, und dass wir, dass ich, es nicht wert sind, darüber nachzudenken oder zu reden? Wie leicht sollte es jedem fallen, den anderen als etwas Besseres zu betrachten als sich selbst! Das ist die Grundlage der christlichen Demut des Geistes. Sie kommt durch den göttlich gegebenen Glauben zustande.
So demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr all eure Sorge auf ihn werft; denn er ist besorgt für euch (5,6.7).
Es war diese mächtige Hand Gottes, die den sündlosen Jesus für uns zur Sünde machte, als Er um unserer Übertretungen willen verwundet und um unserer Missetaten willen zerschlagen wurde. So wird Israel, das künftige Geschlecht, noch bekennen, wenn dieses ungläubige und ehebrecherische Geschlecht vergeht; und Christi Worte werden weitgehender und offenkundiger denn je bestätigt. Wir, die wir jetzt glauben, ob Jude oder Heide, während Er unsichtbar ist, freuen uns, die Wahrheit wie vor Gott zu sehen. Und glückselig sind die, wie Er selbst sagte, die nicht sahen und doch glaubten. Wir ruhen auf der Größe jenes Sühnungswerkes, als die Finsternis das Kreuz verhüllte und seine Stimme bezeugte, dass Gott sein Angesicht verbarg und Ihn verließ, den verworfenen Messias, den Sohn des Menschen, der sein Leben als Lösegeld für viele, ja für alle gab, damit wir, die wir glauben, durch seine Striemen geheilt werden und Anteil am Erbe der Heiligen im Licht bekommen.
Unter der mächtigen Hand, die so gewirkt und uns die ewige Erlösung geschenkt hat, sind wir aufgerufen, uns zu demütigen. Wir versäumen es leider, dieses wunderbare Licht, zu dem Gott uns berufen hat, immer wieder zu erkennen. Aber es ist unser Vorrecht, darin zu wandeln, wie uns 1. Johannes 1,7 sagt; und es ist nur unsere Schuld, wenn wir nicht bewusst darin wandeln. Damit ist die Demut garantiert, zu der wir hier ermahnt werden. Gäbe es einen Mangel, wenn wir diese feierliche und doch so gnädige Gegenwart jemals wahrnehmen würden? Doch in diese Gnade hat uns der Glaube an unseren Herrn Jesus eingeführt und lässt uns dort ruhen (Röm 5,2).
Nicht weniger als dies ist der richtige und beständige Zustand des Christen. Es ist unsere Schande, diese Gunst zu vergessen oder zu verspielen. Und diejenigen, die das neue Vorrecht leugnen (aus puritanischer Eifersucht auf die Gläubigen des Alten Testaments), sind gleichgültige Diener für die Ehre Christi oder des christlichen Glaubens. Es mag bescheiden klingen, wenn der Gläubige ausruft: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ (Röm 7,25). Doch dabei wird übersehen, dass dies ein vorübergehender Zustand war und „dass das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus mich freigemacht hat von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2). So wird mein Eingeständnis des Versagens nun zu einem tieferen Selbsthass. O gesegneter Mensch, den die Gnade aus mir gemacht hat, welche Schande für Ihn und für mich, dass ich jetzt meine Füße verunreinige! Dass ich, für den vollkomme Sühnung geschehen ist, sowohl gegen die Gnade als auch gegen die Heiligkeit gesündigt habe und mit dem Wasser der Reinigung besprengt werden muss, damit meine Gemeinschaft wiederhergestellt wird! Welche Qualen hat meine sündige Torheit den Heiland gekostet!
Lasst uns in Gottes gesegneter Gegenwart immer demütig sein, und das umso mehr, als sie uns durch den zerrissenen Vorhang immer offensteht. Wir haben nichts zum Kreuz Christi beigetragen als unsere Sünden: die Gnade, die sich darin zeigt, war Gottes souveräne Gnade. Die Wirkung des Werkes Christi ist die göttliche Gerechtigkeit, die wir in Ihm geworden sind; und wir rühmen uns (denn es ist mehr als „freuen“) in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes. Und in der Tat wird Er uns zur rechten Zeit verherrlichen. Denn es wird der Tag sein, an dem Christus offenbart wird und wir mit Ihm in Herrlichkeit. Solange Er als unser Leben verborgen ist, ist es widersprüchlich und unvereinbar, dass wir jetzt irgendeine Herrlichkeit in dieser Welt erwarten, am wenigsten von der Welt, deren Fürsten den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt haben. Als Getreue des Gekreuzigten warten wir auf die Erscheinung seiner Herrlichkeit, um sie mit Ihm zu teilen. Denn hat Er nicht gesagt, dass Er die Herrlichkeit, die der Vater Ihm gegeben hat, den Seinen gegeben hat, damit sie eins seien, wie der Vater und der Sohn eins sind, damit sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne (nicht glaube, wie jetzt), dass der Vater den Sohn gesandt hat und Er die Heiligen liebt, wie Er den Sohn liebt? Dann wird die Welt Ihn und sie in derselben himmlischen Herrlichkeit erblicken. Niemals wird es bis dahin unsere Vollkommenheit in der Einheit geben, und nur von jenem zukünftigen Tag sagt der Herr dies. Wahrlich, Gott wird uns zur rechten Zeit erhöhen. Unsere Berufung ist es, mit Christus und für seinen Namen zu leiden, damit wir auch gemeinsam mit Ihm verherrlicht werden.