Behandelter Abschnitt 1Pet 4,1-2
Hier wie in 1. Petrus 2,24 legt unser Apostel großen Nachdruck auf den Tod für die Sünden in seiner praktischen Realität. Es ist nicht (wie der Apostel Paulus in Römer 6 und anderswo lehrt) das christliche Vorrecht, mit Christus der Sünde gestorben zu sein, sondern die Pflicht, die sich aus seinem Tod als einer Tatsache im geistlichen Bereich ergibt, dass wir nicht mehr der Sünde dienen, sondern als Gerechte nach dem Beispiel Christi wandeln sollen. Beides hat dasselbe Ziel.
Da nun Christus [für uns] im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde, um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben (4,1.2).
Dem Messias, dem größten aller Leidenden, wendet der Apostel die Herzen seiner Brüder zu. Es war umso eindrücklicher, als es sich bei Ihm bis zur Vollkommenheit und vor allem am Kreuz bestätigt hatte. Denn bis der Schleier vom Herzen des gerechten Überrests genommen wurde, sah der Jude nichts als Triumph und Herrlichkeit für Ihn und für sein Volk. Und was für ein großer Teil der Heiligen Schrift bezeugte dies! Doch sein Tod war der einfachste, klarste und unwiderlegbarste Beweis dafür, dass der Unglaube das göttliche Zeugnis für sein Leiden im ganzen Alten Testament, im Gesetz, in den Psalmen und in den Propheten vor ihren Augen verborgen hatte. Auferstanden von den Toten, öffnete Er seinen Jüngern das Verständnis, damit sie die Schriften verstehen und so ihre eigene dunkle Einseitigkeit beurteilen konnten. So sagte Er am Tag der Auferstehung zu zwei von ihnen: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lk 24,25.26). Lange vor seiner Kreuzigung hatte er seinen Jüngern gesagt, dass der Sohn des Menschen zu seiner Zeit zur Überraschung einer schuldigen Welt wie ein Blitz von einem Endes des Himmel bis zu seinem anderen Ende: „Zuvor aber muss er vieles leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht“ (Lk 17,25).
Es wurde ein unvergleichlicher Leidtragender offenbart, nicht Hiob, nicht Joseph, nicht Mose, nicht David, nicht Jeremia und auch nicht irgendein anderer Prophet; aber alle diese haben vielleicht in irgendeiner Weise den kommenden Leidenden vorgebildet. Aber all das ist unendlich unzureichend für die wunderbare Wahrheit des Kreuzes. Denn Er, der Heilige Gottes, der keine Sünde kannte, wurde für uns zur Sünde gemacht und litt nicht um der Gerechtigkeit willen, wie es Gläubige könnten und taten, sondern von Gott für unsere Sünden, wie Er allein es konnte. Und daher, als Er vom Volk verworfen, von einem Apostel verraten, von einem anderen verleugnet, von allen verlassen wurde (wir können sagen), verließ Gott Ihn, wie seine eigenen Lippen erklärten. So muss es sein, wenn die Sünde angemessen gerichtet werden soll und in seinem Tod ein vollkommener Grund gelegt wird, um den übelsten Sünder mit Gott zu versöhnen und Ihn durch sein Blut von jeder Sünde zu reinigen. Wie der Apostel in Kapitel 1,18–21 sein Blut bezeugt hat, so bezeugt er jetzt die praktische Kraft seines Leidens, um Kraft gegen die Sünde zu geben: „so wappnet auch euch nun mit demselben Sinn“ (V. 1). „Siehe, ich komme ..., um deinen Willen, o Gott, zu tun (Heb 10,7). So war sein Leben in jeder Einzelheit; es war ein reines Speiseopfer, ein heiliges Opfer für Gott, seinen Vater, dessen Ehre Er im Geringsten wie im Größten suchte, und zwar auf die bescheidenste, wahrhaftigste und tiefste aller Arten – im Gehorsam. Und so war es auch in dem, womit sich nichts vergleichen lässt, in seinem Sühnungstod, in dem Gott sein ganzes Wesen verherrlichte, sogar was die Sünde betrifft, und Ihn für uns zur Sünde machte, damit wir seine Gerechtigkeit in Christus würden.
Groß und mannigfaltig und unendlich sind die Folgen seines Leidens; dennoch spricht der Apostel hier nicht davon, dass es das wirksame Mittel war, um uns so untadelig und makellos wie Ihn selbst zu Gott zu bringen, sondern von seiner praktischen Kraft gegen die Sünde Tag für Tag. „Da nun Christus [für uns] im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn.“ Christus hat nie nachgegeben, sondern gelitten, als Er versucht wurde; Er war heilig und ließ die Sünde nicht an sich heran. Er hatte keine Sünde in der menschlichen Natur, die Er annahm. Wie aber sollte uns begegnet werden, die wir sie in uns hatten und schuldig waren? Er starb für uns, ja für unsere Sünden; Er wurde von Gott verlassen, damit dieses Gericht vollendet würde; und in diesem Gericht fügt der Apostel Paulus hinzu, hat Gott die Wurzel aller Sünde, die Sünde im Fleisch, in Ihm als Opfer für die Sünde gerichtet, damit die Gerechtigkeit des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.
Petrus legt hier von Christus her den großen abstrakten Grundsatz für den Christen dar: „denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde, um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben“ (V. 1.2a). Bei allem Unterschied zwischen dem Erlöser und den Geretteten gilt dies wirklich für seine Nachfolger. Wenn wir sündigen, ist es unser eigener Wille, der zu seiner Unehre tätig ist. Man leidet, wenn man sich weigert zu sündigen; man richtet und hasst und vereitelt den Willen des Fleisches und leidet, sündigt aber nicht. Wenn wir aus Gnade den Willen Gottes um jeden Preis im Sinn haben, kommt die Sünde nicht hinein. Sie ist Leiden im Fleisch, und darin liegt die Trennung von der Sünde. Und dies ist der einfache Normalzustand des Christen, dessen Herz auf dem ruht, der für ihn in alle Tiefen hinabgestiegen ist. Wenn das Herz den Blick auf Ihn verliert, drückt man sich vor dem Leiden, und der Wille setzt die fleischliche Tätigkeit durch, und die eigentliche Sünde folgt. Aber wir sind durch den Geist zum Gehorsam Jesu geheiligt, nicht weniger als zur Besprengung mit seinem Blut. Es bleibt uns überlassen, den Willen Gottes zu tun, da wir nun Christus angehören.