Behandelter Abschnitt 1Pet 4,1-5
1Pet 4,1-5: Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, ruht von der Sünde, um die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben. Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, indem ihr wandeltet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Schwelgereien, Trinkgelagen und frevelhaften Götzendienereien; wobei es sie befremdet, dass ihr nicht mehr mitlauft zu demselben Treiben der Ausschweifung, und sie lästern euch – die dem Rechenschaft geben werden, der bereit ist, Lebendige und Tote zu richten.
Vom ersten bis zum siebenten Vers dieses Kapitels fährt der Apostel fort, die allgemeinen Grundsätze der Regierung Gottes zu behandeln. Dazu ermahnt er die Christen, nach den Grundsätzen Christi selbst zu wandeln. Das schützt sie vor einem Wandel, den diese Regierung Gottes verurteilt. Zur gleichen Zeit erwarten sie das Gericht der Welt durch den Christus, dem sie dienten. Der verherrlichte Christus, wie Er uns am Ende des vorigen Kapitels vor Augen gestellt wurde, ist bereit zu richten. Solche, die den Christen feindlich gesinnt waren und nach ihren eigenen Begierden wandelten, ohne sich um das kommende Gericht zu kümmern, werden dem Herrn als Richter Rechenschaft geben müssen, den sie als Heiland nicht anerkennen wollten. Die Leiden, von denen hier die Rede ist, sind Leiden um der Gerechtigkeit willen (d.h., weil man das Gerechte tun will, muss man leiden; 1Pet 2,19; 3,17), in Verbindung mit der Regierung und dem Gericht Gottes. Der Grundsatz war dieser: Die Christen nahmen den Heiland an, den die Welt und die jüdische Nation verwarfen. Sie folgten Ihm nach und wandelten als Pilger und Fremdlinge in seinen heiligen Fußstapfen in der Gerechtigkeit, indem sie das Verderben verließen, das in der Welt herrschte. Dadurch dass sie in Frieden wandelten und dem Guten nachfolgten, beugten sie bis zu einem gewissen Punkt den Angriffen anderer vor. Außerdem ruhten die Augen dessen, der von der Höhe herab über alles wacht, auf den Gerechten. Trotzdem war es möglich, dass sie in den Beziehungen des gewöhnlichen Lebens (vgl. 1Pet 2,18) und in ihrem Umgang mit den Menschen zu leiden und offenbare Ungerechtigkeiten zu ertragen hatten. Die Zeit des Gerichts Gottes war noch nicht gekommen – Christus war droben; Er war hier auf der Erde verworfen worden, und es war das Los der Christen, Ihm zu folgen. Die Zeit der Offenbarung der Regierung Gottes wird erst kommen, wenn Christus das Gericht ausübt. Inzwischen hat der Wandel des Herrn auf dieser Erde uns ein vollkommenes Musterbeispiel davon gegeben, was der Gott des Gerichts gutheißt (1Pet 2,21-23; 4,1.2).
Die Gläubigen sollten Gutes tun, dafür leiden und Geduld haben; das ist Gott wohlgefällig und das ist es auch, was Christus getan hat. Es ist besser, wenn Gott es für gut hält, für Gutestun zu leiden als für Bösestun. Christus (1Pet 2,24) hat unsere Sünden getragen. Er hat für unsere Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit Er uns zu Gott führt und damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben sollten. Christus lebt jetzt im Himmel: Er ist bereit zu richten. Wenn das Gericht kommen wird, werden die Grundsätze der Regierung Gottes ans Licht treten und die Oberhand haben.
Der Anfang des 4. Kapitels fordert indes noch einige eingehendere Bemerkungen. Der Tod Christi wird hier darauf angewandt, dass wir wirklich den Sünden abgestorben sind – ein Zustand, der zu dem Leben der Nationen in Gegensatz gestellt wird. (Diese leben nämlich in ihren Sünden.)
Christus hat am Kreuz (Petrus spielt hier auf 1. Petrus 3,18 an) für uns im Fleisch gelitten. Er ist, was sein menschliches Leben betrifft, tatsächlich gestorben. Wir nun sind berufen, uns mit demselben Sinn zu wappnen und keine Tätigkeit des Lebens oder der Begierden nach dem Willen des alten Menschen gutzuheißen, sondern bezüglich des Fleisches zu leiden, indem wir niemals dem Willen desselben folgen. Die Sünde ist die Tätigkeit des Willens des Fleisches in uns, des Willens des Menschen, als lebend in dieser Welt. Wenn dieser Wille tätig ist, so ist der Grundsatz der Sünde da. Wir sind nämlich schuldig zu gehorchen. Der Wille Gottes muss die Triebfeder unseres moralischen Verhaltens sein. Und das umso mehr, als wir jetzt – wo wir die Erkenntnis des Guten und Bösen besitzen und wo der Wille des Fleisches, der Gott nicht untertan ist, in uns ist – entweder den Willen Gottes als unsere einzige Triebfeder annehmen oder nach dem Willen des Fleisches handeln müssen; denn das Fleisch ist stets in uns.
Christus kam, um zu gehorchen. Er wollte lieber sterben und alles erdulden, als ungehorsam zu sein. So starb Er denn der Sünde, die niemals auch nur für einen Augenblick in seinem Herzen Eingang fand. Bis zum Äußersten versucht, wollte Er lieber den Tod erleiden, als ungehorsam zu sein, selbst wenn der Tod den Charakter des Zornes gegen die Sünde und des Gerichts hatte. So bitter der Kelch auch sein mochte, Er trank ihn lieber, als dass Er den Willen seines Vaters nicht völlig erfüllt und Ihn verherrlicht hätte. Er wurde bis zum Äußersten versucht und darin vollkommen erfunden, und jede Versuchung, die von außen an Ihn herantrat und in Ihn einzudringen suchte – denn innerlich war Er ohne Versuchung –, wurde stets zurückgewiesen. Er ging nie in Versuchung hinein, und sie fand keine Regung seines Willens, ihr nachzugeben. Vielmehr brachte sie seinen Gehorsam oder die Vollkommenheit der göttlichen Gedanken im Menschen zum Vorschein. Und indem Christus starb, indem Er im Fleisch litt, hat Er für immer mit allem, auch mit der Sünde, abgeschlossen. Danach ist Er für immer in die Ruhe eingegangen. Doch ist Er das erst, nachdem Er bis zum Äußersten erprobt worden war und nachdem Er, was die Bewährung des Glaubens und den Kampf des geistlichen Lebens anbelangt, in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir. In Hebräer 4,15 heißt es nicht: „doch ohne Sünde“ (wie Luther und andere übersetzt haben), sondern: choris hamartias = „ausgenommen die Sünde“. Wir werden versucht, indem wir durch unsere eigenen Lüste fortgezogen und gelockt werden. Christus hatte alle unsere Schwierigkeiten, alle unsere Versuchungen auf seinem Weg, aber Er hatte nichts in sich – wie bei uns eben die Sünde –, was Ihn hätte falsch leiten können, im Gegenteil, nichts, das der Versuchung entsprach.
Ebenso ist es jetzt mit uns im Blick auf unser tägliches Leben. Wenn ich im Fleisch leide, so ist der Wille des Fleisches sicherlich nicht wirksam. Das Fleisch ist in dem, worin ich leide, praktisch tot, ich habe nichts mehr mit Sünden zu tun (Petrus beschäftigt sich mit dem äußeren Ergebnis – die Sünden; Paulus geht in Römer 6 wie immer bis zur Wurzel – die Sünde.). Wir sind also von der Sünde befreit, haben mit ihr abgeschlossen und ruhen. Wenn wir bereit sind zu leiden, so wirkt der Wille nicht, und die Sünde ist, was ihre tatsächliche Ausübung betrifft, nicht vorhanden. Denn Leiden ist nicht die Tätigkeit des fleischlichen Willens, sondern die Tätigkeit der Gnade. Diese Gnade wirkt nach dem Vorbild und den Gedanken Christi in dem neuen Menschen. Wir sind von der Tätigkeit des alten Menschen befreit. Die Sünde ist nicht mehr wirksam; wir ruhen gleichsam von ihr und haben mit ihr abgeschlossen, um die noch übrige Zeit unseres Lebens im Fleisch hier auf der Erde nicht mehr nach den Lüsten der Menschen zu leben, sondern nach Gottes Willen. Denn der neue Mensch folgt immer dem Willen Gottes.
Es ist uns genug, die vergangene Zeit unseres Lebens den Willen der Nationen getan zu haben (Petrus redet immer zu Christen aus der Beschneidung) und in ihren Ausschweifungen gewandelt zu sein. Die Nationen gaben sich den Ausschweifungen hin und wunderten sich zugleich, dass die Christen nicht „zu demselben Treiben der Ausschweifung“ mitlaufen wollten; auch redeten sie aus diesem Grund schlecht von ihnen. Doch sie werden dem Rechenschaft geben, der bereit ist, die Lebendigen und die Toten zu richten (1Pet 4,5).