Behandelter Abschnitt Jak 4,1-3
Das neue Kapitel wendet sich der Quelle des erbitterten Streits zu, gegen den von Anfang an seine Warnung gerichtet war – „langsam zum Zorn“, zu seinem verhängnisvollen Ergebnis.
Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher: aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts; ihr mordet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg; ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet (4,1–3).
Diese gewaltsamen Handlungen entsprangen dem ungerichteten Ich. Wenn sie absichtlich und anhaltend sind, werden sie „Kriege“ genannt; wenn sie vorübergehende Ausbrüche sind, werden sie „Kämpfe“ oder „Schlachten“ genannt; aber sie beschreiben nicht die Auswirkungen der Gewalt in der Welt, sondern unter den Angesprochenen. Die beschämende Tatsache bleibt, dass die Begriffe, um sie zu beschreiben, von den unkontrollierten Wegen der Menschen stammen, die Gott nicht kannten. Welch ein Gegensatz zu dem, der sagt: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,29.30). „Glückselig“, spricht er, „die Armen im Geist; denn ihrer ist das Reich der Himmel. Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit zuteilwerden. Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen. Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. Glückselig die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel. Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden um meinetwillen“ (Mt 5,3-11).
Als Nächstes wird die unmittelbare Ursache genannt: „Nicht daher: aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten?“ (V. 1). Es war die Befriedigung der gefallenen Natur. Die Glieder des Körpers spielen in diesem Fall ihre Rolle, unkontrolliert durch den Willen oder die Furcht Gottes: die Kehle, ein offenes Grab; die Zunge, betrügerisch; die Lippen, mit Gift darunter; der Mund, voll von Bitterkeit; die Augen, voll von Ehebruch; die Hände, bereit zum Raub; das Herz, anfällig für Habgier; die Füße, schnell, Blut zu vergießen (Röm 3). Wie hoffnungslos böse, wenn die Gnade nicht eine andere Natur gegeben hätte durch und nach dem Wort der Wahrheit (das ja, wie der Apostel es nennt, Christus unser Leben ist)! Und die neue Natur hat ihre Freuden nach ihrem Ursprung, indem sie hasst, was Gott hasst, und sich an dem erfreut, was Ihm gefällt. Sein Wort ist dann das Gesetz der Freiheit.
Wo aber Christus nicht vor dem Auge des durch die Liebe wirkenden Glaubens ist, wie traurig ist das Ergebnis! „Ihr begehrt und habt nichts; ihr mordet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg; ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet“ (V. 2.3). Hier wird das Böse auf jenes unheilige Verlangen zurückgeführt, das „Begierde“ genannt wird, was auch immer sein Gegenstand sein mag, und ob es verdorben oder gewalttätig ist. Sie steht im völligen Gegensatz zur Unterwerfung unter Gott und sein Wort. Sie ist daher der Zuneigung und den Gedanken des Heiligen Geistes entgegengesetzt, wie es in Galater 5,17 heißt: „Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“