Behandelter Abschnitt Titus 1,10-11
So sind das Matthäusevangelium (Kap. 13) und der erste Korintherbrief (Kap. 5) in vollkommener Harmonie; aber sie beziehen sich auf völlig unterschiedliche Dinge. Böse Bekenner sollen aus der Mitte der Gläubigen weggetan werden; sie sollen nicht aus der Welt hinausgeworfen werden. Das behält sich der Herr für die Engel zur der Zeit der Ernte, am Ende des Zeitalters, vor. Jetzt ist die Zeit der Aussaat und der Tag des Heils. Das Gericht wird nach und nach schonungslos vollzogen; so wie jetzt die Gnade herrschen soll durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn (Röm 5,21). So hat sie in dem mächtigen Werk der Erlösung geherrscht; so sollte sie im praktischen Verhalten der Gläubigen herrschen, ob einzeln oder gemeinsam.
Es bleibt jedoch, dass die Widerspenstigkeit im Überfluss vorhanden ist, der dunkle Schatten, der dicht auf die Frohe Botschaft Gottes folgte.
Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht geziemt (1,10.11).
Das sehen wir schon, bevor der Dienst des Apostels endete. Es gab bereits „viele“ dieser unordentlichen Männer. Was auch immer die Zucht bewirkt haben mag, um den Namen des Herrn zu reinigen und die Gläubigen vor Verderbnis zu bewahren, dieser Skandal war im Überfluss vorhanden. Es war ein bitterer Kummer für das Herz dessen, der bald abscheiden und bei Christus sein sollte; und das umso mehr, als er an die Versammlung dachte, die Braut Christi, die den Angriffen und der List des Feindes so ausgesetzt war. Wenn Gnade und Wahrheit durch Jesus Christus kamen, so gab es jetzt viele, die seinen Namen trugen, deren Rede eitel war und nicht zur Auferbauung, die ihrem Bauch dienten und nicht dem Herrn Jesus; auch schäumten sie nicht nur ihre eigene Schande aus, sondern verführten die Gemüter der Menschen. Sie verführten die Arglosen und Selbstsicheren, sogar dort, wo es Leben in Gott geben könnte. Noch mehr stürzten sie die ins Verderben, die sich am Rand aufhielten, deren Ohr immer dafür offen ist, dem Menschen etwas zuzuschreiben, in Unkenntnis der Wahrheit Gottes, die ihn in den Staub legt.
Diese widerspenstigen Personen waren „besonders die aus der Beschneidung“. Ihrer Herkunft wegen hatten sie mehr Schriftkenntnis, als die aus den Nationen, wobei sich ihre Kenntnis auf das Alte Testament beschränkte. Deshalb waren sie schnell bereit, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht für die, die im Dunkeln sind, ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Unmündigen. Sie hatten im Gesetz eine Form der Erkenntnis und der Wahrheit. Wenn aber der Name Gottes allein der Juden wegen, die sich geistliches Verständnis anmaßten, unter den Nationen gelästert wurde, wie viel mehr sollte er gelästert werden durch die Selbstverherrlichung dieser „vielen“, die nicht nur beschnitten, sondern auch getauft waren! Der Apostel erklärt Titus, dass ihnen der Mund gestopft werden muss. Das konnte natürlich nicht durch bloße äußere Autorität geschehen, sondern durch die Kraft des Wortes, gewirkt durch den Geist.
Titus scheint hervorragend für dieses Werk der Rechtfertigung Gottes und seiner Wahrheit geeignet zu sein; denn Gott würde ihn und alle, die im Glauben nach dem Wort des Apostels handeln, als ein Vorbild gebrauchen. Toleranz gegenüber dem Bösen mag die Gnade nachahmen, dient aber zu ihrer Schande und zur völligen Zerstörung. Gnade stellt wieder her und ist untrennbar mit der Wahrheit verbunden; sonst ist sie keine Gnade mehr, sie täuscht Gutes vor und ist in Wirklichkeit etwas Böses, das demoralisiert, verdirbt und zerstört. Dadurch wird nicht allein Gott entehrt, sondern ganze Häuser werden umgekehrt. Der Ausdruck „ganze Häuser“ ist moralisch wichtig. Vielleicht geschieht das durch das Oberhaupt des Hauses, dessen Glaube untergraben wird und dessen Wege ins Wanken geraten sind. Welch ein Schaden für die Familie, und erst recht, wenn einige oder viele aus dem Haushalt nicht bekehrt waren: Aber selbst wenn alle bekehrt waren, welche Gefahr für alle! In dieser Welt ist es so viel leichter, das Böse zu verbreiten, als das Gute, Wahre und Heilige zu bewahren.