Behandelter Abschnitt 1Tim 3,10-13
Daher versäumt Gott es nicht, eine Standarte gegen den Feind zu erheben, und seine gefährdeten Heiligen profitieren von der Warnung. So erklärt der Apostel hier: „Aber sie werden nicht weiter fortschreiten, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von jenen es wurde“ (V. 9). Der Vergleich ist nicht weniger aussagekräftig in der schillernden Fälschung, die darauf abzielte, zu verwirren und in die Irre zu führen, als in der Entlarvung der Schlinge selbst. Damit ist ihre Wirksamkeit für das Unheil zu Ende, und die Torheit ihrer Urheber und Verfechter ist zu offensichtlich, um noch mehr zu schaden. Haben wir nicht erlebt, wie der Feind sich selbst unter der mächtigen Hand Gottes besiegt hat? Lasst uns nicht vergessen, wie viel wir der wachsamen Gnade unseres Herrn verdanken, der so sein Wort und seinen Geist rechtfertigt, nachdem der Mensch beides missbraucht hat. Wenn Satan sich boshaft oder fälschlich auf die Schrift beruft, überlässt der Herr die Schrift nicht dem Streit, sondern antwortet auf eine absolut und sofort überzeugende Weise: „Wiederum steht geschrieben“ (Mt 4).
Von der Entlarvung dieser verschiedenen Formen des Bösen, die damals im Bereich des christlichen Bekenntnisses aufkeimten, wendet sich der Apostel dem ganz anderen Weg und Wandel seines Mitstreiters zu.
Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Langmut, meine Liebe, mein Ausharren, meine Verfolgungen, meine Leiden: was für Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonium, in Lystra; was für Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet. Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. Böse Menschen aber und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden (3,10–13).
Es war die Energie des ungeheuchelten Glaubens und der Liebe, die durch den Geist in dem Leben, das in Christus Jesus ist, wirkte, die Timotheus so bewahrte. Der Unglaube strauchelte und machte nicht nur Schwierigkeiten, sondern widersetzte sich dem, was den jungen Mitarbeiter anzog und stützte, weil es für ihn das lebendige Zeugnis für einen verworfenen, aber verherrlichten Christus war. Er schämte sich nicht, wie viele andere, des Zeugnisses unseres Herrn oder des Paulus, seines Gefangenen. Was auch immer die Furchtsamkeit seines Charakters von Natur aus sein mochte, im Glauben fand er Kraft und gab Gott die Ehre. Die Verheißung des Lebens war eine sichere Realität, und auch er „litt Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes, der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus gegeben vor ewigen Zeiten gegeben, jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus (2Tim 1,8‒10). Kurzum zusammengefasst: Christus entschied und führte ihn weiter auf einem Weg, der sonst unmöglich wäre. meine Lehre
Nun hat die Lehre des Paulus zurecht den ersten Platz bei allem, was auf Timotheus einwirkte: nicht nur Wahrheit, sondern in die Form der Gesinnung gegossen, des Herzens und der moralischen Kraft des Apostels, in der die Person und die himmlische Herrlichkeit Christi mit einer unvergleichlichen Macht herrschte. Und das haben wir im Großen und Ganzen ebenfalls, so wie es Gott gefiel, es zu unserer Belehrung und Ermunterung und Warnung und zum allgemeinen Segen in den Briefen des Paulus aufrechtzuerhalten, um nicht mehr zu sagen, obwohl wir nicht das haben können, was Timotheus in so großem Maß genoss – das Sprechen „von Mund zu Mund“, wie es ein anderer Apostel ausdrückt, der großen Wert auf solche Mitteilungen legte, im Vergleich zu Papier und Tinte und Feder (2Joh 12; 3Joh 13.14). Dennoch hat jedes seine Vorzüglichkeit, und alles ist sicher zu seiner Zeit geordnet; so dass wir, während wir anerkennen, was Timotheus zur Hilfe und Ausstattung seiner Seele hatte, die Weisheit des Herrn in unserem Teil besitzen können. mein Betragen
Dann hatte das Betragen oder das Verhalten des Apostels seinen großen Wert als praktischer Ausdruck der Wahrheit, die seine Urteile und Gefühle gewohnheitsmäßig beeinflusste. Es gibt keinen besseren Kommentar zum inspirierten Wort als den, den man im Leben derer findet, die ihm unterworfen sind, sei es persönlich oder in der Versammlung. Wenn dies im Allgemeinen auf alle geistlichen und einsichtigen Menschen zutrifft, soweit sie im Gehorsam geführt werden, was für eine helle Erleuchtung der Heiligen Schrift gab es dann nicht bei jemandem, der wie Timotheus bevorrechtigt war, vielleicht über alle anderen hinaus, solch lange und vielfältige Vertrautheit mit dem großen Apostel zu erleben! meinen Vorsatz
Vorsatz leuchtete in diesem Leben des unaufhörlichen Dienstes für den Herrn Christus mit einem Glanz, den niemand außer den Böswilligen missdeuten, niemand außer den Dunklen und Blinden übersehen konnte. Von dem Zeitpunkt an, als ihm gleichsam Schuppen von den Augen fielen und er mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde, war Paulus „dem himmlischen Gesicht nicht ungehorsam, sondern verkündete zuerst denen in Damaskus und auch in Jerusalem und in der ganzen Landschaft von Judäa und den Nationen, Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren (Apg 26,19.20). Er predigte kühn das Reich; er scheute sich nicht, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkünden. Und inmitten dieser Arbeit, konnte er Tag und Nacht wie vielleicht kein anderer mit gleicher Wahrheit sagen: „eins aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13.14). meinen Glauben
Praktischer, gegenwärtiger, lebendiger Glaube war es, der das heilige Feuer im Herzen des Apostels lebendig hielt; und dementsprechend wird er hier hervorgehoben, um sich in dem Gedächtnis des Timotheus zu verankern und ihn zum Ausharren auf dem gleichen Weg anzuregen. Denn in der Tat, wie es nur einen Weg gibt, nämlich Christus, für alle, die sein sind, so ist es der Glaube allein, der ihn findet und mit Geduld verfolgt: Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen, wie wir im Glauben stehen. Kein anderes Mittel eignet sich für die Kinder Gottes, und kein anderes verherrlicht Gott selbst, der ihnen unmittelbar gehören würde, wenn sie dadurch neuen Segen im Genuss seines Lichtes und seiner Liebe erlangen. Wenn nun der Glaube das stets bereitstehende, stets benötigte Mittel der Leitung und Kraft für alle ist, wie viel mehr für die, die den zusätzlichen und höchst anstrengenden Dienst des Herrn im Wort ausüben! Das Wort erinnerte sein echtes Kind im Glauben an ein vertrauensvolles Rechnen mit Gott gegen allen Schein. Das Wort gibt gnädige Antworten, die sogar die Erwartungen übertreffen. Denn Gott lässt sich auch vom wahrhaftigsten Herzen nicht übertreffen, und die Gnade wird immer über den Glauben triumphieren, den sie bewirkt und stärkt. meine Langmut
Langmut hatte Timotheus ebenfalls bei Paulus gesehen wie nirgendwo sonst. Denn in Wahrheit ist es keine Frucht, die aus einer irdischer Quelle stammt, sondern die von dem kommt, der ihre Fülle war und ist, jetzt auf dem Thron Gottes. Am wenigsten war sie natürlich für Saulus von Tarsus, der von sich selbst sagte, er sei einst ein Lästerer und Verfolger gewesen, der andere verletzte, das heißt ein Mann, der durch unverschämte Überheblichkeit gekennzeichnet war. Aber grenzenlose Barmherzigkeit wurde ihm erzeigt, und wunderbare Langmut war die Frucht in Paulus. meine Liebe
Liebe wirkte dort, Liebe, die in Jesus, unserem Herrn, gesehen und erkannt und bewiesen wurde, Liebe, die durch den Geist als die Energie jener Natur widergespiegelt wurde, die in ihrem Prinzip Licht ist. Denn wenn alle Gottesfürchtigen durch die Gnade der göttlichen Natur teilhaftig werden, so wirkte in dem, dem es gegeben war, 1. Korinther 13 zu schreiben, die Liebe mächtig. Und wenn auch die Erkenntnis hochmütig und zum Straucheln der Schwachen redete, hat sich jemand so scharf mit ihr auseinandergesetzt wie er, der über alle seine Mitmenschen hinaus alle Geheimnisse und alle Erkenntnis kannte? Timotheus hatte wahrlich ein reiches Beispiel von Liebe vor Augen. mein Ausharren
Das Ausharren versagte also nicht, obwohl es in den verschiedensten Formen und Graden auf die Probe gestellt wurde. Wenn wir 2. Korinther 11 lesen, denken wir ein wenig an das, was Timotheus in so vielen Einzelheiten gesehen hatte oder wusste. „Die Zeichen eines Apostels“ wurden unter den Gläubigen in aller Geduld gewirkt, sowohl durch Zeichen und Wunder als auch durch Werke der Kraft. meine Verfolgungen, meine Leiden
Nun erwähnt der Apostel Verfolgungen und Leiden als die Prüfungen, in denen sich das Ausharren zeigte. Und dasselbe Kapitel (2Kor 11) liefert dementsprechend auf die unauffälligste Weise eine solche Rolle, wie sie kein Held der Welt spielen könnte. Und doch schmerzte es den Apostel sehr, ein Wort über sie zu verlieren: „Ich bin ein Tor geworden“, sagte er, „ihr habt mich dazu gezwungen“. Für ihn war es ein echter Schmerz, zu erzählen, was sie sonst hätten lernen oder woran sie sich erinnern sollten; obwohl er hinzufügen konnte: „Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christus“ (2Kor 12,10).
Timotheus war gründlich damit vertraut, was dem Apostel in Antiochien (in Pisidien) und in Ikonium und in Lystra widerfahren war. In dieser zeitlichen Reihenfolge traf die Verfolgung Paulus; in der umgekehrten Reihenfolge, traten er und Barnabas ihre Rückreise an und befestigten sie die Seelen der Jünger, die sich kurz zuvor bekehrt hatten (Apg 14,21.22). An all diesen Leiden und Widerständen hatten die Juden Schuld, denn sie hetzten die Heiden gegen das Wort des Lebens und die auf, die es predigten. Daher war die Steinigung die Methode, die angewandt wurde, wenn sie in die Enge getrieben wurden. Was für eine Beschäftigung für das alte Volk Gottes! Welch eine Qual für den, der sie so sehr liebte, auch wenn kein einziger Schlag auf ihn fiel! Aber wenn der Apostel die lebhaften Erinnerungen des Timotheus in Erinnerung rief, denn er stammte aus Lykaonien und wurde gerade zu dieser Zeit durch den Apostel zur Erkenntnis Christi gebracht, konnte er sagen: „was für Verfolgungen ich ertrug, und aus allem hat der Herr mit gerettet“ (V. 11).
Eine zweifache Aussage beschließt diesen Teil des Briefes, über die solche, die einen Fortschritt in der gesamten Christenheit erwarten, gut nachdenken sollten. Der Apostel spricht nämlich so allgemein, wie er die Wahrheit positiv darlegt. Er gibt nicht den geringsten Hinweis auf eine vorübergehende Unterbrechung, auf die Segen und Triumph für das Evangelium folgen würden. Dass die Erde voll Erkenntnis des Herrn sein wird, „wie die Wasser den Meeresgrund bedecken (Jes 11,9), ist gewiss; dass die Nation den Messias suchen wird und dass seine Ruhestätte herrlich sein wird, kann der Gläubige nicht in Frage stellen; aber nichts von diesen Dingen wird sein, bevor Er die Erde mit dem Stab seines Mundes schlagen und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen töten wird (Jes 11,4). Bis dahin, wie wahrhaftig das Evangelium auch hier und da Einzelne erretten oder sogar Gemeinschaften beeinflussen mag, besonders dort, wo es mit dem Gesetz vermischt und irdisch gemacht wird, – bis der Herr im Gericht über die Lebenden offenbart wird, müssen die, die im Herzen gottesfürchtig sind, leiden, und die bösen Menschen werden zu größerer Gottlosigkeit fortschreiten. Der Schein trügt; das Wort Gottes bleibt ewiglich.
So erklärt der Apostel auf der einen Seite: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“ (V. 12). Es ist weise und sogar die Pflicht der Gläubigen, sich zu entschließen, für die Gerechtigkeit und für Christus zu leiden. Sie werden dann die Prüfung des Feuers der Verfolgung, die über sie kommt, um sie zu prüfen, nicht befremden, als würde ihnen etwas Fremdes begegnen (1Pet 4,12).
Auf der anderen Seite werden sie nicht entsetzt sein, dass die Welt, ja die bekennende Masse, als Ganzes deutlich böser wird angesichts jedes Zeugnisses der Gnade Gottes und seiner Wahrheit. Im Gegenteil, sie werden sich umso mehr an das Wort klammern, das das Überhandnehmen des Bösen nur bestätigt, während die Bekehrungen aktiv weitergehen. „Böse Menschen aber und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden“ (V. 13). Können Worte den wirklichen Charakter des Fortschritts für den, der sich vor der Schrift niederbeugt, anschaulicher und auch genauer darstellen? Wenn wir diese Unterordnung verweigern, blendet uns bereits eine Macht, und wir werden selbst in die Irre geführt, während wir andere in dem Maß des Irrtums und unseres Einflusses verführen.