Bisher haben wir in den Merkmalen des neuen Menschen sowohl Gründe für ein heiliges Handeln als auch Schutzmaßnahmen gegen die Sünde gefunden. Aber das, so wissen wir, gibt uns nicht den vollen Charakter und die Kraft des christlichen Menschen. Der Heilige Geist Gottes wohnt in ihm. Diese gesegnete, aber ernste Wahrheit wird nun in ihrer praktischen Bedeutung betont. Wir werden mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist (Kap. 2,22); und deshalb ermahnen uns die Apostel, würdig der Berufung zu wandeln, mit der wir berufen worden sind (Kap. 4,1). So wohnt der Heilige Geist persönlich in dem neuen Menschen, und er steht außerdem in einer Beziehung zum Haus Gottes. Wir sind durch den Geist versiegelt und dadurch Gott aufgrund der vollbrachten Erlösung zum Eigentum geworden. Das kostbare Blut Christi hat unsere Sünden abgewaschen; in Ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum der Gnade Gottes. So hat sein Opfer all unser Böses vor Gott und dem Glauben ausgelöscht, und wir haben in Christus eine neue Natur; so dass der Heilige Geist kommen und in uns wohnen und uns auf den Tag der Erlösung versiegeln kann, wenn unser Leib umgestaltet wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, so sicher wie wir jetzt in seinem Leben lebendig gemacht sind. Angesichts dieses großen gegenwärtigen Vorrechts und Unterpfands der Herrlichkeit für alle Zeiten fügt der Apostel hinzu:
Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung (4,30).
Er ist die Quelle der Kraft, um den Gläubigen zu allem zu stärken, was Gott wohlgefällig ist. Das setzt aber Selbstgericht und Abhängigkeit von Gott voraus. Andernfalls betrüben wir Ihn und spüren nicht seine Kraft, sondern unsere eigene erbärmliche Untreue.
Wiederum scheint es seltsam, dass irgendein Christ so uneinsichtig sein sollte, das Wort hier zu verwechseln mit „löscht den Geist nicht aus“ in 1. Thessalonicher 5,19. Der Zusammenhang (V. 20) dort zeigt deutlich, dass es eine Warnung ist, nicht die kleinste wirkliche Offenbarung des Heiligen Geistes in einem Gläubigen zu verhindern, egal wie schwach er sein mag; und die Geschichte der Christenheit bis zur gegenwärtigen Stunde beweist, wie sehr die Vorschrift nötig war und wie wenig die Anweisung des Apostels beachtet wurde. Aber der Abschnitt in Kapitel 4 ist ein persönliches Anliegen für jeden Gläubigen und sein eigenes tägliches Gespräch.
Eine weitere Sache, die zu beachten ist, ist der Unterschied zu der Bitte in Psalm 51,13: „den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!“ Aber der Apostel, auch wenn er darauf drängt, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben sollen, deutet niemals an, dass er weggenommen werden kann. Im Gegenteil, er versichert uns im selben Atemzug, dass wir von Ihm versiegelt wurden für den Tag der Erlösung. Wie könnte man unsere persönliche Sicherheit deutlicher zum Ausdruck bringen als mit einem solchen Satz? Worauf sollen wir diesen Unterschied zurückführen? Nicht, das brauche ich wohl kaum zu sagen, auf eine höhere Inspiration des Apostels Paulus als des Königs David, sondern auf die notwendige und offenbarte Veränderung der Beziehung des Geistes zu den Heiligen, seit Jesus starb und auferstand und in den Himmel auffuhr. Bis dahin gab es nicht so etwas wie den Geist, der gegeben wurde, um für immer im Gläubigen zu wohnen. Er segnete damals die Gläubigen, wirkte in ihnen und durch sie, erfüllte sie zuweilen mit Freude und Kraft; aber eine Innewohnung, wie sie der Christ jetzt hat und kennt, gab es nicht und konnte es nicht geben bis Jesus verherrlicht war und die Sünde durch sein Blut weggenommenen war. Daher wird uns gesagt, das wir den Geist nicht betrüben sollen, aber sollen wir niemals, seit Er gegeben wurde, sein Weggehen für möglich halten? Zweifellos verschlimmert dies die Sünde eines Christen und verleiht seinem Selbstvorwurf in diesem Fall Schärfe und Bitterkeit; aber auch dies ist von Gott zur ernsten Warnung seines Kindes gedacht. Der Vers beweist also einerseits deutlich die Gefahr, zu sündigen und damit den Geist zu betrüben, und andererseits die Sicherheit des Gläubigen auch in leidvollen Umständen und trotz solcher Umstände. Er ist zu Gott gebracht, versöhnt, gewaschen, geheiligt und gerechtfertigt; er hat ewiges Leben und wird niemals verlorengehen; er ist versiegelt mit dem Geist, und wer kann dieses Siegel brechen? Fällt er in Sünde, so wird Gott es gewiss beachten und ihn züchtigen, ja, bis zum Tod; denn er wird sein Böses nicht auf die leichte Schulter nehmen und ihn nicht mit der Welt verdammen. So ermahnt Petrus die Gottesfürchtigen, in heiligem Gehorsam zu wandeln, und während sie sich auf den Vater berufen, der ohne Ansehen der Person nach dem Werk eines jeden richtet, ihre Zeit der Fremdlingschaft in Furcht zu wandeln; weit davon entfernt, ihre Zuversicht zu schwächen, fährt er gleich fort,: „indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid ..., sondern mit dem kostbaren Blut Christi“ (1Pet 1,18.19). So hat die Wahrheit Gottes die Wirkung, die Zuneigung zu stärken, sogar wenn sie uns in den Staub beugt, während menschlicher Irrtum, da er die volle Gnade Gottes schwächt, jemand nicht gründlich demütigt. Aber was für eine Wahrheit ist es für den Gläubigen, dass er in der ständigen Gegenwart einer göttlichen Person, des Heiligen Geistes, den Zeugen von allem, seinen Weg geht! Wie vorsichtig sollten wir sein, Ihn nicht zu betrüben! Aber es ist nicht nur eine Wahrheit für das Gewissen, sondern auch tröstlich; denn Er wohnt allezeit in uns, nicht weil wir eines solchen himmlischen Bewohners würdig wären, sondern kraft des Wertes Jesu und der Vollkommenheit, mit der sein Werk uns vor Gott von unseren Sünden gereinigt hat; und Er ist allezeit in uns zu unserer Freude und Kraft und zum Segen, durch und in Christus, dem Herrn. Mögen wir immer zuversichtlich beten und nicht verzagen!