Behandelter Abschnitt Eph 4,30 - 5,2
Nachahmer Gottes
Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit. Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat. Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.
ers 30: „Nach Gott geschaffen“ – also bist du in der Lage, in dieser von der Sünde verdorbenen Welt zu zeigen, wer und wie Gott ist. Du bringst den Himmel auf die Erde. Wie du dir das praktisch vorstellen sollst, hast du in den vorangegangenen Versen gesehen. Wie du das in die Praxis umsetzen kannst und dafür die richtige Motivation bekommst, findest du in diesem Vers. Du bist nämlich versiegelt mit „dem Heiligen Geist Gottes“. Das schließt, kurz gesagt, mit ein, dass du ein Eigentum Gottes bist. Das gibt einem doch Sicherheit! Was Versiegelung sonst noch beinhaltet, kannst du in Kapitel 1,13.14 nachlesen, wo du ja schon einmal auf diesen Ausdruck gestoßen bist. Der Heilige Geist gibt dir die Kraft, in deinem Leben die Eigenschaften Gottes zu zeigen. Hier wird der Heilige Geist nachdrücklich der Geist Gottes genannt. Es geht also voll und ganz um Gott: Du bist nach Gott geschaffen, und du hast den Geist Gottes empfangen, so dass du – um es mit Kapitel 5,1 zu sagen, als Nachahmer Gottes bezeichnet werden kannst. Im Leben des Herrn Jesus auf der Erde siehst du das auf vollkommene Weise zum Ausdruck gebracht. Auf dieselbe Art geschieht das auch in dir, denn du besitzt dieselbe Natur.
Der Heilige Geist wohnt in dir auf den „Tag der Erlösung.“ Das weist auf die Erlösung deines Leibes und die Erlösung der Schöpfung hin. Dass dein Leib noch nicht erlöst ist, merkst du ja an Schmerzen, die du schon mal hast. Nicht nur körperliche Schmerzen, sondern auch Schmerzen in deiner Seele, wenn du etwas getan hast, was nicht gut ist, oder wenn du das Elend um dich herum anschaust. Auch Römer 8,23 redet von der „Erlösung unseres Leibes“. Diese Erlösung findet statt, wenn der Herr Jesus kommt und uns holt (Phil 3,20,21). Nach diesem Augenblick kannst du dich richtig stark sehnen; du darfst ihn dir herbeiwünschen; es wird so eintreffen. Nach diesem Ereignis wird der Herr Jesus den „erworbenen Besitz“ (Eph 1,14), also die ganze Schöpfung, erlösen. Wie sich das abspielt, wird im Buch der Offenbarung ausführlich beschrieben. Am Ende kommt dabei heraus, dass alles in Übereinstimmung mit Gott sein wird, denn dann wird Gott „alles in allem“ sein (1Kor 15,28). Der Herr Jesus hat das Recht, alles zu erlösen, weil Er am Kreuz den vollen Preis für die Erlösung bezahlt hat. Die Aussicht auf diesen „Tag der Erlösung“ gibt dem Gläubigen eine riesige Motivation dazu, in der Kraft des Geistes Gottes ein Nachahmer Gottes zu sein
Dann wirst du auch davor bewahrt, den Heiligen Geist Gottes zu betrüben. Der Appell, das nicht zu tun, steht nicht umsonst da. Wenn du etwas tust, was nicht mit Gott im Einklang steht – und das, wo du doch nach Gott geschaffen bist! –, betrübst du Ihn damit. Der Heilige Geist ist Gott. Dass du Ihn betrüben kannst, beweist, dass Er eine Person ist und nicht bloß eine Kraft oder ein Einfluss. Es wird auch gesagt, dass wir Ihn auslöschen (1Thes 5,19) und Ihn belügen können (Apg 5,3).
Vers 31: Klar, dass die Dinge, die in diesem Vers genannt werden, nicht zu der „Wahrheit in dem Jesus“, nicht zu dem „neuen Menschen“ und auch nicht zu dem gehören, was „nach Gott geschaffen“ ist. Hier geht es um dein persönliches Verhalten in der Gemeinde („von euch“, oder, wie andere übersetzen, „aus eurer Mitte“). Und das wird zu einer Gemeinde gesagt, der Paulus so viele herrliche Dinge mitgeteilt hat. Da siehst du, dass das Kennen der höchsten Segnungen keinerlei Garantie dafür bietet, nicht den niedrigsten Praktiken zu verfallen. Denn man hält es doch fast nicht für möglich, dass in einer Gemeinde wie Ephesus solche Dinge vorkommen, wie Paulus sie hier nennt. Und doch kommen sie vor – und das nicht nur damals, sondern auch heute bei uns. Hier handelt es sich um eine Aufzählung von bösen Gefühlen und Äußerungen, wobei das eine aus dem anderen Bösen hervorkommt
Es fängt mit Bitterkeit an. Wenn einmal eine Wurzel der Bitterkeit aufgesprosst ist (Heb 12,15), die nicht gerichtet wird, kommt da auch Ärger oder Wut hinzu. Wenn aufgestaute Wut nicht im Selbstgericht weggetan wird, wird diese sich in Zorn und Geschrei entladen. Und wenn es zu keiner Einkehr kommt, folgt auf Zorn und Geschrei Lästerung. Zorn und Geschrei werden auf den Gegner ausgegossen. Lästerung geschieht hinter dem Rücken des Gegners. Wenn Lästerung nicht als Sünde bekannt wird, ist jeder Form von Bosheit Tür und Tor geöffnet. Dieser Steckbrief des alten Menschen ist aufschlussreich. Ebenso aufschlussreich ist auch der Auftrag (es ist keine Bitte), dies alles aus der Gemeinde wegzutun.
ers 32: Der Boshaftigkeit des alten Menschen steht die völlig andere Gesinnung des neuen Menschen gegenüber. Nach den finsteren Empfindungen und Äußerungen des alten Menschen scheint hier das helle Licht, und du fühlst die Wärme der guten Empfindungen und Äußerungen des neuen Menschen. Anstatt bittere Gefühle gegen einen anderen zu hegen, wird hier erwartet, dass du dem anderen wohlgesonnen bist. Statt den anderen zu beschimpfen oder zu lästern, wird von dir erwartet, dass du dem anderen mit Güte und Vergebungsbereitschaft begegnest. Das gute Beispiel hast du vor Augen. Wie ist Gott zu dir gewesen, und wie ist Er es immer noch? Er hat dir in Christus vergeben. Je mehr du darüber nachdenkst, desto mehr wirst du fähig sein, anderen gegenüber Gottes Gesinnung der Vergebung zu haben und zu zeigen. Das ist in der Tat eine riesig hohe Norm. Doch das ist die einzig richtige Norm. Und weil du nach Gott geschaffen bist, bist du auch fähig, diese Norm zu erfüllen. Gott ist dir wegen deiner Schuld nicht mit Bitterkeit, sondern mit Vergebung begegnet. Er sprach dich von deiner Schuld frei und erbarmte sich über dich. Raum für Güte und Vergebung entsteht, wenn die Hindernisse aus dem vorigen Vers weggeräumt worden sind.
Vers 1: Dann können wir als „Nachahmer Gottes“ angesprochen werden. Indem wir Güte erweisen, können wir das tun, was Gott tat. Das kann sogar von uns erwartet werden. Das ist doch für sich genommen schon etwas, als „Nachahmer Gottes“ angesprochen zu werden; aber dabei bleibt es nicht: Wir werden sogar „geliebte Kinder“ Gottes genannt. Gott hat uns nicht nur alle Schuld vergeben, sondern Er machte uns auch reich: Wir sind seine Kinder geworden. Das musst du dir erst einmal richtig bewusst machen. Du bist ein Kind Gottes, und Er hat dich lieb!
ers 2: Dann ahmst du Gott nicht nur durch Güte und Vergebung nach, sondern dann wird auch dein ganzes Verhalten, dein ganzer
Wandel, in Liebe sein. Güte und Vergebung beweist du dadurch, dass du dem Bruder oder der Schwester etwas Verkehrtes nicht mehr zurechnest. Liebe erweisen geht noch weiter. Liebe beschäftigt sich nicht so sehr damit, was der andere getan hat, sondern mit dem anderen selbst. Liebe sucht immer das, was für den anderen gut ist. Der Appell „wandelt in Liebe“ bedeutet einfach, dass du die göttliche Natur im Alltagsleben zeigst.
Wie das genau geht, siehst du im Leben des Herrn Jesus. In Ihm sind die Natur und das Wesen Gottes vollkommen zum Ausdruck gekommen. Die Liebe hat Ihn zu einer Tat gebracht, die wir ewig bewundern werden. Diese Liebestat war seine vollkommene Hingabe an Gott, bis in den Tod. Sein Tod ist der absolute Höhepunkt seiner Liebe zu Gott und zu uns. Sein Leben und Sterben waren für Gott eine unaussprechliche Freude. Niemals hatte ein anderer Mensch auf der Erde gelebt, der Gott mit der ganzen Liebe seines Herzens in aller Hingabe gedient und Ihn geehrt hätte. Der Herr Jesus hat das wohl getan. „Darbringung und Schlachtopfer“ sprechen von seinem ganzen Leben bis hin zu seinem Tod am Kreuz. Alles war ein duftender Wohlgeruch für Gott. Doch sein Kreuzestod erfolgte auch zugleich für , Er starb an unserer Stelle. Als Folge davon sind wir errettet und ist alles weggetan, was Gott daran hinderte, uns segnen zu können. In dieser vollkommenen Hingabe ist Er einzigartig, darin können wir Ihm nicht nachfolgen. Und doch steht hier: „Wandelt in Liebe, wie auch der Christus“. Nur dann werden wir ebenso wie Christus in Liebe wandeln, wenn auch wir unser ganzes Leben völlig Gott und seinen Interessen hingeben. Dann wird Gott gleichsam durch uns an den Wandel seines Sohnes erinnert, und auch aus unserem Leben steigt ein duftender Wohlgeruch zu Ihm auf