Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes (8,14).
Hier hören wir von unserer Beziehung im Gegensatz zu der Stellung von Knechten oder Sklaven, die Israel unter dem Gesetz hatte. Das ebnet auch den Weg für die Einführung des Geistes als des persönlichen Vertreters, anstatt einfach als Charakterisierung unserer neuen Natur und unseres Zustandes im Gegensatz zum Fleisch betrachtet zu werden. Aber es ist nicht richtig zu sagen, dass Sohn Gottes (υἱὸς Θεοῦ) sich von Kind Gottes (τέκνον Θ.) dadurch unterscheidet, dass es das höhere und reifere und bewusstere Glied der Familie Gottes in sich schließt. Der wahre Unterschied besteht darin, dass Ersteres das weniger innigere von beiden ist und nicht notwendigerweise eine richtige Beziehung durch Geburt voraussetzt. Es braucht nicht über die öffentliche Stellung durch die Sohnschaft hinauszugehen, ohne wirklich in die Familie hineingeboren zu sein, sondern steht in jedem Fall in völligem Gegensatz zur Stellung eines Sklaven.
Daher spricht Johannes, der vom Leben handelt, nie von uns als Söhnen; denn das Wort wird in Johannes 1,12 und in 1. Johannes 3,1.2 falsch wiedergegeben. Es muss Kinder heißen, da wir wirklich aus Gott geboren sind. Daran ändert auch an der Tatsache auf der anderen Seite nichts, dass Jesus nie Kind (τέκνον), sondern Sohn (υἱός) genannt wird. Es wäre abwertend und eine Leugnung seiner ewigen Herrlichkeit, von Ihm als einem Kind (τέκνον) Gottes zu sprechen. Aber Er ist Sohn (υἱός) in mehr als einem Sinn. Er ist der Sohn Gottes, wie Er in der Zeit geboren und auf der Erde in seiner vorhergesagten Verbindung mit Israel als ihr Messias und König gesehen wird (Ps 2). Er ist als Sohn Gottes erwiesen in Macht durch die Auferstehung von den Toten (Röm 1,4). Und was wichtiger ist als alles und die Grundlage von allem ist: Er ist der Sohn Gottes, der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters (Joh 1,18), völlig unabhängig von der Zeit seiner Offenbarung oder von den Ergebnissen seines Erlösungswerkes, Sohn des Vaters in seiner eigenen Natur und persönlichen Beziehung, in jener ewigen Beziehung, die wesentlich für die Gottheit und charakteristisch für sie ist.
Für Letzteres müssen wir vor allem das Evangelium und die Briefe des Johannes zu Rate ziehen. Nichts kann also richtiger sein als die Ausdrucksweise aller inspirierten Schriftsteller; nichts schwächer als ihre Würdigung durch theologische Schriftsteller, selbst wenn sie die Fakten und Worte vor Augen haben. Aber die Quelle ihres Versagens ist durchaus verständlich: Sie haben ein ebenso unzureichendes Bewusstsein für die Herrlichkeit Christi wie für die abgeleiteten Vorrechte des Christen.
So haben wir die wichtige und bedeutende Tatsache gesehen, dass der Heilige Geist sich in deutlichem persönlichem Handeln mit dem Christen verbindet. Es ist nicht nur so, dass Er ein neues geistliches Wesen und einen neuen geistlichen Zustand hervorbringt, in welchen die, die Christus angehören, jetzt gebracht werden: Das haben wir weitgehend gehabt, aber hier wird noch mehr betont. „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes“ (V. 14). Man muss nicht nur aus Wasser und Geist geboren sein, um in das Reich Gottes einzugehen (Joh 3,5); die Jünger empfingen nicht nur den Heiligen Geist als Geist des Lebens in Fülle, als der auferstandene Jesus sie in sie hauchte (Joh 20,22); sondern der Heilige Geist führte sie viel mehr als persönlich gegenwärtig, diese reich begünstigten Gläubigen, in die bewusste Würde von Gottes Söhnen. Wo Er ist, ist Freiheit, nicht Gesetz; doch das moralische Ergebnis, das das Gesetz verlangte, brachte die Gnade hervor; denn wenn sie in Abhängigkeit auf den Herrn Jesus und auf ihren Gott und Vater blicken, ist Er seinerseits kein Geist der Schwachheit oder der Furchtsamkeit, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2Tim 1,7), und von Ihm werden sie so geführt.