Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen (8,10).
In Vers 10 geht es nicht darum, dass wir in Christus sind, sondern um das Gegenteil, was von den Kindern Gottes manchmal vergessen wird. Nicht nur bin ich in Christus, sondern Christus ist in mir als Gläubigem. Die Auswirkung des Wissens, dass ich in Christus bin, ist, dass es keine Verdammnis gibt: Ich bin nicht nur nicht in diesem oder jenem verurteilt, sondern alle Verdammnis ist absolut aufgehoben. Für den Christen kann es nichts dergleichen geben. Gott müsste seinen eigenen Sohn verdammen, wenn Er die verdammen würde, die in Ihm sind; und jeder Christ ist in Ihm. Ich gebe zu, dass die Leute einen schlechten Gebrauch davon machen, aber die, die so weitermachen, sind überhaupt nicht als Christen zu betrachten, da sie es ja nie waren. Sie waren Bekenner, und nichts als Bekenner; leichtfertige Menschen, die den Herrn Jesus wie einen ihrer Mitmenschen und die Gnade und Wahrheit Gottes wie eine gewöhnliche Sache behandeln und Gott zum Diener ihrer eigenen Begierden machen würden. Nun kann Er ein Erlöser von allem Bösen sein, aber niemals ein Diener des Willens und der Leidenschaften der Menschen. Was Er aber liebt, ist die Gnade, wo ein armer Sünder, elend wegen seiner Sünden, und wenn er die Ankündigung seiner Gabe Christi hört, zu Ihm kommt, um gerettet zu werden. Könnte Gott mit Christus in seiner Gegenwart Nein sagen? Im Gegenteil, das Maß seiner Errettung besteht darin, dass wir zunächst, was unseren Zustand betrifft, in den auferstandenen Christus hineingestellt werden, der in der Kraft des Geistes sein Leben ist. Danach gibt es das aktive Wirken des Geistes Gottes in dem Gläubigen. Das ist es, wovon hier die Rede ist: Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen (8,10).
Wenn ich dem Körper seinen eigenen Willen lasse, wird nichts als Sünde produziert. Wie soll ich Kraft dagegen bekommen, dass er mich in die Sünde zieht? Halte ihn für tot! Das ist das Rezept! „Wenn aber Christus in euch ist“ – Er spricht nicht von Ungläubigen, sondern einfach von Christen. Für sie gilt das Wort: Wenn aber Christus in euch ist. Denkt daran, das ist es, was ihr tun sollt: den Leib als etwas Totes betrachten; ihn nicht verhätscheln, ihm niemals nachgeben. Wenn darin der aktive Wille zugelassen wird, ist es nicht nur der Leib, er wird dann einfach zu „Fleisch“. Wo man dem Willen freien Lauf lässt, ohne Rücksicht auf den Willen Gottes, ist der Leib nur das Werkzeug der Sünde, nicht der Gerechtigkeit. Der Weg für den Christen, Kraft gegen die Sünde, die in ihm ist, zu bekommen, ist also, den Leib für tot zu halten. Ist derjenige tot, der zulässt, dass so und so etwas Böses wirkt? Wenn man aufhört, ihn für tot zu halten, ist die Sünde da; wenn man es aber tut, wirkt der Geist in moralischer Kraft: „der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen.“
Nur soweit du nicht deinem eigenen Willen nachgibst, ist die Sünde praktisch nichtig, und der Geist Gottes wirkt frei. Der Apostel schaut auf das tatsächliche Wirken des Geistes Gottes in uns. Es ist nicht das Leben, das wir einfach nur betrachten, sondern das Leben in seinem Wirken, eine Sache der täglichen Erfahrung. Was liegt zwischen diesen beiden Punkten (d. h. der Befreiung der Menschen, wie in den Versen 1 und 2, und der Auferstehung unseres Leibes)? „Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen.“
Die Gerechtigkeit wird nicht einfach dadurch gefunden, dass ich sehe, dass ich in Christus bin. Das allein reicht nicht aus. Ein Mensch, der nur davon redet, in Christus zu sein, und dies zu seinem Christsein macht, wird in der Tat sehr schlecht dastehen. Er macht Christus lediglich zu einem Mittel, um der ewigen Verdammnis und der gegenwärtigen Verantwortung zu entkommen, aber das reich nicht aus. So sicher, wie du Christus hast und in Christus bist, ist Christus in dir; und wenn Christus in dir ist, achte darauf, dass du aus dir heraus wirkst. Wo der Körper nicht als tot, sondern als lebendig behandelt wird und man ihm erlaubt, seinen Weg zu gehen, muss Sünde das Ergebnis sein. Wenn du ihn als tot behandelst, wird seine Laufbahn unterbrochen, sein Weg ist abgeschlossen, und der Geist Gottes wird zur alleinigen Quelle dessen, was du suchst.
Möge niemand annehmen, dies sei Knechtschaft. Es ist christliche Freiheit. Eine Sache zu tun, weil man sie tun muss, ist niemals christliche Freiheit. Ein Sklave arbeitet so, weil er es muss; und auch wir, wenn wir in einem niedrigen Zustand sind, sind geneigt, aus allem ein Gesetz zu machen. Wenn die Zuneigung nicht da ist, werden wir nur von dem, was offen böse ist, abgehalten, weil es eine unterwürfige Furcht gibt, das zu tun, von dem unser Gewissen weiß, dass es gegen Gott ist. Wenn das der Fall ist, vergesse ich meinen Grund der Pflicht. Was ist es? Auch jetzt ist Christus in mir. Wenn Christus in mir ist, bin ich dafür verantwortlich, seinen Willen zu tun. Wie soll ich das tun? Ich habe meinen Leib: Wenn ich ihm erlaube, seinen eigenen Willen und Weg zu haben, wird er mich in der Sünde ziehen. Behandle ihn als tot. Lass deine einzige Quelle dessen, was du wünschst, das sein, was dem Heiligen Geist gefällt. Der Geist ist „aber Leben der Gerechtigkeit wegen“ (V. 10). Es gibt keine praktische Gerechtigkeit, die im Christen erzeugt wird, außer durch die Kraft des Geistes Gottes. Wenn dem Leib freie Hand gelassen wird und wir tun, was wir begehren, ist das nur Sünde. Der Geist hingegen ist das Leben im praktischen Sinn, und das ist der einzige Weg der Gerechtigkeit für unseren Wandel.