Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben (5,11).
Doch es gibt noch ein anderes Rühmen, das wir als Gläubige kraft des Todes und der Auferstehung Christi haben; und das ist unendlich, obwohl es bereits eingetreten ist. Es besteht nicht nur in der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes, sondern auch in unseren Trübsalen, indem wir auf das Ende des Herrn in ihnen und den daraus resultierenden Gewinn in der Zwischenzeit schauen. Dies hat eine höchst gesegnete Entfaltung dessen, was Gott ist, hervorgebracht. Seine Liebe wird durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist, in unsere Herzen ausgegossen. Er empfiehlt uns seine eigene Liebe darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Daraus werden Konsequenzen gezogen; aber sie werden nicht aus Ratschlüssen über uns gezogen, sondern aus dem, was Er ist und für uns getan hat, als wir in unseren Sünden waren. Es gab kein anderes Motiv als in Ihm selbst; die Gegenstände seiner Liebe waren die geringsten Sünder. Daher jubeln wir über viel mehr als über seine Wege mit uns oder über das herrliche Ergebnis der Hoffnung: „Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus“.
Wahrlich, das ist der Höhepunkt: Wir rühmen uns Gottes! Höher können wir nicht gehen. Darin rühmen wir uns durch unseren Herrn Jesus Christus. Er hat uns die vorzüglichsten Gaben gegeben, aber, besser als alles: Er hat sich selbst gegeben. Dafür, wie für alles andere, sind wir Jesus zu Dank verpflichtet. Und wir dürfen sogar freimütig, aber wahrhaftig sagen, dass Gott nur durch Jesus das sein konnte, was Er als höchste Quelle, Grund und Gegenstand unseres Rühmens ist. „Jetzt ist des Menschen Sohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. Wenn Gott verherrlicht ist in ihm wird“, sagte der Herr, „wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und sogleich wird ihn verherrlichen“ (Joh 13,31.32). „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus“. Gesegnete Frucht oben, ja, und auch unten!
Durch Ihn haben wir nun auch die Versöhnung empfangen; denn so schreibt der Apostel, nicht die Sühnung, sondern die Versöhnung. Ohne das mächtige Werk Christi am Kreuz konnten wir als Sünder in der Tat nicht mit Gott versöhnt werden; aber dies ist hier das Thema – die vollständige Wiedergutmachung unserer Sache mit Gott, mit dem wir im Krieg waren und von dem wir durch unsere Sünden völlig entfremdet waren. In Kapitel 3,25 wurde uns gezeigt, wie Gott uns umsonst durch seine Gnade gerechtfertigt hat durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, den Er durch den Glauben an sein Blut zum Sühnopfer (oder Gnadenstuhl) gemacht hat. So konnte Er trotz unserer Sünden, die durch das Blut Jesu vollständig gesühnt wurden, gnädig sein. Aber die erste Hälfte von Kapitel 5 bringt seine Liebe und folglich die Versöhnung hinein, die wir nun durch Christus empfangen haben, was ohne seinen Sühnungstod unmöglich ist, aber in sich selbst viel weiter geht.
Man kann kaum glauben, dass die folgenden Kapitel den Gläubigen in eine tiefere Glückseligkeit führen. Die Vorrechte werden dort völlig entwickelt, die Sicherheit des Christen angesichts widriger Umstände und Feinde wird ausführlicher bekräftigt, vor allem in Kapitel 8. Doch ich weiß nicht, dass irgendeine Freude selbst dort an das Rühmen in Gott heranreicht, das wir hier finden. Sie ist für das Herz zugleich Anlass der tiefsten Ruhe und der größten geistlichen Aktivität. Die Anbetung ist ihr Ausdruck. Das Hervorquellen der Freude der Erlösten in der Ruhe Gottes wird so vorweggenommen. Wir beginnen das neue Lied, das niemals enden wird; und da es hier und jetzt durch unseren Herrn Jesus ist, ist es nicht umso herrlicher für unseren Gott? So wird das tiefste innere Gift, das Satan beim Sündenfall in den Menschen hineingeträufelt hat, nicht nur bekämpft, sondern zum Lob Gottes besiegt. Er erhält so den Ihm gebührenden Platz. Doch es ist ein Platz der vertrauensvollen Freude, wie er für das Geschöpf niemals hätte sein können, außer als Ergebnis dessen, dass Er so bekannt ist, wie Er es jetzt durch die Erlösung ist – der Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus.
Von diesem Vers an bis zum Ende von Kapitel 8 haben wir nicht so sehr einen eigenständigen Teil des Briefes als vielmehr einen notwendigen und höchst bedeutenden Anhang zu dem, was vorausgeht. Bis hierher wurde die große Wahrheit von der Vergebung der Sünden des Gläubigen vollständig dargelegt und mit den gesegneten Vorrechten abgeschlossen, die dem gerechtfertigten Menschen zuteilwerden, aber noch in diesem Zusammenhang – die sühnende Wirksamkeit des Blutes Jesu, und diese zeigte sich in seiner Auferstehung. So kostbar das alles ist, es ist nicht alles, was der Gläubige braucht. Er mag in der Entdeckung dessen, was er in sich selbst findet, unglücklich sein, und wenn er nicht die Wahrheit kennt, die auf seine Schwierigkeiten in dieser Hinsicht zutrifft, ist er in Gefahr, auf der einen Seite der Härte nachzugeben oder auf der anderen Seite einen belasteten Geist der Knechtschaft zu tragen.
Wie viele Gläubige haben nie das Ausmaß ihrer Befreiung erfahren und trauern von Tag zu Tag unter den Anstrengungen, die sie durchaus als vergeblich gegen ihre innere Verderbnis bezeichnen würden! Wie viele beruhigen sich, indem sie ihren Glauben an die Vergebung ihrer Sünden durch das Blut Christi gefühllos als eine Aufrechnung gegen eine Plage abwägen, von der sie annehmen, dass sie notwendig sein muss, und natürlich mit nicht mehr Macht darüber als die, die ehrlich, aber vergeblich um Besserung ringen. Weder der eine noch der andere begreift den Wert des am Kreuz bereits vollstreckten Gerichts über den alten Menschen für sie, noch ihre eigene neue Stellung vor Gott in dem von den Toten auferstandenen Christus. Dies ist das Ziel des Geistes, was Er im Folgenden entfaltet.