Behandelter Abschnitt Joh 17,24-26
Der abschließende Abschnitt der Worte unseres Herrn hat einen ganz eigenen Charakter und ist noch inniger, was durch seinen Gebrauch von Θέλω, „ich will“ (oder „wünsche“), zum ersten und einzigen Mal in seinem Gebet deutlich wird.
Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater! – Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen (17,24–26).
Zuerst wünscht der Herr vom Vater, dass die, die Er Ihm gegeben hatte, bei Ihm seien, wo Er ist. Er ist im Geist in der Höhe vor dem Vater und möchte die Seinen dort bei sich haben. Es geht nicht darum, sich in der Herrlichkeit vor der Welt zu zeigen, wenn auch in engster Verbindung mit Ihm; es geht darum, bei Ihm zu sein, wo kein Fremder (ich sage nicht, dass er sich nur in die Freude einmischt, sondern) auf Ihn oder sie schauen kann, in der verborgenen Umgebung, die die göttliche Liebe zu ihrer tiefsten Befriedigung bildet. Dort hat der Vater den Sohn, nachdem Er Ihn selbst vollkommen verherrlicht hat, angesichts aller möglichen Schwierigkeiten und Leiden, die nicht nur durch den Widerstand und die Bosheit des Geschöpfs, sondern durch das göttliche Gericht Gottes über das Böse hervorgerufen wurden, deren Folgen schonungslos von Ihm getragen werden mussten, der einerseits Gott rechtfertigen und andererseits die Schuldigen bis zum Äußersten befreien wollte, soweit es dem gnädigen Vorsatz Gottes entsprach. Und dies tat Jesus in absolutem Gehorsam, wie Er selbst in der Gnade über alle Maßen und um jeden Preis ein Mensch wurde; dies tat Er in unendlichem Leiden zum Lob seines Vaters, der dadurch neue und ewige Herrlichkeit erlangte und fortan so frei wie gerecht nach seinem Wesen und seiner Liebe handeln konnte.
Und nun, wie wir am Anfang des Kapitels gesehen haben, geht Er nicht nur aufgrund seines persönlichen Anspruchs, sondern auch aufgrund seines Werkes in den Himmel und drückt seinen Wunsch aus, dass auch die Seinen, die Jünger, die der Vater Ihm gegeben hatte, mit Ihm dort sein sollten, „damit sie meine Herrlichkeit schauen“ (V. 24). Es ist nicht einerseits das, was von Ewigkeit zu Ewigkeit persönlich ist, jenseits des Wissens der Geschöpfe, das, was im Sohn ist, was, wie ich annehme, niemand wirklich kennt noch kennen kann, außer dem Vater, von dem gesagt wird, dass Er ihn nicht offenbart (Mt 11,27). Andererseits ist es auch nicht die Herrlichkeit, die dem gepriesenen Herrn gegeben ist, die an jenem Tag der Welt offenbart werden soll, in einer Herrlichkeit, in der wir mit Ihm offenbart werden sollen (Kol 3,4). Hier gehört sie Ihm selbst in der Höhe, ist Ihm aber vom Vater gegeben, so wie wir in seiner vollkommenen Gunst stehen, um sie zu schauen: Das ist eine weit höhere Sache als jede mit uns geteilte Herrlichkeit, und die der Herr, der auf selbstlose, göttlich gebildete Zuneigung in uns rechnet, für unsere entsprechende Wertschätzung als glückseliger ansieht, wenn wir Ihn so schauen, als wenn sie uns selbst zuteilwird. Es ist eine Freude für uns allein, ganz außerhalb und über der Welt, und gegeben, weil der Vater Ihn vor ihrer Gründung geliebt hat. Niemand außer dem Ewigen könnte so verherrlicht werden, aber es ist die verborgene Herrlichkeit, die niemand außer den Seinen betrachten darf, die glückselige Antwort auf Schmach und Schande, nicht die öffentliche Herrlichkeit, in der Ihn jedes Auge sehen wird. Nichts weniger als das entspricht seinem Wunsch für uns. Wie wahrhaftig kann unser Herz schon jetzt sagen, dass Er würdig ist!
Als Nächstes zieht der Herr die Grenze endgültig zwischen der Welt und den Seinen, und Er begründet sie nicht mit der Ablehnung seiner selbst, sondern mit der Missachtung seines Vaters. Hier geht es also um ein Urteil im Ergebnis, wie sehr die Gnade auch zögern und bitten mag; und deshalb sagt Er: „Gerechter Vater“, nicht „Heiliger Vater“ wie in Vers 11, wo Er Ihn bittet, sie in seinem Namen zu bewahren, wie Er es selbst getan hatte, als Er bei ihnen war. Jetzt legt Er nicht die Gesetzlosigkeit der Welt dar, nicht ihren mörderischen Hass auf sich selbst oder seine Jünger, noch auf die im Evangelium offenbarte Gnade und Wahrheit, noch auf die Verderbtheit des Christentums und der Kirche (die, wie wir sicher sind, bloß und aufgedeckt vor seinen allsehenden Augen lag), sondern dass einerseits die Welt den Vater nicht kannte, und andererseits, dass der Sohn es tat, wie die Jünger, dass der Vater den Sohn sandte: Worte, einfach und kurz gesagt, aber wie ernst in ihrem Charakter und ihrer Bedeutung!
Niemals gab es ein solch mächtiges Zeugnis über irgendjemanden oder irgendetwas, wie Christus über den Vater gab. Doch die Welt kannte Ihn nicht, noch nahm sie sein Zeugnis einen Augenblick lang an, sondern erhob sich mehr und mehr dagegen, bis alles mit dem Kreuz endete. Von da an ist Er im Himmel verborgen, und die, die an Ihn glauben, sind himmlisch. Falsche Behauptungen über Ihn sind Salz, das seinen Geschmack verloren hat. Und alle, die wahrhaftig sind, sind die ersten, die zugeben, dass sich für sie alles um die Erkenntnis des Sohnes vom Vater dreht, da sie selbst wussten, dass der Vater Ihn gesandt hat. Es geht überhaupt nicht um sie selbst, sondern um den Vater; und der ist nur im Sohn bekannt, den Er gesandt hat; und das ist das ewige Leben, ob wir es nun in Christus haben oder ohne Beeinträchtigung genießen, wenn wir seine Herrlichkeit in der Höhe schauen; denn den Vater nicht zu kennen, bedeutet die schuldige Verwerfung des Sohnes, zum ewigen Verlust und nicht nur zum vorübergehenden Gericht der Welt.
Aber schließlich, wo Christus als der Gesandte des Vaters bekannt ist, sind der tiefste Segen und die höchsten Vorrechte schon jetzt gegeben, und nicht nur das, was die Gläubigen beim Kommen Christi erwartet. „Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“ (V. 26). Wenn je einer fähig war, einen anderen zu wertzuschätzen, so war es der Sohn in Bezug auf den Vater; und seinen Namen, den Ausdruck dessen, was Er war, machte Er uns mit gleicher Befähigung bekannt. Er hatte es auf der Erde den Jüngern gegenüber getan; Er würde es vom Himmel aus tun, wohin Er ging; und dies, um ihnen und uns das Bewusstsein derselben Liebe des Vaters zu geben, die immer auf Ihm selbst hier auf der Erde ruhte. Um gleichsam das nicht unnatürliche Zögern der Jünger abzuschneiden, fügt Er die herrliche Garantie hinzu, dass Er selbst in ihnen sei, als ihr Leben. Denn sie konnten verstehen, dass, wenn sie von seinem Leben lebten und irgendwie wie Er vor dem Vater sein würden, der Vater sie wie Ihn lieben würde. Das ist genau das, was Er gibt und zusichert, indem Er sich mit ihnen einsmacht, oder, wie Er es ausdrückt, „und ich in ihnen.“ Christus ist alles und in allem.