Behandelter Abschnitt Joh 17,6-8
Der Herr erklärt dann, wie Menschen vor dem Vater in eine solche Nähe der Beziehung zu Ihm gebracht wurden; denn Er hatte bereits die Grundlage in seiner Person und seinem Werk gelegt.
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort gehalten. Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast (17,6‒8).
So wird die Offenbarung des Namens des Vaters zum ersten Mal dargelegt. Das war eine charakteristische und höchst einflussreiche Wahrheit, denn der Sohn war der Einzige, der dazu fähig war, obwohl natürlich niemand anders als durch den Geist darin eindringen konnte, wie wir wissen und wie an anderer Stelle gelehrt wird. Aber wie der Sohn den Namen seines Vaters offenbaren konnte, so tat Er dies in eifersüchtiger Liebe, damit die Jünger, die Menschen, die der Vater Ihm aus der Welt gegeben hatte, wissen konnten, was Er ist, wie der Sohn Ihn kannte; nicht, das braucht kaum gesagt zu werden, unendlich, wie es dem Eingeborenen zukommt, sondern so, als Kinder Gottes, denen der Sohn das vermitteln wollte, was ganz außerhalb und über dem Menschen war, und eigentlich von Gott für die Familie Gottes war.
Denn wenn der Herr auch zu den Juden als ihr verheißener Messias auf die Erde gekommen wäre, so hätten sie Ihn doch nicht verworfen, wie sie es gerade noch bis zum Tod am Kreuz taten. Was auch immer also die göttliche Vergeltung an einem anderen Tag sein mag, wenn Gott Blut fordert, und vor allem sein Blut, das sie in Blindheit über sich selbst und ihre Kinder verwünscht hatten, es wurde ganz und gar eine Frage der souveränen und himmlischen Gnade, die, in der Person des Sohnes kommend, den Namen seines Vaters offenbarte, wie es kein Gläubiger je genossen hatte, kein Prophet auch nur annähernd vorausgesagt hatte, außer vielleicht in der Art, dass es mit diesem höchst kostbaren Vorrecht zusammenfiel und es bestätigte, als es mitgeteilt wurde. Doch sogar Hosea 2,1 ist vergleichsweise unbestimmt. Hier ist alles so vollständig wie präzise. Es war die positive Seite dessen, was der Herr mit den Seinen hier auf der Erde unternahm, und ihr höchster Charakter: nicht die Begegnung von Sünde und Elend in Gnade, nicht einmal die Darstellung der Vortrefflichkeit als der Gerechte, der Knecht und Mensch und als solcher der Sohn Gottes; sondern die Offenbarung dessen, was sein Vater war und ist, wie Er Ihn kannte und wie sie lernten, die der Vater dem Sohn aus der Welt gab. Denn die Welt wird nun als fremd und dem Vater entgegengesetzt beschrieben und beurteilt. Wie gesegnet für die Jünger, zu hören, dass sie so vom Sohn für den Vater abgesondert und als sein bezeichnet werden!
Und das ist noch nicht alles. „Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort [λόγον] gehalten“ (V. 6). Es scheint mir, dass die irren, die die Beschreibung des Herrn auf seine Nachfolger beziehen, als wären sie nur aus Israel und würden in allen Geboten und Verordnungen des Herrn tadellos wandeln. Diese waren seine Auserwählten aus dem auserwählten Volk, seine Feinde, die jetzt noch an einem anderen Tag wiederhergestellt werden müssen. Der Vater hatte eine Absicht mit ihnen, und so gehörten sie zu Ihm, der sie dem Sohn gab, dem Gegenstand seiner Liebe und dem Erfüller seiner Ratschlüsse, wie Er auch der Erfüller der Erlösung ist, zu seiner eigenen Herrlichkeit. Und so wie die aus der Welt gegebenen Menschen auf einer göttlichen Grundlage außerhalb jüdischer Bindungen betrachtet werden, so war das, was sie und ihre Wege formte, ganz anders; sie hatten, sagt der Sohn, das Wort seines Vaters bewahrt, das Er selbst bekanntgemacht hatte, während Er bisher mit ihnen auf der Erde war. Das haben wir, allgemein gesprochen, in den Evangelien. Alles bezieht sich auf den Vater: Der Sohn, ein Mensch auf der Erde, verherrlicht Ihn immer wieder, und im Hinblick auf sein eigenes Hingehen möchte Er sie an sich binden und ihnen die Gewissheit darüber geben.
Dies wird im Folgenden noch weiterentfaltet. „Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist“ (V. 7). Sie waren in das Geheimnis eingeweiht, von dem die Welt nichts wusste: Der Vater war die Quelle von allem, was dem Sohn gegeben wurde. Einige wunderten sich über seine Werke und seine Worte; andere schrieben in ihrer Feindschaft das, was über den Menschen hinausging, lästernd dem Satan zu. Die Jünger hatten gelernt, dass sie alle vom Vater waren, wie der Sohn es wünschte, dass sie es sein sollten. Nicht nur, dass Er vom Vater ausgegangen war, noch dass Er das Werk vollendet hatte, das der Vater Ihm zu tun gegeben hatte, war ihr Anspruch auf den Segen mit dem Sohn vor Ihm; sondern auch die Mittel, um sie in den Segen zu bringen, waren vom Vater; „denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast“ (V. 8). So übergab der Herr seinen Jüngern jene vertrauten Mitteilungen der Gnade, die der Vater Ihm selbst gegeben hatte. Es ging nicht mehr um die zehn von Mose gegebenen Worte, das Maß der Verantwortung des Menschen, seine Sünde und sein Verderben zu beweisen, das er weder besaß noch fühlte.
Die Worte (ῥήματα), die der Vater dem Sohn gab, waren der Ausdruck der göttlichen Gnade und Liebe entsprechend der wunderbaren Beziehung, in der der Sohn stand, obwohl er Mensch war; und die Jünger, einst nur Menschen, aber jetzt aus Gott geboren, haben das ewige Leben in Ihm und erhalten diese Worte vom Sohn, damit sie die neue Beziehung, die die Gnade ihnen verliehen hatte, erkennen und genießen konnten. Es war auch nicht vergeblich, wie träge sie auch sein mochten, alles zu glauben. Denn wenn Er ihnen die Worte gegeben hatte, die der Vater Ihm gegeben hatte, nahmen die Jünger die Wahrheit wirklich auf, wenn auch zweifellos unvollkommen. Das Ergebnis war, dass sie wirklich erkannten, dass Christus, der Sohn, vom Vater ausgegangen ist, und auch glaubten, dass der Vater ihn gesandt hat. Das ist die ganze Einschätzung der Gnade hier, die nicht nach Graden misst, sondern viel aus der Realität macht, wie Er es wohl tun kann, dessen Liebe von Anfang bis Ende gibt, vertieft und sicher ist. Selbst dass sie sicher wissen, dass der Sohn vom Vater ausgegangen ist, genügt seinem Herzen nicht, denn das würde nicht unbedingt mehr beweisen als seine eigene Liebe, dass Er so gekommen ist; aber die Jünger glaubten die weitere Wahrheit, dass der Vater Ihn gesandt hat, den Beweis seiner eigenen Liebe zu ihnen. Wie reich, wie nötig ist jedes Wort seiner Gnade!