Behandelter Abschnitt Joh 6,60-65
Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten, sprachen: Diese Rede ist hart; wer kann sie hören? Da aber Jesus bei sich selbst wusste, dass seine Jünger hierüber murrten, sprach er zu ihnen: Stoßt ihr euch daran? Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, wo er zuvor war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; aber es sind einige unter euch, die nicht glauben. Denn Jesus wusste von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern würde. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, wenn es ihm nicht von dem Vater gegeben ist (6,60‒65).
Der Herr hatte nun in der Synagoge in Kapernaum seine Rede beendet, deren Hauptthemen seine Menschwerdung und sein Sühnopfer waren, als die unentbehrliche Nahrung für den Glauben, mögen die Menschen sie verachten, wie sie wollen; und mögen sie das Manna oder irgendetwas anderes heraufbeschwören, das weder eine solche göttliche und himmlische Quelle noch eine solche ewige Wirkung hatte, sondern die Menschen doch sterben lassen musste; denn in Ihm und in keinem anderen war das Leben.
Eine höchst ernste Form des Unglaubens verriet sich nun, nicht nur unter denen von Judäa oder anderswo, sondern auch unter den Jüngern, von denen viele murrten und sich an seinen Worten stießen. Wenn sie sein Herabsteigen vom Himmel oder sein Sterben als hart empfanden, was, wenn sie den Sohn des Menschen aufsteigen sahen, wo Er zuvor war? Es wurde angedeutet in den Psalm 8,80 und 110, wie auch in Daniel 7. Aber der jüdische Wille hatte sich lange Zeit nur auf Israels Hoffnungen in ihrem Land gerichtet und mochte einen höheren Aspekt ebenso wenig wie einen niedrigeren. Das Kreuz und der Himmel lagen gleichermaßen außerhalb ihres Blickfeldes. Daher konfrontiert der Herr sie hier mit seiner eigenen Himmelfahrt als einer für sie höchst widerwärtigen Wahrheit. Dennoch ist es eine, die passend auf seinen Tod folgt, da sie mit seinem Herabkommen, um ein Mensch durch die Fleischwerdung zu sein, zusammenfällt. Er ist als Retter in Gerechtigkeit hinaufgestiegen, nachdem Er Gott bis zum Äußersten im Blick auf die Sünde verherrlicht hat, so sicher, wie Er herabkam, um in Liebe zu dienen. Alles hängt hier zusammen, denn in der Tat ist es so, dass, während Er in der Höhe ist, der Glaube sich von Ihm im Leben und Tod hier auf der Erde ernährt. Aber die Jünger murrten über seine Worte der Erniedrigung, die Er von seiner Erhöhung sprach, leider zu noch tieferem Anstoß. Wären sie wahrhaftig gewesen, hätten sie die Wahrheit gekannt und geliebt, so wäre es ihre Freude gewesen; aber sie schätzten den ersten Menschen mehr als den zweiten, und ärgerten sich immer mehr.
So ist das Fleisch auch bei Jüngern. Es nützt nichts. Es ist der Geist, der Leben gibt, und das durch und in Christus, niemals getrennt von Ihm, noch weniger zu seiner Unehre. Daher haben seine Worte einen wesentlich göttlichen Charakter und göttliche Wirksamkeit; sie sind Geist und Leben, wie Er selbst von dem sagt, was Er gerade in seinen Reden dargelegt hatte. Sie murrten, wie die Menschen murren könnten; und wenige Worte sind bis zum heutigen Tag verhängnisvoller verdreht worden, indem sie das Zeichen zur Schande dessen vergöttert haben, von dem gesagt wurde, er sei so gekommen und in höchster Liebe gestorben, und der den Glauben entsprechend segnet. Dann muss er leider sagen: „Aber es sind einige unter euch, die nicht glauben.“ Nicht zu glauben ist tödlich für jeden, am widersprüchlichsten bei einem Jünger. Christus muss alles sein oder Er ist nichts. Wenn Er alles ist, sind seine Worte für den Gläubigen kein Vorwurf, sondern eine Freude, und sie haben durch und durch Kraft– ja, sogar immer mehr, da Er dadurch besser bekannt wird. Jesus kannte ihren Unglauben, nicht durch Beobachtung oder Erfahrung, sondern von Anfang an. Er ist Gott, und nicht weniger, weil Er Mensch wurde; und das ist die ständige These unseres Evangelisten. Und doch unterschied Er zwischen denen, die nicht glaubten, und denen, die Ihn verraten würden; aber wer hat das je erkannt, außer jetzt aus seinen eigenen Worten? Wer hat jemals gesehen, dass die Gnade in Ihm in seinen Wegen mit allen zögerte? Wie ernst ist die Geduld der göttlichen Liebe! Andererseits hatten diejenigen, die glaubten, keinen Grund, sich zu rühmen, denn obwohl sie an Jesus festhielten, konnte niemand zu Ihm kommen, es sei denn, es wäre ihm vom Vater gegeben worden. Es war die souveräne Gnade Gottes.