Behandelter Abschnitt Joh 6,60-65
Reaktionen auf die Worte des Herrn
Verse 60-65. Beachten wir auch, dass dieser Abschnitt vor uns mehr als eine einzige Rede enthält. Der Anfang bezieht sich auf den Augenblick, als die Volksmenge wieder auf den Herrn trifft, nachdem Er den See überquert hatte, währenddem der letzte Teil in der Synagoge in Kapernaum gesprochen wurde.
Die Juden waren über seine Worte empört, indem sie das, was Er sagte, buchstäblich nahmen und dachten, dass Er sie auffordere, von seinem Fleisch zu essen. Sogar viele von seinen Jüngern sagten: «Diese Rede ist hart; wer kann sie hören?» Der Herr beruft sich auf die Tatsache, dass Er dorthin auffahren würde, von woher Er gekommen war. Er war nicht ein irdischer Messias, sondern ein himmlischer Erlöser, der vom Himmel in diese Welt herabgekommen war, um alles Nötige zu vollbringen, damit wir in den Himmel aufsteigen können. Er ist gekommen, um dem Menschen ewiges Leben zu geben und ihn aufzuerwecken, wenn der richtige Zeitpunkt da sein wird. Er ist gekommen, um dem Menschen nicht nur Anteil am zweiten Menschen zu geben, sondern auch an der Welt von Gottes Ratschlüssen und seiner Gnade, ein ewiges Teil in seiner Gunst, und zwar durch die Erlösung, nach den Ratschlüssen seiner Gnade. Es ging nicht um eine Reihe von Haushaltungen und ein in Herrlichkeit gekommenen Messias, der sie beendete, einen Sohn Davids nach den Verheissungen.
Wir finden Ihn (und dies ist etwas Gegenwärtiges), der vom Himmel herabgekommen ist, um ewiges Leben zu vermitteln und den Glaubenden in Bezug auf den Zustand seiner Seele in den Himmel zu versetzen und schliesslich auch seinen Leib für das Licht und die göttliche Herrlichkeit passend zu machen. Doch um daran teilzuhaben, muss man Ihn sehen, und zwar nicht nur in seiner Erniedrigung als das vom Himmel gekommene Brot, sondern als den von den Menschen Verworfenen. Nur so kann man in die Gegenwart Gottes eintreten, indem man den wahren Zustand des Menschen, der Feindschaft gegen Gott ist, anerkennt, für den Er durch den Tod und das Gericht, als Er für uns zur Sünde gemacht wurde, hindurchgehen musste.
Dann nahm Er sein Leben als Mensch in einem völlig neuen Zustand wieder auf, in einem Zustand, der jenseits von Tod und Gericht ist. Jede Beziehung zwischen Gott und dem ersten Menschen war unmöglich - ausser durch das Kreuz, wo Christus in Gnade als Stellvertreter des gläubigen Sünders Gott begegnet ist. Das muss der in seinen Sünden und Vergehungen tote Mensch einsehen und dadurch seinen eigenen Zustand erkennen. Das bedeutet, mit Christus, der zur Sünde gemacht und in dem die Sünde verurteilt worden ist, gestorben zu sein. Der Glaubende, der sich mit Christus identifiziert und mit Dem gestorben ist, der zu dem gemacht wurde, was der Mensch in Wirklichkeit war und die ganze Strafe dafür getragen hat - dieser Glaubende ist der Sünde gestorben.
Zuvor war er tot in seinen Sünden und Vergehungen, und nun hat er sich selbst dort erkannt, wo Christus der Sünde gestorben ist. Christus starb dort in Gnade, als zur Sünde gemacht, die von Gott verurteilt wird. Und der Sünder sagt zu sich: Das bin eigentlich ich. So bin ich von Natur. Und nun hat sich Christus selbst dafür geopfert, und Gott hat Ihn für uns zur Sünde gemacht. Doch Christus hat durch sein Sterben ein Ende mit der Sünde gemacht, und deshalb bin auch ich mit ihr zu einem Ende gekommen.
Nun existiert also gar keine Verbindung zwischen Gott und der Familie des ersten Adam: Der Tod von Jesus Christus hat diese Tatsache offen gelegt, nachdem Gott alles versucht hatte, bis hin zur Gabe seines eigenen Sohnes. Gott ist am Kreuz mit dieser ganzen Familie des ersten Menschen zu einem Ende gekommen. Und ich bin dort mit der Sünde, die die Ursache von allem war, zu Ende gekommen. Oh, wie wunderbar und vollkommen sind Gottes Wege, voll unendlicher Gnade!
Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass es hier nicht um unsere gegenwärtige himmlische Stellung geht. Davon spricht Johannes, wie wir es schon an anderer Stelle bemerkt haben, selten. Christus wird den Glaubenden am letzten Tag auferwecken. Er spricht von seiner eigenen Himmelfahrt, um die Wahrheit zu vervollständigen. Er, der vom Himmel gekommen ist, wird dahin zurückkehren. Doch Er verbindet uns nicht mit sich im Himmel als eine gegenwärtige Frucht seines Werks. Für uns geht Er von seiner Himmelfahrt zur Auferstehung unseres Leibes über.
Noch eine Bemerkung: Ich habe von der Menschwerdung und vom Tod gesprochen, ln Bezug auf das, was wir hier gefunden haben, ist es die Erkenntnis dieser Wahrheiten, die uns Klarheit gibt und uns befreit. Doch der Herr sagt in den Versen 40 und 47, dass Er gekommen ist und dass jeder, der an Ihn glaubt, ewiges Leben habe (V. 40); und dass wer an Ihn glaubt, ewiges Leben hat (V 47). So hat also jeder, der im verachteten Mann von Nazareth wirklich den Sohn Gottes sieht, ewiges Leben. Der Herr verschweigt jedoch nicht, was Er dafür alles erdulden musste. Seine Verwerfung und sein Tod waren die Reaktion auf sein Erscheinen in einer Welt wie der unseren, zu der wir von Natur gehören. Es ist wichtig, dass wir dies wissen.
Jesus antwortet den Juden, die an der Tatsache seiner Himmelfahrt Anstoss nahmen, dass es der Heilige Geist ist, der lebendig macht - das Fleisch nützt nichts und dass Er nicht davon gesprochen hatte, dass sie sein Fleisch in einem materiellen Sinn essen sollten. Die Worte, die Er zu ihnen geredet hatte, waren «Geist und Leben». Durch das Wort wurden geistliche Dinge vermittelt. Durch die Kraft und das Wirken des Heiligen Geistes werden sie Wirklichkeit, eine lebendige Wirklichkeit in unserer Seele, ein wirklicher Teil unseres Wesens.
Doch der Herr wusste sehr wohl, dass es selbst unter jenen, die Ihm als seine Jünger folgten, solche gab, die nicht glaubten, und Er sagte es ihnen auch. Er wusste wohl, wer Ihn verraten würde. Dies waren die Äste, die abgehauen werden sollten und auch wurden. Jesus musste inmitten jener wandeln, von denen Er wusste, dass sie keine Wurzeln besassen und Ihn sogar verraten würden. So fügt Er hinzu: «Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn von dem Vater gegeben» (V 65). Von da an verliessen Ihn viele seiner Jünger und wandelten nicht mehr mit Ihm.