Behandelter Abschnitt Joh 6,66-71
Von da an gingen viele von seinen Jüngern zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist. Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch, die Zwölf, auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel. Er sprach aber von Judas, Simons Sohn, dem Iskariot; denn dieser sollte ihn überliefern – einer von den Zwölfen (6,66–71).
So beschleunigen die Warnungen des Herrn das Weggehen der Ungläubigen, während sie die Gläubigen enger an Ihn binden und ihren Sinn für das, was Er für sie ist, zum Vorschein bringen. Die Ursache lag in ihrem eigenen Willen, der Satan Macht über sie gab. Doch der Herr zögert nicht, den Zwölf mitzuteilen, dass, während einer für alle bekannte, dass Er der Heilige Gottes war, einer von ihnen Ihn verraten würde. Welch ein Gegensatz zu allen außer Ihm selbst, es sei denn zu denen, die von Ihm gelernt haben! Wie anders diejenigen, die die Jünger hinter sich herziehen wollen! Und doch würden seine Worte die Seinen bestärken, sogar alle, die es wirklich sind. Je mehr sie frei sind, desto mehr sind sie gebunden. Er allein ist würdig, Er ist der Heilige Gottes.
Ich bin mir bewusst, dass ein gelehrter, aber selbstbewusster Deutscher die Bezeichnung Heiligen nicht als von Johannes stammend anerkennt. Aber das war ein vorschnelles und unwissendes Urteil. Es ist ein Titel, der unserem Herrn einmal in seinem ersten Brief wie hier einmal in seinem Evangelium gegeben wird. Er ist der einzige Schreiber im Neuen Testament, der ihn jemals von dem Herrn in Bezug auf die Heiligen verwendet. Es ist daher charakteristischer für Johannes als für jeden anderen Apostel. Markus und Lukas berichten uns von bösen Geistern, die Ihn zitternd so bezeichnen (Mk 1,24; Lk 4,34). Mögen sie auch vor dem Heiligen zittern, der dazu bestimmt ist, mit ihnen ins Gericht zu gehen. Wie gesegnet ist es, einen Heiligen zu hören, der genau in diesem Charakter seinen Glauben an Ihn bekennt und sich mit Vertrauen an Ihn und seine Worte des ewigen Lebens klammert! Wie gnädig, einen anderen zu hören, der die Kindlein der Familie Gottes mit dem Gedanken tröstet, dass sie die Salbung von dem Heiligen empfangen haben und alle Dinge wissen!
Antichristen mochten aus der Mitte derer ausgehen, die den Namen Christi trugen, aber sie waren nicht von der Familie Gottes: Wenn sie es gewesen wären, wären sie sicher geblieben, wie Petrus hier, wie Judas nicht, als die letzte Krise kam. Ob zuerst oder zuletzt, sie gingen hinaus, damit sie offenbar werden, dass keiner „von uns“ – von der Familie Gottes ‒ ist. Für die Kinder Gottes ist der Heilige die Quelle aller Freude und allen Friedens, für die Ungläubigen die Quelle der Abscheu, für die Dämonen die Quelle des Schreckens. Die Kindlein tadeln den Stolz der bloßen ungläubigen menschlichen Intelligenz, die den Vater und den Sohn, ja, dass Jesus der Christus ist, leugnet und sich von dem entfernt, der allein Leben hat und es jedem Gläubigen gibt. So ist es im Evangelium wie in dem Brief.
Aber wir sehen hier auch den gewaltigen Augenblick des Wandelns mit Ihm, der offenen Identifikation mit Ihm auf diese Weise vor den Menschen wie auch vor Gott, und auch die Gefahr und das Verderben des Weggehens. Der Glaube, wie wichtig er auch sein mag, ist nicht alles: man muss mit Ihm hier auf der Erde wandeln. Wo sonst gibt es Worte des ewigen Lebens? Ohne Ihn mag man Religion, Philosophie, gegenwärtige Bequemlichkeit oder Ehre und Macht finden. Mit Ihm sind diejenigen, die an die Wertschätzung des Vaters für den Sohn denken und für die Ewigkeit handeln.
Doch auch das Amt eines Apostels, wie der Herr hier zeigt, gibt keinen sicheren Grund, auf den man bauen kann – nichts als sich selbst. So lässt sein hochgeehrter Diener die Korinther (die zu sehr in die Gaben verliebt sind) wissen, dass er zwar anderen predigen könne, aber, wenn er seinen Leib nicht in Knechtschaft halten würde, selbst ein Verworfener werden würde (1Kor 9,27). Der Sohn des Menschen, in Leben und Tod durch den Glauben angeeignet, sichert allein das ewige Leben jetzt und die Auferstehung am letzten Tag.