Behandelter Abschnitt Hag 2,10-14
Dann folgt eine weitere Botschaft, aber hier eine moralische Belehrung; und wir sind am besten in der Lage zu beurteilen, was moralisch ist, wenn wir den Herrn selbst vor uns haben. Dies ist, wie ich glaube, in den vorhergehenden Versen geschehen; eine weitere, aber heilsame Ermahnung folgt in den Versen 10–19:
Am Vierundzwanzigsten des neunten Monats, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Haggai, indem er sprach: So spricht der Herr der Heerscharen: Frage doch die Priester über das Gesetz und sprich: Siehe, wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, wird es heilig werden? Und die Priester antworteten und sprachen: Nein. Und Haggai sprach: Wenn ein wegen einer Leiche Verunreinigter dies alles berührt, wird es unrein werden? (2,10‒13a).
Die Antwort war nicht minder eindeutig zu bejahen. Wer verunreinigt ist, überträgt die Verunreinigung.
Und die Priester antworteten und sprachen: Es wird unrein werden. Da antwortete Haggai und sprach: So ist dieses Volk und so diese Nation vor mir, spricht der Herr, und so ist alles Tun ihrer Hände; und was sie dort darbringen, ist unrein (2,13b.14).
Wie mit dem unreinen Zustand eines Menschen, so verunreinigte das Volk Israel alles, was sie berührten. Alle Werke und Opfergaben sind unrein. Es muss eine persönliche Reinheit geben, bevor man richtig handeln oder opfern kann.
Wer kann übersehen, dass dies sehr zutreffend auf die heutigen Tage ist? Die allgemeine Vorstellung ist, dass man die Welt reinigen kann, indem man in sie hineingeht und mit ihr verkehrt; stattdessen kommt man nicht umhin, selbst unrein zu werden. Die Anweisung an den Christen ist nun, sich von jedem Gefäß der Unehre zu reinigen und der Gerechtigkeit und dem Frieden mit denen zu folgen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen (2Tim 2). Es gibt kein heilsameres Wort für den Christen in der gegenwärtigen Verwirrung der Christenheit. Dort haben wir jede Art von Fallstricken und Prüfungen – sowohl die negativen als auch die positiven. Negativ sind wir verpflichtet, uns von dem zu trennen, was den Herrn entehrt. Positiv sind wir verpflichtet, dem zu folgen, was gut ist, nach seinem Willen, zusammen mit denen, die seine Herrlichkeit und seinen Willen im Herzen haben. Isolation ist falsch; aber sich von dem zu trennen, was in den Augen des Herrn böse ist, ist eine zwingende Pflicht für den Christen: sich zu trennen, um sich nach Gottes Wort mit denen zu vereinen, die ihn mit reinem Herzen anrufen. Die heutige Vorstellung, dass man dem Bösen nützen oder es beseitigen kann, indem man sich damit verbindet, ist nicht nur ein Trugschluss, der in Enttäuschung enden wird, wenn nicht sogar dazu führt, dass man dorthin gezogen wird, wo man es nicht vermutet; sondern das Prinzip an sich ist wirklich nichts anderes als das Aufgeben Gottes. Es ist ein praktischer Verzicht auf seine Heiligkeit und auf unsere Verpflichtung, so zu wandeln, wie Christus gewandelt ist, unter dem Vorwand, Gutes zu tun. Was könnte verderblicher sein?