Behandelter Abschnitt Hag 1,1-2
Der Prophet Haggai ist der erste der Propheten, die auf die Gefangenschaft folgten. Sein Zeugnis ist von großer Schlichtheit. Dennoch werden wir den Geist Christi in ihm so entschieden wirken sehen wie in jedem anderen mit besonderer Deutlichkeit. Er legt Zeugnis von der zukünftigen Herrlichkeit des Herrn Jesus ab; gleichzeitig befasst sich keiner gründlicher mit dem tatsächlichen Zustand des Überrests, der aus Babylon zurückgekehrt war.
Im zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat, am ersten Tag des Monats, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai an Serubbabel, den Sohn Schealtiels, den Statthalter von Juda, und an Josua, den Sohn Jozadaks, den Hohenpriester, indem er sprach: So spricht der Herr der Heerscharen und sagt: Dieses Volk spricht: Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit, dass das Haus des Herrn gebaut werde (1,1.2).
Das ist keine ungewöhnliche Entschuldigung – ein Mangel an Sorge um die Herrlichkeit des Herrn, unter dem Vorwand, dass die Zeit nicht gekommen ist. Wir finden jetzt genau denselben Vorwand, denselben Missbrauch des Kommens des Herrn Jesus – die Ausrede, dass, weil die Zeit für die Herrlichkeit nicht gekommen ist, um die Dinge durch göttliche Macht in Ordnung zu bringen, wir deshalb der moralischen Verwirrung und den Unregelmäßigkeiten und dem Abweichen vom Willen Gottes, die im gegenwärtigen Augenblick zu finden sind, leicht nachgeben können.
Wieder ist es eine unvermeidliche Alternative, dass wir uns entweder mit den Dingen des Herrn oder mit unseren eigenen beschäftigen müssen. Der Apostel hielt es für nötig, diese Wurzel des Übels zu benennen, als er an eine Versammlung schrieb, die mehr als gewöhnlich energisch und dem Wort unterworfen war, nämlich die Versammlung in Philippi. Dort gab es solche, die offenbar machten – was leider überall ein allzu häufiges Symptom unter Christen ist, dass sie kein Herz für die Dinge der anderen, für die Dinge Jesu Christi hatten. Es war so, wie er schrieb: Alle suchten ihre eigenen Dinge. Vor diesem Hintergrund zeigt der Apostel, dass der Tag Christi, wenn er richtig verstanden und angewandt wird, eine mächtige gegenteilige Wirkung hat, indem er schonungslos mit der Selbstsucht unserer Herzen umgeht, so dass das Licht jenes Tages direkt auf das geworfen wird, was den heutigen Tag beschäftigt.