Behandelter Abschnitt Hag 1,3-4
Haggai tut genau dasselbe. Es gibt niemanden, der die Pflicht des Israeliten für die Gegenwart deutlicher herausstellt, aber auch niemanden, der uns das Licht des kommenden Königreichs des Herrn beständiger vor Augen stellt. Man soll sie nicht gegeneinander ausspiele; sondern im Gegenteil, je mehr wir glauben, dass Er kommt, desto entschiedener werden wir darauf bedacht sein, dass jetzt nichts mit seinem Kommen im Widerspruch steht. Als sie also sagten: „Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit, dass das Haus des Herrn gebaut werde“, kam das Wort der Herrn durch den Propheten (V. 3), der sagte:
Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt? (1,4).
Darin lag ganz sicher eine schmerzliche Vergessenheit der Herrlichkeit des Herrn; und es war umso schmerzlicher, weil sie besser angefangen hatten. Es war nicht immer so mit dem Überrest gewesen.
Esra ist stark mit unserem Propheten verbunden; denn sein Buch ist eine Geschichte, die den Tempel zum Mittelpunkt hat, so wie Haggai offensichtlich genau denselben Mittelpunkt hat – das Haus des Herrn. Nehemia beschäftigte sich, wie es natürlich war, am meisten mit der Stadt und dem allgemeinen Zustand des Volkes. Im Buch Esra wird uns berichtet, wie der Überrest zurückkehrte. Zuerst errichteten sie den Altar an seiner Stätte. In Esra 3 lesen wir: „Und sie richteten den Altar auf an seiner Stätte, denn Furcht war auf ihnen vor den Völkern der Länder“ (V. 3a). Das ist außerordentlich schön. Die Wirkung der Furcht auf eine gottesfürchtigen Gesinnung war nicht, dass sie versuchten, sich mit menschlichen Mitteln zu beschützen, sondern dass sich ihr Herz dem Herrn und dem Altar seines Wohlgefallens zuwandte, das sie durch seine Mittel genossen. Ihr erster Gedanke war der Herr; sie brachten ihn zwischen sich und ihre Schwierigkeiten mit dem Feind. „Und sie opferten auf ihm Brandopfer dem Herrn, die Morgen- und Abend-Brandopfer. Und sie feierten das Laubhüttenfest, wie es vorgeschrieben ist; und sie opferten Brandopfer Tag für Tag, nach der Zahl, nach der Vorschrift, das Tägliche an seinem Tag; und danach das beständige Brandopfer und diejenigen der Neumonde und aller geheiligten Feste des Herrn, und die Brandopfer eines jeden, der dem Herrn eine freiwillige Gabe brachte. Am ersten Tag des siebten Monats fingen sie an, dem Herrn Brandopfer zu opfern“ (Esra 3,3b-6a). Das war umso bemerkenswerter, weil „der Grund des Tempels des Herrn noch nicht gelegt war“ (V. 6b).
Es gab also einen guten Vorwand für die Verzögerung, wenn ihr Herz nicht auf Ihn gerichtet war. Oh, wenn sie nur so weitergemacht hätten! Aber es ist nichts Ungewöhnliches, im Geist zu beginnen und im Fleisch zu vollenden. Genau das geschah mit dem Überrest Israels. Dennoch gab es den Anfang im Geist. Haggai wirft ihnen vor, dass sie jedenfalls im Fleisch weitermachten. Sie wandelten nicht nach ihrem strahlenden Anfang. Nachdem sie dem Herrn auf dem Altar geopfert hatten, ließen sie ihre Sorge um den Tempel des Herrn hinter sich und beschäftigten sich mit ihren eigenen Dingen. Entsprechend zeigt ihnen der Prophet nun, was das Ergebnis war. Wo war der Segen oder die Ehre in ihren Angelegenheiten? War es so, dass aufgrund der Schwierigkeiten des Weges Entmutigungen eintraten?
Nicht einfach so. Das war wahr; aber sie waren auch damit beschäftigt, sich in der Welt einzurichten. Diese beiden Dinge gehen ständig zusammen. Solange sie auf den Herrn blickten, fanden sie Segen und Sicherheit; doch sobald der Herr nicht mehr vor ihren Augen war, traten nicht nur die Widersacher in den Vordergrund, sondern hatten sie auch plausible Gründe, sich niederzulassen. Der Altar war ein bewundernswertes Zeugnis für ihren Glauben. Bevor der Tempel gebaut wurde und während er gebaut wurde, wurde der Altar zuerst einmal an seiner Stätte errichtet. Das war ein schönes Kennzeichen der zurückgekehrten Juden; doch die geistliche Kraft ging nicht entsprechend weiter.
Sie ließen es zu, dass der Altar sozusagen ein Ersatz für den Tempel war. Angenommen, die Menschen zeigten eine Bereitschaft und einen Eifer, aus den bloßen Formen der Menschen herauszutreten, um sich im Namen des Herrn zu versammeln, wenn dies zur Hauptsache gemacht würde und sie dabei blieben, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, weiterzugehen, um die eindeutige Lehre des Geistes und den Willen des Herrn kennenzulernen oder Gott Raum zu geben, nach seinem eigenen Wort zu handeln, dann würde es genau dieser Sache entsprechen, nämlich Zufriedenheit mit der bloßen Tatsache, dass sie als Jünger zusammenkommen konnten.
Es gibt eine ständige Tendenz bei vielen Menschen, sich in dieser Endgültigkeit einzurichten, nicht auf den Namen des Herrn zu vertrauen, der die Tür für alles, was von Gott ist, offenhalten würde, sondern auf ihr Zusammenkommen als Christen, was an sich zu einer gewissen Laschheit führt. Denn dann wird nicht die Frage nach dem Zustand oder nach der Verherrlichung des Herrn aufgeworfen. Was die Gläubigen nicht in Bezug auf Christus bewegt, ist ein trauriger Trost. Sich einfach als Jünger zu versammeln, mag eine Erleichterung sein, um sich von dem zu trennen, was tatsächlich schlecht ist und von Gottes Wort völlig verurteilt wird; aber alles Negative oder das, was hinter der Herrlichkeit Gottes zurückbleibt, sollte die den Gläubigen, der durch die Gnade erneuert ist, niemals zufriedenstellen.
Obwohl der Altar also an seinem Ort und zu seiner Zeit wichtig war, war er doch, da er besonders mit einem Israeliten verbunden war, anfällig dafür, dass man sich darauf ausruhte und er so zu einem Hindernis wurde. Er war zweifellos der Altar des Herrn, aber er war es in Bezug auf sie selbst, da er nur in Verbindung zu ihren ersten Bedürfnissen stand. Es wird nicht geleugnet, dass dies alles ganz richtig ist; und es ist eine glückliche Sache, Gläubige zu sehen, die es ernstmeinen und mit ihrem wirklichen Bedürfnis beginnen. Es gibt nichts Gefährlicheres, als nach etwas Großem zu streben, wenn wir die Tiefe unserer Bedürfnisse spüren sollten. Gleichzeitig wird derselbe Glaube, der sich dem Gefühl unserer wahren Bedürfnisse beugt, die Gott durchaus sieht, niemals dort ruhen, sondern wird weitergehen, angezogen und ermutigt durch die Gnade Gottes, an das zu denken, was seiner Herrlichkeit entspricht. Das ist es, was der Überrest hätte tun sollen.
Die Tatsache, dass Gott gnädig war, ihnen den Altar zu gewähren, der das erste Bedürfnis eines Israeliten war, auf dem er seine Brandopfer darbringen und vom Herrn angenommen werden würde, hätte sie aufmuntern sollen, nichts unversucht zu lassen, sondern trotz aller Schwierigkeiten fleißig zu arbeiten, bis der Tempel des Herrn vollendet war. Sie taten das aber nicht. Und die Folge dieser Lethargie, dieser Zufriedenheit mit dem, was gerade ihre ersten Bedürfnisse befriedigte und nicht mehr, und sich dann umzuwenden, um für sich selbst und ihre eigenen Häuser zu sorgen, war, dass der Herr den Mut der Widersacher stärkte, die mit eifersüchtigen Augen zusahen, sich bei ihnen einmischten und ihre persischen Herren wirksam gegen sie aufzuhetzen suchten.