Behandelter Abschnitt 3Mo 3
Das „Friedensopfer“ in diesem Kapitel könnte missverständlich sein. Die in der Authorized Version verwendete Formulierung gibt die Bedeutung nicht vollständig wieder, so scheint es mir zumindest. Der eigentliche Gedanke dahinter ist ein Fest- oder Gemeinschaftsopfer. Es geht nicht nur um das Wort, sondern um die Wahrheit, die damit gemeint ist. In keiner Weise deutet es auf das Mittel hin, um für einen Sünder Frieden mit Gott zu bewirken, obwohl es, wie im Plural, Dinge andeuten kann, die mit dem Frieden zu tun haben, von denen Gemeinschaft und Danksagung die wichtigsten sind. Der Grund des Friedens für uns, der im Blut des Kreuzes liegt, der so natürlich von der gewöhnlichen Wiedergabe suggeriert wird, ist das, wovor man Menschen bewahren möchte: Es könnte nur in die Irre führen. Der Gedanke scheint ein Festopfer zu sein. Nicht alle Teile werden Gott dargebracht (Christus gibt sich Gott hin bis zu seinem Tod); auch hat nicht nur Gott seinen Anteil, sondern auch die priesterliche Familie hat den ihren (Christus gibt sich in seinem Leben hin); sondern Christus ist zugleich Mittel und Inhalt der Gemeinschaft. Es folgt daher mit Recht den beiden Opfern des lieblichen Geruchs – dem Ganzopfer und der Opfergabe; es nähert sich dem ersteren, indem es den Tod Christi voraussetzt; es ähnelt Letzterem, übertrifft es aber, indem ein Teil für Gott ist und auch ein Teil für den Menschen. Es war also vor allem das, was alle, die daran teilnahmen, in Freude, Dank und Lob vereinte. Daher ist die Gemeinschaft Gottes, dem Priester, dem Opfernden und seiner Familie, der Eindruck, der darauf eingraviert ist. Wir brauchen jetzt nicht mehr Details vorwegzunehmen, da wir im Gesetz des Friedensopfers die eben erwähnten Einzelheiten finden.
Für das Opfer selbst genügen ein paar Worte. Das Opfer aus der Herde war nicht unbedingt ein Männliches. Dieses vollkommenere Bild Christi wurde hier nicht wie beim Brandopfer gesucht. Das Festopfer geht mehr auf den Menschen und seine Teilhabe an Christus zurück. Dennoch muss das Opfer unbefleckt sein. Auch hier wie anderswo sprengen die Priester allein das Blut, obwohl jeder das Tier schlachten konnte. Wir finden hier, dass der Nachdruck darauf gelegt wird, dass die Eingeweide Gott geopfert werden: „das Fett, das das Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das am Eingeweide ist“ (V. 3). Einige Ausdrücke bringen dies sehr stark zum Ausdruck, wie: „Es ist eine Speise des Feueropfers dem Herrn“ (V. 11). „Und der Priester soll es auf dem Altar räuchern: Es ist eine Speise des Feueropfers zum lieblichen Geruch; alles Fett gehört dem Herrn“ (V. 16). Das Fett und das Blut wurden ausschließlich für Ihn bestimmt, und zwar in dem Opfer, das ansonsten die Gemeinschaft der anderen mit Ihm zeigt. Was hat das zu bedeuten? Und warum wird der Darbringung des Fettes eine solche Bedeutung beigemessen? Denn über das Blut brauche ich hier nicht mehr zu sagen. Wo etwas krank oder schlecht ist, ist das Fett das erste, das es verrät. Wo ein völlig falscher Zustand besteht, wird die Energie des Bösen durch den Zustand des Fettes angezeigt. Wo alles gut und gesund war, zeigt das Fett, dass alles dem normalen Zustand entsprach. Auf der einen Seite war es ein Zeichen des Gedeihens bei den Gerechten, auf der anderen Seite jedoch ein Zeichen des selbstgefälligen Bösen bei den Bösen. Daher wissen wir sehr wohl, wie Mose bei der Beschreibung Israels als ein stolzes und eigenwilliges Volk genau dieses Symbol als Beweis ihrer Energie im Bösen verwendete. Sie wurden fett und schlugen aus (5Mo 32,15). Es war das Böse, das in seinem Willen und seinen Auswirkungen ungezügelt war, und das bedeutete das schärfte Gerichtsurteil über das Volk Israel. Bei unserem gesegneten Herrn war es die Energie, die in den ständigen Aufgaben, seinem Vater mit Freude des Herzens zu gehorchen, aufging. „Weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29).
Hier finden wir also unsere Gemeinschaft in Christus selbst, dessen ganze Kraft der Hingabe und Selbstaufopferung für Gott war; und hier ist die Grundlage und die Gemeinschaft, denn das war es, was der Vater dort schmeckte und woran wir uns erfreuen sollten. Das Fett und das Blut sind sein „Brot“, wie der Prophet sagt – das Blut, das Aarons Söhne ringsum an den Altar sprengten, und das Fett und die Innereien, die dort sorgfältig verbrannt wurden. „Alles Fett gehört dem Herrn. Eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern in allen euren Wohnsitzen: Alles Fett und alles Blut sollt ihr nicht essen“ (V. 17).
Abgesehen von diesem Anspruch diente das Friedensopfer der Gemeinschaft in Freude, keineswegs der Sühnung. Es war ein Dankopfer. Es war nicht für Aaron und seine Söhne wie das Mincha oder das Speisopfer, sondern für die gemeinsame Freude aller, die daran teilnahmen, der Herr, der Priester, der Opfernde und seine Gäste. Aber der Anteil des Herrn sollte auf dem Brandopfer verbrannt werden; so wurde die Verbindung bei einer Gelegenheit der Freude mit jener tiefsten Darstellung des Gehorsams Christi bis zum Tod deutlich.