Behandelter Abschnitt 3Mo 2
Im Speiseopfer findet sich ein ganz anderer Gedanke. Da geht es überhaupt nicht um Sühnung. Es war wirklich die beste Speise, die dem Herrn geopfert wurde, Getreide und Öl, nicht ohne Salz, wie wir später sehen. Aber es diente auch als Speise für die Priester, neben dem Gedächtnisteil für dem Herrn und dem ganzen Weihrauch. Der Opfernde oder seine Freunde bekamen nichts. Hier ist es gut zu bedenken, dass das Wort „Fleisch“ einen falschen Eindruck vermitteln könnte. Diese Wiedergabe von mincha, die heute möglicherweise veraltet ist, scheint etwas fehlerhaft zu sein, da es sich um eine Opfergabe handelt, die ohne Blut war, das heißt um etwas, das niemals tierisches Leben besaß.
Das Brandopfer und das Speisopfer stehen also in deutlichem Gegensatz zueinander. Das eigentliche Wesen des Brandopfers ist die völlige Hingabe des Lebens an Gott. Dazu war kein Mensch außer einer göttlichen Person fähig. Und weil Jesus dazu fähig war, ist der Wert seines selbstaufopfernden Todes am Kreuz unendlich. Im Speiseopfer wird der Herr in erster Linie als ein Mensch gesehen, der auf der Erde lebt. Dass es keinen Gedanken an den Tod gibt, sondern an das Gott geweihte Leben, ist die allgemeine Wahrheit des Speisopfers.
Daher gilt: „Und wenn jemand dem Herrn die Opfergabe eines Speisopfers darbringen will, so soll seine Opfergabe Feinmehl sein; und er soll Öl darauf gießen und Weihrauch darauf legen“ (V. 1). Es ist einfach das schöne Sinnbild für Christus als Mensch in dieser Welt. Seine Menschheit wird durch das Feinmehl dargestellt, und das Öl ist ein Bild der Kraft des Heiligen Geistes (die in der Schrift von seiner Empfängnis an so dargestellt wird), das auf das Mehl gegossen wird. Der Weihrauch bildet seinen stets wohlgefälligen Geruch vor, der ständig zu Gott emporstieg. All das wurde zu den Priestern gebracht, von denen einer eine Handvoll wegnahm. „Und er soll es zu den Söhnen Aarons, den Priestern, bringen; und er nehme davon seine Hand voll, von seinem Feinmehl und von seinem Öl samt all seinem Weihrauch, und der Priester räuchere das Gedächtnisteil davon auf dem Altar: Es ist ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn. Und das Übrige vom Speisopfer soll für Aaron und für seine Söhne sein“ (V. 2.3). Darin sehen wir einen weiteren deutlichen Unterschied zum Brandopfer, das als Ganzes zu Gott emporstieg, oder in seiner niedrigsten Form konnte ein Teil weggeworfen werden; aber alles, was dargebracht wurde, war allein für Gott bestimmt. Beim Speisopfer war das nicht so. Ein Teil davon bekam die priesterliche Familie, also Aaron und seine Söhne.
So haben wir hier nicht die Hingabe bis zum Tod, sondern vielmehr im Leben – der Heilige, der absolut Gott geweiht war, in dem die Kraft des Heiligen Geistes jeden Gedanken und jedes Empfinden formte, und dies als ein Mensch hier auf der Erde in all seinen Wegen und Worten betrachtet. Von diesem Speisopfer hat nicht nur Gott seinen Anteil, sondern im Vorbild auch wir. Aaron und seine Söhne bilden den Herrn Jesus und die vor, die Er zu Priestern gemacht hat: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut“ und uns nicht nur zu Königen, sondern zu „Priestern seinem Gott“ gemacht hat (Off 1,5.6). Offensichtlich haben wir also in Christus und den Christen das Gegenbild Aarons und seiner Söhne. Nun haben wir das Recht, uns an dem zu erfreuen, was Jesus hier auf der Erde war; und sicherlich wäre es ein großer und nicht wiedergutzumachender Verlust, wenn ein Christ sagen oder denken würde, dass er so nichts mit Christus zu tun hätte. Er braucht zwar den Tod des hochgepriesenen Herrn, hat aber keinen besonderen Anteil an Ihm, wie Er hier auf der Erde für Gott lebte. Es ist gut, denen das zu verübeln, die den Wert der Leiden Christi geringschätzen oder ignorieren; wir müssen uns vor diesem Irrtum auf der anderen Seite hüten. Warum ein so geringes Maß? Warum eine solche Nachlässigkeit? Ihr, die ihr durch die Gnade Priester Gottes seid, ihr solltet wenigstens das wertschätzen, was so deutlich als euer Anteil und eure rechte Nahrung vorgestellt wird. Ist es nicht das elende Wirken des Unglaubens, ähnlich im Prinzip, wenn auch entgegengesetzt in der Form, zu dem, was wir schon bemerkt haben: Das Herz erhebt sich nur in schwachem Maß über das Empfinden der Sünden! Und danach werden alle Sünden nur schwach empfunden. Gott möchte uns Gemeinschaft mit sich in Christus schenken, in allem, was Er ist.
Die erste Darbringung ist einfach die Opfergabe in ihren Bestandteilen, die Christus als lebenden Menschen darstellt, seine Natur in der Kraft des Geistes mit jeder Gnade, die Gott ohne Zurückhalten oder Einschränkung angeboten wird (V 1–3).
Der zweite Teil (V. 4–10) unterscheidet zwischen dem Einmengen und der Salbung mit Öl – Heiligkeit in der Natur und Kraft zum Dienst. Denn es gibt verschiedene Formen, von denen man wohl sprechen kann. „Und wenn du als Opfergabe eines Speisopfers ein Ofengebäck darbringen willst“, und wiederum „ein Speisopfer in der Pfanne“. Im letzteren Fall wurde die Opfergabe in Stücke gebrochen, dann wurde das Öl darauf gegossen, da es vor dem Zerteilen mit Öl vermischt worden war. So kannte Jesus, der nicht nur vom Geist gezeugt wurde, diese Prüfung bis zum Äußersten; und sein Leiden im Gehorsam zeigte die Kraft des Geistes in jeder Pein am deutlichsten, als Er – wie kein anderer – Ablehnung, Verlassenheit, Verleugnung, Verrat, ganz zu schweigen von der Schmach des Kreuzes, erlebte. Das Zerbrechen aller Hoffnungen und Aussichten, das Ihn am Ende ereilte, offenbarte seine Vollkommenheit der geistlichen Kraft nur in einer inneren Weise und in der geringsten Einzelheit. Sicherlich ist dies nicht eine bloße Abbildung ohne Bedeutung: Es gibt nichts Vergebliches in der Bibel. Es steht uns nicht zu, uns anzumaßen oder unser Maß zu überschreiten, aber wir dürfen zumindest mit dem ernsthaften Wunsch suchen, zu verstehen, was Gott geschrieben hat.
Ich gehe also davon aus, dass wir im ersten Teil den einfachen vorbildlichen Ausdruck der Natur unseres Herrn Jesus als Mensch haben. Im zweiten Teil des Opfers, das im Ofen, in der Pfanne und im Napf gebacken wird, sehen wir den Herrn als Menschen, der verschiedenen Phasen schwerer Prüfungen ausgesetzt ist. Der Ofen deutet auf eine Prüfung hin, die auf eine Art und Weise angewandt wird, von der der Mensch nicht unbedingt Zeuge sein kann. Der Ofen stellt nicht so sehr die öffentliche Kundgebung dar; die Pfanne schon. Wenn die Pfanne das bedeutet, was anderen sichtbar war, was ich hier als ihre Kraft annehme, ist die Napf1 nur eine andere Form desselben Prinzips, wobei der Unterschied in der Intensität liegt. So haben wir ein geheime Prüfung, eine öffentliche Prüfung, und dies bis zum Äußersten. Der Herr Jesus wurde in verschiedenen Formen auf jede mögliche Weise erprobt. Feuer ist immer das Sinnbild für die prüfende Heiligkeit Gottes; und der Herr Jesus, das ist nicht zu viel gesagt, wurde auf jede Art und Weise auf die Probe gestellt. Was war das Ergebnis? Seine Vortrefflichkeit wurde mehr denn je gezeigt – die Offenbarung der Vollkommenheit, und von nichts anderem. Diese Vollkommenheit wurde allein in Ihm gefunden.
Es gibt noch einen weiteren Punkt, der hier mit Gewinn bemerkt werden kann: Der Geist Gottes erwähnt ausdrücklich, dass dieses Speisopfer ein „Hochheiliges von den Feueropfer des Herrn“ ist. Es gibt noch ein anderes Opfer, von dem gesagt wird, dass es hochheilig ist. Diese bemerkenswerte Formulierung wendet der Geist Gottes in zwei der vier Fällen an. Er wird nicht nur für das Speisopfer verwendet, das sein Leben als Mensch hier auf der Erde darstellt, also genau die Sache, in der der Mensch einen Makel zu vermuten wagte; aber beim Sündopfer kommt derselbe Ausdruck wieder vor – genau die Gelegenheit, bei der der Mensch, wenn überhaupt, den Verdacht gehabt hätte, die Vollkommenheit seiner Herrlichkeit zu besudeln. Er war auf der einen Seite so wirklich Mensch, wie Er auf der anderen Seite unsere Sünden trug. Nichts scheint daher die völlige Fürsorge des Heiligen Geistes für die Herrlichkeit Christi zu übertreffen. Denn bei dem Opfer für die Sünden, wo der Mensch sich Ihn in irgendeiner Weise erniedrigt vorstellen würde, achtet Er am meisten darauf, zu zeigen, dass es „eine hochheilige Sache“ ist. Oder wiederum, wenn der Mensch einen Makel in seinem Menschsein vermutet, ist das Wort des Geistes, der immer eifrig ist, Ihn zu verherrlichen, hochheilig. Wenn das goldene Blech auf der Stirn des Hohenpriesters die Heiligkeit für den Herrn anzeigte, so ist nicht weniger der Stempel hochheilig von Gott genau dort angebracht, wo der Mensch seinem Verstand erlaubt hat, zur Entehrung Christi als Mensch und als Opfer für unsere Sünden zu spekulieren.
Auch beim Speisopfer sind weitere Merkmale zu beachten, bevor wir weitergehen (V. 11). Der Sauerteig, das bekannte Bild für die Sünde in uns, sollte unbedingt davon ausgeschlossen werden. Es war keine Sünde in Ihm (1Joh 3,5), Er kannte keine Sünde (2Kor 5,21). Wiederum gab es das Verbot von jeglichem Honig. Es bedeutet eine Sache, die angenehm und nicht falsch ist, aber unpassend, Gott dargebracht zu werden. Es kann keinen feineren Beweis für das Fehlen einer nur natürlichen Süßigkeit in Christus geben als die Art und Weise, wie Er sich sogar gegenüber seiner Mutter verhielt; denn die Schrift hat es nicht vergeblich aufgezeichnet, dass sie unseren Herrn um etwas bat, aber ihre Bitte wurde nicht erhört. Er kam, um den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und um sein Werk zu vollbringen. Als Kind ordnete Er sich Joseph und Maria unter; für Ihn, als Er in den Dienst Gottes eintrat, wäre es gewesen, Honig mit dem Speisopfer zu mischen, wenn Er ihre Bitte erhört hätte. Welch eine Vorwegnahme und in der Tat eine Zurechtweisung für den eitlen Aberglauben der Menschen, die Maria zum Hauptmittel des Zugangs zu Gott machen wollten, indem sie seinen Sohn beeinflussten! Er war vollkommen. Er kam nicht, um auch nur die liebenswerte Seite der menschlichen Natur zu befriedigen. Er kam, um den Willen Gottes zu tun. Das tat Er, und die Opfergabe des Speiseopfers zeigt das. Da war die Salbung des Geistes, nicht Sauerteig, und das Salz des Bundes (V. 13), nicht Honig. Das schloss, wie uns gesagt wird, nicht aus, dass man als Erstlingsfrüchte Honig oder sogar mit Sauerteig gebackene Brote opferte (wenn auch in diesem Fall mit einem begleitenden Sündopfer, 3Mo 23); aber sie konnten nicht auf dem Altar dargebracht werden, da sie nicht zum lieblichen Geruch waren (V. 12).
Das Speisopfer der ersten Früchte, das Christus in den Versen 14–16 vorschattet, muss sorgfältig von dem unterschieden werden, was die christliche Versammlung darstellt. In 3. Mose 23 haben wir zuerst die Webegarbe, die am Morgen des Sabbats nach dem Passah geopfert wurde, wo es kein Sündopfer gab, sondern ein Brandopfer, Speis- und Trankopfer; und dann, als Pfingsten gekommen war, wurde das neue Opfer von zwei Webe-Broten, dargebracht, aber nicht auf dem Altar verbrannt, allerdings mit einem Ziegenbock für die Sünde, aber auch mit allen anderen Opfern. Denn was konnte jetzt noch fehlen? In Kapitel 2,14–16 scheint jedoch im Unterschied zu Vers 13 nur Christus in den zarten, vom Feuer gerösteten Getreideähren dargestellt zu werden – Getreide, das aus vollen Ähren (oder auf fruchtbaren Feldern) reift. Öl und Weihrauch wurden ordnungsgemäß hinzugefügt, und der Priester lässt das Gedächtnis in Wohlgeruch emporsteigen: ein Feueropfer für den Herrn.
1 Ich weiß nicht, ob einige mit ausreichendem Grund marcheshet mit „kochender Topf“ übersetzen würden. Zweifellos diente bei den Armen ein einziger Topf mehr als einem Zweck. Sicherlich scheint es um einen großen Topf oder Kessel zu gehen. Wenn hier das Kochen gemeint ist, dann haben wir zuerst die ungekochten Elemente (V. 1–3), die Christus in seiner Natur als Gott geweiht und durch das Feuer der Prüfung voll und ganz erprobt versinnbildlichen; als nächstes (V. 4–7) die drei Fälle, in denen das Opfer zubereitet wurde, ob gebacken, gebraten oder gekocht, was den gepriesenen Herrn als konkreten Menschen hier unten darstellt, der, wie wir gesehen haben, auf jede erdenkliche Weise erprobt wurde, aber in allem war Er ein lieblicher Geruch für Gott.↩︎