In Vers 27 kommt die Schlussszene.
Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden (9,27).
Es ist nicht der Bund. Das kleine Wort der hat viele in die Irre geführt. Es ist ein, oder die Idee ist eher allgemein und bedeutet den Bund bestätigen. Wenn man der Bund liest, ist der Leser sofort geneigt zu folgern, dass „der Fürst“ der Messias ist, und dass er seinen Bund bestätigen wird. Aber die Stelle lautet: „Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche.“ Zweifellos brachte der Messias das Blut des neuen Bundes ein; aber ist das hier gemeint? Es setzt voraus, dass die Verwüstungen die ganze Zeit über andauert, und dass danach das Ende des Zeitalters kommt, das die 70. Woche einschließt oder in ihr stattfindet. Der Tod des Messias fand vor langer Zeit statt; die Zerstörung Jerusalems dreißig oder vierzig Jahre danach. Danach folgte eine lange Zeitspanne von Verwüstungen und Kriegen in Verbindung mit Jerusalem. Nach alledem ist wieder von einem Bund die Rede. Wir müssen also den Abschnitt untersuchen, um zu sehen, wer es ist, der diesen Bund schließt. Es werden zwei Personen erwähnt. In Vers 25 ist es der Messias, der Fürst; aber Er ist gekommen und wurde weggetan. In Vers 26 ist da „das Volk des kommenden Fürsten“. Auf diesen zukünftigen römischen Fürst spielt Vers 27 an. Er ist es, der den Bund mit den Vielen schließen wird, das heißt der Masse oder Mehrheit. Der Überrest wird keinen Anteil daran haben. Beachte, dass jetzt zum ersten Mal die 70. Woche vor uns kommt. „Und er wird einen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche.“
Nun frage ich die, die für die Annahme plädieren, dass Christus gemeint sei, welchen Sinn es hier gibt? Eine Woche kann nichts anderes bedeuten als einen Zeitraum von 7 Jahren. Wurde der neue Bund jemals für 7 Jahre geschlossen? Ein solcher Gedanke ist blanker Unsinn. Ist es nicht ganz klar, dass der Gedanke, dies als den Bund Christi zu interpretieren, absurd ist? Denn der von Christus geschlossene Bund ist ein ewiger Bund – dieser wird nur für 7 Jahre geschlossen. Wann und wie hat Christus einen Bund für 7 Jahre geschlossen? und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen (9,27b).
Ich bin mir bewusst, dass Menschen dies auch auf den Tod Christi anwenden. Aber der Tod Christi ist schon lange vor dem Beginn der 70. Woche geschehen; danach folgt die Verwüstungen Israels, und danach kommt ein anderer Fürst, der einen Bund für eine Woche schließt. Er, nicht Christus, schließt ihn mit ihnen für 7 Jahre. Aber in der Mitte der Frist setzt er ihrer Anbetung ein Ende. Zu dieser Zeit haben sie wieder Opfer und Gaben, und er lässt alles aufhören.
Aber haben wir nicht ein anderes Licht auf diese Passage? Lesen wir nur hier von einem solchen Bund und von der plötzlichen Beendigung der jüdischen Riten und Zeremonien durch einen bestimmten ausländischen Fürsten? Was den Bund betrifft, so heißt es, wenn wir uns auf Jesaja 28,15 beziehen: „Denn ihr sprecht: Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen und einen Vertrag mit dem Scheol gemacht: Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, wird sie an uns nicht kommen.“ Und in Vers 18: „Und euer Bund mit dem Tod wird zunichtewerden, und euer Vertrag mit dem Scheol nicht bestehen: Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, so werdet ihr von ihr zertreten werden.“ Ich habe keinen Zweifel daran, dass dies der Bund ist, auf den hier Bezug genommen wird. Und die Bedeutung wird noch durch etwas anderes bestätigt: nämlich dadurch, dass dieser römische Fürst, nachdem er einen bösen Bund mit dem jüdischen Volk geschlossen und dann ihre Opfer unterbrochen und den Götzendienst eingeführt hat (oder das, was in der Schrift „der Gräuel der Verwüstung“ genannt wird), das jüdische Ritual abbricht und einen Götzen aufstellt und sich selbst dort verehren lässt. Wenn offener Götzendienst in Verbindung mit dem Heiligtum steht, schickt Gott eine schreckliche Geißel über sie. Sie hatten gehofft, dem zu entgehen, indem sie einen Bund mit diesem Fürsten schlossen, von dem sie, wie es bei Jesaja heißt, glaubten, so von der überströmenden Geißel befreit zu werden, das heißt ich nehme an, vom König des Nordens, der das große Haupt der östlichen Mächte der Welt wird, die sich gegen die westlichen auflehnen. Die Masse der Juden wird einen Bund mit dem großen Fürsten des Westens schließen, der dann nominell ihr Freund sein wird. Und wenn die Hälfte der Zeit verstrichen ist, wird diese Persönlichkeit den Götzendienst einführen und ihn ihnen aufzwingen. Dann wird die endgültige Katastrophe für Israel kommen.
Die Beendigung der jüdischen Zeremonien hängt, wohlgemerkt, nicht nur von dieser Schriftstelle ab. In Kapitel 7 ist das kleine Horn der Herrscher des Westens oder „der kommende Fürst“.
Von ihm heißt es: „Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen der höchsten Örter vernichten; und er wird darauf sinnen, Zeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden“ (Dan 7,25). Beachte die Analogie zwischen dieser Aussage und dem, was wir hier haben. Was ist mit „eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit“ gemeint? Dreieinhalb Jahre, um sicher zu sein. Und was ist mit einer halben Woche gemeint? Genau derselbe Zeitraum. Mitten in der Zeit, für die der Bund mit Israel geschlossen wurde, wird er ihre Anbetung verbieten und alle ihre jüdischen Zeremonien in seine eigenen Hände nehmen. Auch wird er ihnen nicht erlauben, ihre Feste zu feiern. „... sie werden ... in seine Hand gegeben werden“ – das heißt, die jüdischen Zeiten und Gesetze. Dann wird Gott wird die jüdische Anbetung dargebracht werden; und deshalb wird Er sie nicht darin bewahren. Er wird diesen Mann seinen eigenen Weg gehen lassen, der, obwohl er einen Bund mit Israel als Freund geschlossen hat, diesen brechen und durch den Götzendienst ersetzen wird. Dann wird die überströmende Flut kommen. „und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“.
Aber ich bin gezwungen, eine andere und korrektere Darstellung der folgenden Worte zu behaupten. Die englischen Übersetzer waren sich sehr unsicher bezüglich der wahren Bedeutung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, es zu verstehen, aber die wörtliche Version ist diese: "Und für (oder wegen) der Flügel der Gräuel, ein Verwüster."
Das heißt, weil er die Götzen unter seinen Schutz genommen hat, wird es einen Verwüster geben, nämlich die überströmende Flut oder den Assyrer. „Der kommende Fürst“ wird Jerusalem nicht verwüsten. Zu dieser Zeit hat er einen Bund mit ihnen geschlossen; und obwohl er seinen Bund bricht, wird er dennoch, da er ihr Haupt und Schirmherr ist und seinen Diener, den falschen Propheten, hat, der dort seinen Sitz als der große Erzpriester jenes Tages haben wird, mit Hilfe dieses falschen Propheten die Anbetung seines Bildes im Tempel Gottes fortsetzen. Vergleiche dazu den Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte (Mt 24,15). Infolgedessen wird der König des Nordens als Verwüster herabkommen. Es wird also zu jener Zeit zwei Feinde für die rechtschaffenen Juden geben. Der Verwüster, oder der Assyrer, ist der Feind von außen. Der Feind von innen ist der Antichrist oder ihr eigenwilliger König, der sie in Verbindung mit dem römischen Fürsten verdirbt. Die wahre Bedeutung dieses Textes ist also:
Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden (V. 27b).
Mit „das Verwüstete“ ist Jerusalem gemeint. Und die ganze Vollendung oder das, was Gott gegen die Juden verfügt hat, muss seinen Lauf nehmen. „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist“ (Mt 24,34). Dies werden die letzten Vertreter des Christus ablehnenden Teils Israels sein, und Gott wird alle seine Gerichte auf sie herabkommen lassen. Sie werden hinweggefegt werden, und dann wird der heilige Same übrigbleiben, der gottesfürchtige Überrest, den Gott zum großen Kern des Segens für die ganze Welt unter der Herrschaft des Herrn Jesus machen wird.