Behandelter Abschnitt Hld 7,1-14
So wird die zuversichtliche und leuchtende Erwartung „des Israels Gottes“ erfüllt werden, die in Psalm 73,24 anschaulich zum Ausdruck kommt, aber in den meisten Versionen durch den Unglauben an ihre berechtigten Hoffnungen und die daraus folgende Ersetzung durch christliche Gefühle geändert wird, was weder im Psalm von Asaph noch in irgendeinem anderen des Buches zutrifft: „durch deinen Rat wirst du mich leiten, und nach der Herrlichkeit wirst du mich aufnehmen“ (Ps 73,24). So wird es mit der irdischen Braut sein, aber nicht mit der himmlischen; diese letzte Annahme führte wahrscheinlich zu der eigenartigen Abweichung von aller legitimen Konstruktion und neigt dazu, den unvorsichtigen englischen Leser in der ständigen Fehlinterpretation der Psalmen zu halten.
Christus, wie Er der Versammlung bekanntgemacht wurde, wurde bei der Vollendung der Erlösung in Herrlichkeit aufgenommen und wird uns bei seinem Kommen verwandeln und zu sich aufnehmen, bevor Er uns als Teilhaber seiner himmlischen Herrlichkeit in seinem Reich vorstellt. Die Aufnahme Zions, die auf einem wenig bekannten Weg und durch verwüstendes Leid geführt wird, wird stattfinden, nachdem die Herrlichkeit erschienen ist (vgl. Ps 85,9; 102,13-22; Sach 2,8).
Wie das letzte Kapitel ab Vers 4, ist dies wieder die Äußerung des Bräutigams, außer des letzten Teil von Vers 9 bis zum Ende.
Kehre um, kehre um, Sulamith; kehre um, kehre um, dass wir dich anschauen! – Was wollt ihr an der Sulamith schauen? – Wie den Reigen von Machanaim.
Wie schön sind deine Tritte in den Schuhen, Fürstentochter! Die Biegungen deiner Hüften sind wie ein Halsgeschmeide, ein Werk von Künstlerhand. Dein Nabel ist eine runde Schale, in der der Mischwein nicht mangelt; dein Leib ist ein Weizenhaufen, umzäunt mit Lilien. Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen. Dein Hals ist wie ein Turm aus Elfenbein; deine Augen wie die Teiche zu Hesbon am Tor der volkreichen Stadt; deine Nase wie der Libanon-Turm, der nach Damaskus hinschaut. Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel, und das herabwallende Haar deines Hauptes wie Purpur: Ein König ist gefesselt durch deine Locken!
Wie schön bist du, und wie lieblich bist du, o Liebe, unter den Wonnen!
Dieser dein Wuchs gleicht der Palme, und deine Brüste den Trauben. Ich sprach: Ich will die Palme ersteigen, will ihre Zweige erfassen; und deine Brüste sollen mir sein wie Trauben des Weinstocks, und der Duft deiner Nase wie Äpfel, und dein Gaumen wie der beste Wein – der meinem Geliebten sanft hinuntergleitet, der über die Lippen der Schlummernden schleicht.
Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen. Komm, mein Geliebter, lass uns aufs Feld hinausgehen, in den Dörfern übernachten. Wir wollen uns früh aufmachen zu den Weinbergen, wollen sehen, ob der Weinstock gesprosst, die Weinblüte sich geöffnet hat, ob die Granatbäume blühen; dort will ich dir meine Liebe geben. Die Dudaim duften, und über unseren Türen sind allerlei edle Früchte, neue und alte, die ich, mein Geliebter, dir aufbewahrt habe (V. 1‒14).
Es ist der Ausdruck seines Wohlgefallens an der Braut. Welch eine Veränderung für den Juden, der Christus verachtet, bewirkt doch die Gnade! Wir wissen es, für uns selbst zu gut, für Ihn zu wenig. Alles, was Er für gut und wohlriechend hält, ist von Ihm, ob jetzt oder an jenem Tag. Und die Frucht des Fortschritts des gottesfürchtigen Überrests in der Erkenntnis der Liebe des Messias zeigt sich in Vers 10 im Vergleich mit Hohelied 2,16 und 6,3. Sie, wie wir, wie alle, die echt sind, müssen mit „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein“ beginnen. Das ist die wahre Ordnung der Gnade. Er hat die Braut angeschaut und sich dazu herabgelassen, ihr zu werden, wie sie sein ist.
Jetzt endlich wacht sie zu der unendlichen Liebe auf, die sie einst blind und stolz zu ihrem Verderben abgelehnt hat. Jetzt weiß sie, dass Er der König ist, und dass Er sie trotz allem liebt und ihr gehört, und dass sie sein ist. Wie viel hatte sie damals noch zu lernen! Aber sie lernt allmählich mehr und mehr von seiner Liebe zu ihr kennen und was sie in seinen Augen war. Daher kann sie in Hohelied 6,3 sagen, sogar nachdem sie ihre Torheit und das Selbstgericht, die sie in ihr hervorgerufen hat, empfunden hat: „Ich bin meines Geliebten; und mein Geliebter ist mein“. Das ist ein großer Schritt zu seiner Zeit und das Zeichen des Vertrauens in seine Liebe. Und hier, in Hohelied 7,11, nimmt es wieder den ersten Platz ein, mit einer Sprache, die ihr Empfinden für seine Zuneigung besiegelt. „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“ Sicherlich ist sie höchst heilig und souverän in ihrer Gnade, aber eine Liebe, die durch die Kraft des Heiligen Geistes Ihm entspricht, der, wie der Prophet sagt, nicht nur retten, sondern über seine Braut frohlockt mit Jubel – in seiner Liebe schweigt und über sie mit Gesang jubeln wird.
Dann wird zu gegebener Zeit die Mission Israels folgen, erneuert und demütig, und das Herzen verlangt nach dem Segen für andere. Welche Freude für alle Familien der Erde, wenn die uralte Verheißung an die Väter der Gläubigen buchstäblich in ihrem ganzen Umfang erfüllt wird! Welch ein Morgen nach der langen Nacht der Sünde, der Schande und der Tränen! Aber das kann nicht geschehen, bis die Ungläubigen ihre Sünden bekennen und den Geliebten empfangen und in Wahrheit des Herzens sprechen: „Gesegnet sei, der das kommt im Namen des Herrn“ (Mt 23,39).
Dann, wenn die Menschen durch den Segensspender gesegnet sind, wird auch die Erde selbst ihr lang aufgestautes Wachstum hervorbringen. Aber nichtsdestoweniger wird Zion hier auf der Erde seinen eigenen, besonderen Platz der Liebe und Ehre haben. Es liegt an uns, die Gnade zu genießen und zu bezeugen, die den Verherrlichten im Himmel weiß, von wo aus wir Ihn erwarten und die Gewissheit haben, dass Er kommen und uns dorthin bringen wird, sogar in das Haus seines Vaters. An jenem Tag aber wird Zion frohlocken und werden die Töchter Judas sich freuen wegen seiner Gerichte, die den Frieden und die Glückseligkeit der Erde unter seiner gerechten Herrschaft einleiten.